Nach Ansicht der Opposition darf der Senat die voraussichtlichen Kosten für die Straßenbahn-Verbindung zwischen Winterhude und Bramfeld nicht im Dunkeln halten.

"Die Karten müssen auf den Tisch, so unangenehm das auch sein mag", sagte SPD-Fraktionschef Michael Neumann dem Abendblatt. Es dürfe nicht sein, dass die Stadt nach Kostensteigerungen bei Elbphilharmonie, HafenCity-Universität oder der U-Bahn-Linie in die HafenCity "nun mit der Stadtbahn in die nächste Finanzierungsfalle fährt".

Neumann appellierte an den von der GAL betonten Anspruch auf Transparenz: "Als Frau Hajduk noch grüne Haushalts-expertin war, hätte sie solche Vernebelungsversuche nicht durchgehen lassen."

Wie berichtet, hatte Stadtentwicklungssenatorin Anja Hajduk (GAL) Details eines ersten, 7,6 Kilometer langen Streckenabschnitts zwischen der U-Bahn-Station Kellinghusenstraße und dem Bramfelder Dorfplatz veröffentlicht. Obwohl bereits im Jahr 2012 Baubeginn sein soll, entsprechende Mittel aus dem Haushalt also deutlich früher bereitgestellt werden müssten, will die Senatorin bisher aber nicht einmal den groben Kostenrahmen für das Projekt bekannt geben.

Auf erneute Nachfrage sagte Behördensprecher Enno Isermann: "Wir können die Kosten derzeit noch nicht exakt berechnen." Grund dafür sei allerdings auch die ungewisse Höhe an Zuschüssen vom Bund. Nicht absehbar sei die Rechnung, weil Berlin nur Streckenabschnitte fördere, auf denen die Bahn in einer eigenen Trasse fährt - aber nicht, wenn sich die Züge eine Strecke mit Autos und Radfahrern teilen. "So detailliert ist der Streckenverlauf eben noch nicht geplant", sagt Isermann. Allerdings gehe die Senatorin "fest davon aus", dass sich die Straßenbahn langfristig rechne, denn die Zahl der Fahrgäste im Nahverkehr steige stabil an. "Von ökologischen Vorteilen ganz zu schweigen." Erfahrungen in anderen Städten zeigen, dass je Kilometer Straßenbahn zwischen zehn und zwanzig Millionen Euro Baukosten anfallen, Planung und Züge nicht inbegriffen. In der Behörde wird aber betont, dass diese Werte in Hamburg "ganz anders ausfallen können". Verbindet eines Tages, wie geplant, eine 15 Kilometer lange Strecke Altona mit Bramfeld, könnten die Baukosten demnach zwischen 150 und 300 Millionen Euro liegen. Der Koalitionspartner von GAL-Senatorin Anja Hajduk, CDU-Verkehrsexperte Klaus-Peter Hesse, befürwortet zwar grundsätzlich das Projekt, kritisiert aber den geplanten Streckenverlauf.

"Äußerst sinnvoll ist, dass die Bahn mit Steilshoop einen Stadtteil erschließt, der bisher vom Schienenverkehr ausgeschlossen war", sagte Hesse. Konsequent wäre daher auch, die Bahn sogar bis Osdorf fortzusetzen. "Aber ob die Strecke auch mitten durch die Stadt laufen muss, durch ein ohnehin gut erschlossenes Gebiet, das ist bei den zu erwartenden Platzproblemen und Konflikten mit Anwohnern zu bezweifeln." CDU-Politiker Hesse hatte zudem für einen anderen Streckenverlauf im Winterhude plädiert, nämlich über die U-Bahn-Station Lattenkamp, da in diesem Bereich die Straßen breiter sind.