Die Hansestadt belegt im Vergleich von 60 Städten die Spitzenposition. Wirtschaftsleistung, Zahl der Arbeitsplätze und Kaufkraft entwickeln sich gut.

Hamburg. Gute Aussichten für Hamburg: Die Hansestadt ist die deutsche Großstadt mit der besten wirtschaftlichen Perspektive. Zu diesem Ergebnis kommt Feri, Europas größtes privates Forschungsinstitut, in einer Studie für das Magazin "Capital". Dafür haben Experten untersucht, wie sich in den bundesweit 60 wichtigsten Städten zwischen 2006 und 2015 Wirtschaftsleistung, Arbeitsplätze, Bevölkerung und Kaufkraft entwickeln. Die norddeutsche Handelsmetropole konnte sich gegenüber der Vorgängerstudie aus dem Jahr 2007 von Platz vier auf Rang eins vorschieben - und damit erstmals den Technikstandort München, der nun an zweiter Stelle liegt, überholen. Der Grund: "Kein anderer Standort in Deutschland ist für die Globalisierung und den internationalen Handel so gut gerüstet wie Hamburg", sagt Ökonom Manfred Binsfeld, der die Studie betreut hat. Die Wirtschaftsleistung werde in der Hansestadt bis 2015 um 13,5 Prozent wachsen, die Zahl der Arbeitsplätze auf 1,1 Millionen steigen - ein Zuwachs von mehr als fünf Prozent im Vergleich zu 2006.

Die Hamburger Wirtschaftsbehörde freut sich über das gute Abschneiden, und Bürgermeister Ole von Beust (CDU) sagte dem Magazin "Capital", es sei vor allem "die globale Marke, die Internationalität", die Hamburg stark mache. "Zwar trifft die Krise das Drehkreuz Hamburg derzeit heftig. Aber wir gehen davon aus, dass dieser Einbruch vorübergehend ist, die Konjunktur von den USA bis China bald wieder anspringt", sagte Feri-Betriebswirtin Uta Hummel dem Abendblatt. Der Hafen verschaffe der Stadt einen "geopolitischen Vorteil", den bundesweit kein anderer Standort bieten könne. "Positiv haben wir die Erschließung der HafenCity bewertet, in der sich künftig Kreativfirmen ansiedeln und Arbeitsplätze entstehen werden", so Hummel. Zudem sei es Hamburg gelungen, hoch qualifizierte Arbeitskräfte auszubilden und in der Stadt zu halten.

Besonders auffällig: Es sind insbesondere mittelgroße Universitätsstädte wie Münster (von Platz 14 auf den dritten Rang) oder Freiburg (von Rang zwölf auf fünf), die sich auf die vorderen Plätze geschoben haben. Es sei eben vor allem der "Kampf um kluge Köpfe", der den wirtschaftlichen Wettbewerb entscheide, heißt es. "Gerade in der Krise offenbart sich, wie wichtig Wissen als Wirtschaftsfaktor ist", sagt Ökonom Manfred Binsfeld.

"Mit der HafenCity-Universität, der Bucerius Law School und anderen privaten Universitäten hat die Stadt den richtigen Weg eingeschlagen", sagt auch Silvia Stiller vom Hamburgischen WeltwirtschaftsInstitut (HWWI). Die "sehr guten Aussichten" seien berechtigt - auch wegen der positiven Bevölkerungsprognose. Doch es gebe auch noch einiges zu tun: "Für Innovation und Forschung sind nach wie vor Städte wie Stuttgart oder München bekannt. Dort werden auch mehr Patente angemeldet."

Hamburgs Spitzenposition sei "erfreulich", sagte Günther Klemm, Chefvolkswirt der Hamburger Handelskammer. "Es gibt schließlich auch Regionalstudien, die anderes sagen." Er gehe davon aus, dass es wirtschaftlich nach einer "kleineren Delle" wieder deutlich bergauf gehe. "Hamburg ist traditionell Deutschlands Außenhandelsstandort Nummer eins. Sobald die Weltwirtschaft wieder Fahrt aufnimmt, werden wir davon profitieren." Vorraussetzung: "Hamburg muss seine gute Infrastruktur behalten und ausbauen", so Klemm. Auch als "Talentstadt", in der junge Menschen hervorragend ausgebildet werden, müsse die Stadt ihren guten Ruf behalten und steigern. "Dann stehen die Chancen gut", so Klemm, "dass sich alle guten Prognosen bewahrheiten."