Die GAL will Passivhäuser auf dem ehemaligem Bahngelände im Herzen Altonas errichten. Die Linke fordert 70 Prozent Sozialwohnungen.

Hamburg. Noch rattern hier Bahnwaggons im Bogen aus Altona heraus in Richtung Hauptbahnhof. Doch schon Ende 2012 könnte nach Einschätzung der Stadtentwicklungsbehörde auf dem weitläufigen Bahnareal im Herzen von Altona der Bau von bis zu 2000 Wohnungen starten. Und geht es nach Plänen der GAL in Altona, müsste dieser neue Stadtteil ein reiner Ökostadtteil werden. "Altona kann Vorbild sein, den Anspruch Nachhaltigkeit zu realisieren", heißt es in einem jüngst verabschiedeten Positionspapier des GAL-Kreisverbands. Dass die Grünen sich nun dieses Themas massiv angenommen haben, hat einen guten Grund: Bisher wurde über die "Neue Mitte Altonas" im Zusammenhang mit der Verlegung des Altonaer Fernbahnhofs an die S-Bahn-Station Diebsteich diskutiert. Irgendwann, vielleicht 2016, sollte die bisher von der Bahn lediglich angekündigte Verlegung umgesetzt sein.

Doch jetzt hat die Stadt die Weichen für eine "vorgezogene Entwicklung" auf einem Teil der Bahnfläche gestellt, wie eine Behördensprecherin bestätigte. Dabei handelt es sich im Kern um knapp 30 Hektar ehemaliges Güterbahngelände südlich der Stresemannstraße. Eine Fläche, die fast doppelt so groß wäre wie die Binnenalster und auch schon ohne Verlegung des Fernbahnhofs verfügbar ist. Ein Planungsbüro sei bereits mit einer ersten Studie beauftragt worden, und am 25. Mai plant die Behörde dazu eine erste öffentliche Infoveranstaltung. Titel: "Urbanes Wohnen am Park". Insgesamt ist das Plangebiet samt neuem Fernbahnhof sogar rund 75 Hektar groß. Grundeigentümer sind dort die Bahn, die Holsten AG und Aurelis, ein ehemaliges Immobilienunternehmen der Bahn, das 2007 samt einem riesigen Eigentum an alten Bahnflächen von dem Baukonzern Hochtief Projektentwicklung und dem Finanzinvestor Redwood Grove International gekauft wurde.

Für sie dürften die Pläne verlockend klingen, weil aus Gleisanlagen plötzlich wertvolles Bauland mitten in einem prosperierenden Stadtteil würde. Allerdings hat die Stadt mit einem städtebaulichen Vertrag reichlich Mitspracherecht bei der Planung der Neubauten. Daher positionieren sich jetzt die Parteien in Altona mit konkreten Forderungen: Die Linken etwa fordern, dass das städtische Wohnungsunternehmen Saga die Grundstücke auf dem Güterbahngelände kauft. 70 Prozent der Wohnungen sollten dann als Sozialwohnungen und rund zehn Prozent als Projekte von Baugemeinschaften gebaut werden.

Auch die GAL in Altona, die in dem Bezirk mit der CDU die Mehrheitskoalition bildet, hat weitreichende Forderungen: In dem Positionspapier "Neue Mitte Altona" formulierte der GAL-Kreisverband eine Reihe konkreter Details. Im Kern verlangen die Grünen in ihrem Papier Ökobauten mit bezahlbaren Wohnungen - was in dieser Kombination eine echte Herausforderung für Investoren wäre. Die GAL will auch, ähnlich wie die Linke, festschreiben lassen, was dort gebaut wird - allerdings ist die Forderung nach Sozialwohnungen deutlich moderater. Mindestens 30 Prozent solle der Anteil von Sozialwohnungen und mindestens 20 Prozent der Anteil von Genossenschaftswohnungen betragen, heißt es in dem Papier. Ferner fordern sie, dass sämtliche Gebäude "ausschließlich" als sogenannte Passivhäuser mit extrem geringen Verbrauchswerten gebaut werden.

Für eine Planung mit Augenmaß plädiert indes die CDU in Altona. Massiver Sozialwohnungsbau sei da ebenso bedenklich wie eine zu teure Ökoarchitektur, die sich an den Standards der HafenCity orientiere. CDU-Bauexperte Sven Hielscher: "Wir wollen da weder ein Sozialgetto noch einen Yuppie-Stadtteil."

Infoveranstaltung "Mitte Altona", Dienstag, 25. Mai. 18.30 Uhr, Haubachstraße 55