Vogelperspektive

Harley Days: "Knattern bis zur Ohnmacht", Hamburger Abendblatt, 30. Juni

Gut gelaunt schlägt man die Zeitung auf und bekommt vermittelt, dass offenbar ein Großteil der in Hamburg lebenden Bürger die Harley Days als Zumutung für die Stadt wahrnimmt. Das macht mich sehr traurig. Richtig ist sicherlich der ökologische Blick. Aber wo bleibt der Blick aus der Vogelperspektive - wirtschaftlich und Weltstadt Hamburg? Ich vermisse bei unseren Mitmenschen die heitere objektive Gelassenheit und Demut. Vieles wäre leichter, wenn wir erst mal an andere denken, bevor wir an uns selbst denken.

Stefanie Lemmermann, per E-Mail

Beschimpft

Ich fahre nicht nur Motorrad, ich fahre auch Fahrrad, und ich jogge gern. Letzteres am liebsten in ruhiger und freier Natur. Aber ich fahre auch gern Motorrad. Ich fahre Harley-Davidson. Nicht, um Krach zu machen oder um jeden Preis aufzufallen. Nein, weil es Teil meines Lebens ist. Ich weiß auch, dass Veranstaltungen wie die Hamburger Harley Days meine Mitmenschen polarisieren. Viele sind sehr interessiert, stehen gar zu Tausenden an den Straßen und applaudieren zum Konvoi. Vielen anderen ist es zu laut, zu hektisch, und es sind ihnen gar zu unheimliche Gestalten auf der Straße. Aber ich habe selten Leute erlebt, die pauschal eine ganze Menschengruppe derart beschimpfen ("In Angst und Schrecken" und "Körperverletzung"). Ich möchte nicht, dass Sie mich mögen. Ich erwarte auch keinerlei Verständnis von Ihnen für diese Veranstaltung. Aber bitte erweisen Sie mir wenigstens denselben Respekt, den ich Ihnen gegenüber habe.

Rolf Meyerhoff, per E-Mail

Die Mehrheit

Ansichtssache: "Angst, Mangel, Demütigungen - aber warum wird heute die DDR so verklärt?", Hamburger Abendblatt, 29. Juni

Ich möchte Herrn Gretzschel ausdrücklich für seinen Beitrag danken. Ich denke, er hat ausgesprochen, was die Mehrheit empfindet und vielleicht sogar erlebt hat. Diejenigen Ostdeutschen, die den SED-Unrechtsstaat als eher positiv bewerten, gehörten wahrscheinlich zu den Unterdrückern und nicht zu den Unterdrückten.

Rolf Wüpper, per E-Mail

Klare Worte

Großes Dankeschön für die klaren Worte Ihres Redakteurs Matthias Gretzschel auf der Politikseite. Ich bin sehr erleichtert über seine Fragen an die ehemaligen DDR-Bürger und könnte sie meilenweit ergänzen. Ich hatte in diesem Staat kaum eine Chance, habe es nicht ausgehalten und bin unter mühsamen Bedingungen gegangen.

Ruth Mamerow, per E-Mail

Aus der Seele

Vor wenigen Wochen habe ich das Stasi-Gefängnis in Berlin-Hohenschönhausen besichtigt. Die Eindrücke haben mich sehr bewegt. Ich frage mich: Wie kann ein so erheblicher Teil der ostdeutschen Mitbürger einen Staat idealisieren, der die Freiheit der Bürger einschränkte, bespitzelte und Systemgegner foltern ließ? Ihr Text hat mir deshalb so richtig aus der Seele gesprochen. Vielen Dank.

Nicola Rochlitz, per E-Mail

Zutreffend

Endlich einmal eine ehrliche und zu hundert Prozent zutreffende Beschreibung zur untergegangenen DDR. Ich wurde im Jahre 1944 in Roßleben/Unstrut (Thüringen) geboren und lebe seit 1947 in der Bundesrepublik. Meine Verwandten mütterlicherseits habe ich bis zur Wende regelmäßig besucht, zunächst per Bahn, später dann per Pkw. Ihre Schilderungen treffen sowohl hinsichtlich des DDR-Grenzer-Tons als auch in Bezug auf die Personen- und Gepäckkontrollen unbedingt zu. Wer das nicht selbst erlebt hat, kann sich darüber kein Urteil erlauben, schon gar nicht die ehemaligen DDR-Bürger.

Von der Luftverschmutzung einmal abgesehen, ist es mir heute noch unheimlich daran zu denken, dass uns eines Tages zum Beispiel der Reaktor in Greifswald hier in Hamburg "um die Ohren geflogen" wäre.

Heinz W. Betz, per E-Mail

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