Finkenwerder. Vollsperrung im Finkenwerder Landscheideweg führt zu abenteuerlichen Szenen vor Kita und Grundschule. Wann ein Ende in Sicht ist.

Die Menschen in Finkenwerder sind Kummer gewohnt, was die Verkehrssituation in ihrem Stadtteil angeht – dafür sorgen allein Tausende Airbus-Pendler, die sich Werktag für Werktag durch den schmalen Ortskern drängeln, anstatt die eigens für sie gebaute Umgehungsstraße zu nutzen.

Das führt in den Stoßzeiten zu Dauerstau auf der Elbinsel – wer den als Pendler umfahren möchte, hat die Wahl zwischen zwei Routen, die von der Hauptverbindungsstraße abweichen und dafür über schmale Wege durch die Mitte der Elbinsel führen: den Finkenwerder Landscheideweg oder die Strecke über Köterdamm/Kirchenaußendeichsweg.

Finkenwerder: Vollsperrung der Landscheide verschärft Verkehrschaos auf Elbinsel

Eine dieser beiden Routen, der Finkenwerder Landscheideweg, ist seit Herbst 2023 auf Höhe der Hausnummer 59 voll gesperrt – und wird es voraussichtlich bis Mitte des Jahres bleiben. Das teilte das Unternehmen Hamburg Wasser nun auf Abendblatt-Anfrage mit.

„Hamburg Wasser führt seit August 2023 zur Sicherstellung der Abwasserentsorgung auf Höhe des Finkenwerder Landscheidewegs 59 Sielbauarbeiten durch: Es wird ein neues Pumpwerk errichtet, um gestiegene Abwassermengen weiterhin zuverlässig entsorgen zu können“, erklärt Pressesprecherin Nicole Buschermöhle. „Nach aktuellem Stand gehen wir von einer Fertigstellung Mitte dieses Jahres aus.“

Die Vollsperrung im Finkenwerder Landscheideweg wird noch Monate dauern. Hamburg Wasser führt hier Sielbauarbeiten durch.
Die Vollsperrung im Finkenwerder Landscheideweg wird noch Monate dauern. Hamburg Wasser führt hier Sielbauarbeiten durch. © HA | Iris Mydlach

Die Belastung durch Pendlerinnen und Pendler in dem dörflichen Stadtteil wird sich also bis mindestens Sommer 2024 ungleich verteilen. Während die Anwohner im Finkenwerder Landscheideweg – zumindest im Abschnitt zwischen Ostfrieslandstraße und Nikolaikirche – pendlertechnisch aufatmen, hat sich die Verkehrssituation auf der Strecke Köterdamm/Kirchenaußendeichsweg seit Beginn der Vollsperrung spürbar verschärft.

Eltern berichten von abenteuerlichen Szenen vor Kita und Grundschule

Vor allem an der Fahrbahnverengung neben der Nikolaikirche spielen sich mitunter abenteuerliche Szenen ab. Da an dieser Stelle der Verkehr nur in eine der beiden Richtungen fließen kann, sind alle Verkehrsteilnehmer auf gegenseitige Rücksichtnahme angewiesen – zu den Airbus-Rushhour-Zeiten offenbar ein Ding der Unmöglichkeit.

Das Nachsehen haben meist Schulkinder, die morgens mit dem Fahrrad zur Grundschule Westerschule fahren und ausweichen müssen, wenn sich die Fahrzeugkolonnen von beiden Seiten hupend gegenüberstehen. Eltern, die mit ihren Kindern zur direkt am Nadelöhr gelegenen Kita müssen, sind ebenfalls genervt.

Ursprünglich war das Ende der Bauarbeiten im Finkenwerder Landscheideweg für Ende 2023 geplant. Die deutliche Verzögerung ist laut Hamburg Wasser nun allerdings Faktoren geschuldet, die das Unternehmen nicht selber beeinflussen kann.

„Wir danken den Menschen vor Ort für ihre Geduld“

„Im Zuge der Arbeiten wurde eine Baugrube ausgehoben, um Schächte im Erdreich zu verbauen. Diese Schächte werden aus Beton hergestellt, der gemäß technischem Regelwerk eine längere Trocknungszeit benötigt, um vollständig auszuhärten und langjährig beständig zu sein“, sagt Nicole Buschermöhle. Dafür brauche es trockene Wetterbedingungen und Mindesttemperaturen über einen längeren Zeitraum hinweg.

„Aufgrund der zu kalten und zu regnerischen Witterung in den letzten Monaten war ein fachgerechter Aufbau der Betonschächte leider nicht möglich, so die Pressesprecherin: „Wir danken den Menschen vor Ort für ihre Geduld.“

Hans-Paul Jonas (r.) mit Pedro Freire Duarte, neuer Chef der Gärtnerei Jonas am Finkenwerder Landscheideweg. Die Umsätze der Gärtnerei sind seit Beginn der Vollsperrung um rund 50 Prozent eingebrochen..  
Hans-Paul Jonas (r.) mit Pedro Freire Duarte, neuer Chef der Gärtnerei Jonas am Finkenwerder Landscheideweg. Die Umsätze der Gärtnerei sind seit Beginn der Vollsperrung um rund 50 Prozent eingebrochen..   © HA | Iris Mydlach

Die muss aktuell vor allem Pedro Freire Duarte haben. Der neue Chef der Finkenwerder Gärtnerei Jonas verzeichnet seit Beginn der Straßensperrung einen Umsatzeinbruch von 50 Prozent. Der Betrieb liegt in Sichtweite der Baustelle und muss seit vergangenem Herbst ohne Durchgangsverkehr von Pendlern und Einheimischen auskommen. Vor allem rund um die Erntezeit im Herbst und zu Totensonntag habe sich das bemerkbar gemacht, sagt Senior-Chef Hans-Paul Jonas.

Verärgert sind Pedro Freire Duarte und Hans-Paul Jonas allerdings nicht über die Bauarbeiten an sich, „die nun mal sein müssen, da kann ja keiner was für“, sagt Jonas. Doch niemand würde die Anwohner darüber informieren. Früher habe man wenigstens mal eine Wurfsendung im Briefkasten gehabt, auf der die Maßnahmen erklärt und Verzögerungen angekündigt worden seien. „Aber heute steht das ja nicht einmal mehr auf den Schildern.“