Drohende Zahlungsunfähig scheint abgewendet: Das Krankenhaus und seine Berater versprechen den Genossen eine gute Zukunft.

Salzhausen. Das angeschlagene Krankenhaus Salzhausen befinde sich auf einem guten Weg - diese Kernbotschaft haben das Management sowie die Berater und Anwälte des Krankenhauses am Donnerstagabend auf der Generalversammlung in Rüter's Gasthaus in Salzhausen verkündet. Eingeladen waren die Genossen des einzigen genossenschaftlichen Krankenhauses in Deutschland. Rund 180 Frauen und Männer, die meisten aus der "Generation 55plus", kamen in das Lokal, denn in den vergangenen Monaten hatte die 1897 gegründete Klinik mit unerfreulichen Nachrichten für Aufsehen gesorgt: Am 13. November hatte das Krankenhaus einen Insolvenzantrag bei der Insolvenzabteilung des Amtsgerichts Lüneburg gestellt. Zwei Tage später hatte das Gericht das sogenannte Schutzschirmverfahren genehmigt. Damit konnte die Klinik ihren Zahlungsverpflichtungen noch "vollumfänglich" nachkommen - gleichzeitig befürchtete das Management, dass das Krankenhaus "demnächst" zahlungsunfähig werden könnte.

Diese Gefahr scheint jetzt abgewendet: "Wir sind auf einem guten Weg", sagte Verwaltungsdirektor Ulrich Magdeburg den Genossen im Gasthaus. Von November bis Januar zahlt die Agentur für Arbeit drei Monate lang die Löhne und Gehälter für die rund 180 Mitarbeiter - dabei geht es nach Informationen des Hamburger Abendblattes um eine Bruttolohnsumme von rund 400.000 Euro pro Monat.

Das IGSF, Institut für Gesundheits-System-Forschung GmbH in Kiel, hat in Abstimmung mit dem Management und leitenden Ärzten ein Sanierungskonzept ausgearbeitet. "Wir sind im Juli nach Salzhausen gekommen", sagte der IGSF-Sanierungsberater André Lehmann. Schnell sei klar gewesen, dass "weitreichende Maßnahmen erforderlich waren, um den Unternehmensbestand zu gewährleisten". Wenn die Klinik nicht in das Schutzschirmverfahren gegangen wäre, hätte Ende des Jahres die Zahlungsunfähigkeit gedroht.

Das Problem des Krankenhauses Salzhausen seien nicht die Personalstärke und zu hohe Personalkosten, sagte der Sanierungsberater. "Der wesentliche Grund für die Probleme sind Fallzahl- und Fallschwererückgänge." Sprich: zu wenige Patienten, zu wenig kompliziertere Operationen und weniger Patienten mit schwereren Erkrankungen. Deswegen sei mit den leitenden Mitarbeitern eine "Ausweitung der Leistungsbereiche" und eine "Straffung der Organisation" vereinbart worden. Wichtig sei auch eine "engere Verzahnung" zwischen Management und leitenden Ärzten.

Derzeit verfüge das 75-Betten-Haus über eine Liquidität von 1,2 Millionen Euro und stehe damit so gut da wie schon lange nicht mehr. "Jetzt muss die Klinik die Erlösseite verbessern", sagte IGSF-Geschäftsführerin Ute Golbach. "Es war nie die Absicht, Abteilungen zu schließen oder Mitarbeiter zu entlassen."

Neun Mitarbeiter haben die Genossenschaft seit dem Beginn des Schutzschirmverfahrens verlassen, das entspricht 5,8 Vollzeitstellen. Zwei Mitarbeiter kamen neu hinzu, die restliche Vakanz kompensieren andere Mitarbeiter, die jetzt länger arbeiten. Und das Krankenhaus hat noch fünf neue Ärzte bekommen: Zwei arbeiten in der Anästhesie, eine Ärztin arbeitet in der Chirurgie und zwei Ärzte in der Abteilung Inneres. "Die Stimmung im Haus ist gut, es herrscht eine konzentrierte Betriebsamkeit", bilanzierte der ärztliche Sprecher, Dr. Andreas W. Schneider, ein angesehener Urologe.

Der Hamburger Anwalt Jan Ockelmann ist der sogenannte vorläufige Sachwalter und wahrt die Gläubigerinteressen. Er lobte die Klinik mit den Worten: "Hier ist sehr früh und aktiv mit der Krise umgegangen worden. Die Sanierung hat beste Aussicht zu greifen. Das Krankenhaus kann am Markt gut bestehen bleiben. Die Banken stehen weiter hinter der Klinik." Hausbank ist die Volksbank Lüneburger Heide.

Kommende Woche hat Jan Ockelmann ein Gutachten beim Amtsgericht Lüneburg abzugeben. "Ich werde schreiben, dass die Sanierungschancen hervorragend sind", sagte der Anwalt, "bislang ist alles hervorragend für die Gläubiger gelaufen."

Anfang Februar kann dann das sogenannte Insolvenzplanverfahren beginnen. "Die Gläubiger werden vermutlich auf einen Teil ihrer Forderungen verzichten müssen", sagte der Lüneburger Anwalt für Insolvenzrecht und Sanierungsmediator Uwe Kassing.

Aber in Rüter's Gasthaus machte sich auch Kritik breit: "Management und Aufsichtsrat sind den harten Bedingungen des Gesundheitsmarktes mangels geeigneter Kernkompetenzen in den Bereichen Medizin, Vertrieb, Marketing, Werbung und Öffentlichkeitsarbeit auch weiterhin hilflos ausgeliefert", monierte etwa der Salzhäuser Manfred Nienstedt. "Nach der Investition von 6,3 Millionen Euro für den Umbau 2011 ist es versäumt worden, einen strategischen Vermarktungsplan zu entwickeln."