Gehaltsobergrenze von 500 000 Euro wurde für Dirk Jens Nonnenmacher ausgehebelt, um ihn in der Krise zu halten.

Mit ihrer Gehaltsobergrenze von 500 000 Euro für die Vorstände von Banken unter dem staatlichen Rettungsschirm hat die Bundesregierung offensichtlich für mehr Streitfälle gesorgt als zunächst erwartet. Der Chef der kriselnden HSH Nordbank, Dirk Jens Nonnenmacher, soll nun - einschließlich einer Altersvorsorge - fast den sechsfachen Betrag erhalten, weil man ihn nicht verlieren will. "Das ist natürlich nicht im Sinne des Erfinders", sagte der Finanzexperte Wolfgang Gerke dem Abendblatt. "Andererseits ist es schwer zu beurteilen, welcher Topmanager für ein Gehalt von 500 000 Euro auf dem Markt anstelle von Nonnenmacher zu bekommen wäre", so Gerke.

Tatsächlich sei die HSH kein Einzelfall: Auch der neue Chef der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) in Stuttgart, Hans-Jörg Vetter, muss sich nicht mit dem gedeckelten Einkommen zufriedengeben. Nach Angaben des baden-württembergischen Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) wäre für 500 000 Euro kein Spitzenmanager gekommen.

Bei seinem vorherigen Arbeitgeber, der Landesbank Berlin, soll Vetter ein Fixgehalt von knapp 1,1 Millionen Euro erhalten haben. Nach einer Milliarden-Kapitalspritze für die LBBW hatte der Stuttgarter Landtag beschlossen, die Vorstandsgehälter bei der Bank entsprechend der Bundes-Vorgabe zu begrenzen. Finanzexperte Gerke weist allerdings auch darauf hin, dass Commerzbank-Chef Martin Blessing die Kappung des Gehalts akzeptiert hat - und das Frankfurter Geldhaus, das nach massiven Kapitalspritzen zu 25 Prozent in Staatsbesitz geriet, ist um ein Vielfaches größer als die HSH Nordbank. Blessing hatte sogar öffentlich Verständnis für die Deckelung der Bezüge geäußert.

Die Festlegung der Gehaltsobergrenze ist eine von mehreren Vorgaben des Bundes für Banken, die infolge der Finanzmarktkrise Staatshilfe in Anspruch nehmen. Neben der Kappung der Vorstandsbezüge für die Jahre 2008 und 2009 auf maximal je 500 000 Euro pro Person dürfen keine Boni gezahlt werden. Die Aktionäre müssen für die beiden Jahre auf Dividenden verzichten.

Auch um Bonuszahlungen hatte es bei der HSH Nordbank bereits Streit gegeben: Hieß es im Dezember noch, die Mitarbeiter sollten für 2008 Boni erhalten, musste dieser Beschluss im Januar zurückgenommen werden. Ebenso verzichtete die Landesbank erst auf Druck der EU-Kommission auf die umstrittene Ausschüttung von insgesamt 264 Millionen Euro an stille Einleger und Inhaber von Genussscheinen. Nach einem Verlust von 2,7 Milliarden Euro im Jahr 2008 hatten Hamburg und Schleswig-Holstein die HSH mit frischem Kapital von drei Milliarden Euro versorgt, außerdem sicherte sich die Bank staatliche Liquiditätsgarantien von bis zu 30 Milliarden Euro.