Die Gastronomie-Familie Cekirdek schließt nach 18 Jahren das Marmstorfer Restaurant. Damit sind die Schützen ohne Ballsaal.

Marmstorf. Der Schützenhof Marmstorf im Feuerteichweg 1 wird abgerissen. Bis zum kommenden Vogelschießen des Marmstorfer Schützenvereins am ersten Wochenende im Juli will Gastronom Ali Cekirdek noch weitermachen, dann sei Schluss. "Der Schützenhof wird nicht verkauft. Er bleibt im Eigentum der Familie", sagt sein Bruder Hüseyin. Seit 18 Jahren betreibt die Familie das Lokal. Das Geschäft habe sich nicht mehr gelohnt, und vom Schützenverein allein könne niemand leben, so Hüseyin Cekirdek. Vielleicht werde der Betrieb auch noch eine Zeitlang weiter laufen, aber am Ende, so Cekirdek, stehe der Abriss. "Wir wollen einen Verbrauchermarkt an dieser Stelle bauen, mit Wohnungen für die Familie in einem Obergeschoss. So kann der Parkplatz erhalten bleiben, damit die Schützen, unsere Nachbarn, auch in Zukunft ihr Schützenfest feiern können", sagt der Gastronom. Versuche, die Immobilie zu verkaufen, dürften damit als gescheitert angesehen werden.

Am Mittwochabend stand das Thema in einer Vorstandssitzung des Schützenvereins zur Debatte. "Für uns ist klar, wir müssen jetzt das Rad neu erfinden. Denn es ist kaum anzunehmen, dass Edeka oder Rewe, wer auch immer dort einziehen würde, eine Woche lang auf den Kundenparkplatz verzichtet, damit wir auf unserem Festplatz feiern können", sagt der 1. Vorsitzende des Vereins, Peter Willems. Denn das Problem der Schützen wird nicht der Festplatz sein, dafür, so Willems, ließen sich Alternativen im Ort finden. "Ohne Schützenhof fehlen uns die Räumlichkeiten für unseren Königsball. Den können wir nicht in einem Zelt oder unter freiem Himmel feiern", so Willems. Dafür, dass ein Unternehmer die Notbremse ziehen muss, wenn die Umsätze ausbleiben, hat der Marmstorfer Schütze Verständnis.

Cekirdeks Supermarkt-Pläne stoßen allerdings in Marmstorf nicht auf ungeteilte Zustimmung. Zum einen gibt es in dem Harburger Stadtteil Marmstorf bereits ein kleines Einkaufszentrum wenige Hundert Meter Luftlinie entfernt. Das könnte durch die allzu nahe Konkurrenz Probleme bekommen. Zum anderen dürfte es in dem dörflich geprägten Stadtteil für einen Aufschrei sorgen, wenn auf dem Gelände am Feuerteich alter, wertvoller Baumbestand für einen Supermarkt gefällt werden würde. Und für einige Schützenbrüder könnte eine öffentliche Diskussion darüber, was nach dem Schützenhof kommen soll, brisant werden. Auf der Mitgliederliste des Marmstorfer Schützenvereins stehen unter anderem die Namen von Jürgen Heimath, SPD-Fraktionschef in der Harburger Bezirksversammlung, und Fraktionskollege Horst Krämer, von Ronald Preuß, Fraktionschef der Grünen, und Rainer Bliefernicht, stellvertretender Fraktionschef der CDU-Fraktion in der Bezirksversammlung.

"Hinsichtlich der Nutzung des Grundstücks nach einem Abriss des Schützenhofes müssen wir noch viele Gespräche führen, auch im Hinblick auf geltendes Baurecht. Wichtig aber ist, dass die Marmstorfer in den Prozess einbezogen werden, damit wir einen breiten Konsens im Ort darüber finden, was nach dem Schützenhof kommen soll", sagt Jürgen Heimath. Seines Wissens, so der SPD-Politiker und Schützenbruder, liege dem Bezirksamt Harburg bislang noch kein Antrag auf Abriss oder Baugenehmigung für das Grundstück vor, so Heimath weiter. Der geltende Bebauungsplan für die Fläche jedenfalls sieht Mischgebiet vor. Das heißt, dort könnten auch Wohnungen gebaut werden. Und Wohnungsbau an dieser Stelle müsste gerade der SPD im Zuge ihres Wohnungsbauprogramms weit lieber sein als ein zusätzlicher Supermarkt für Marmstorf.

Im Interesse der Marmstorfer Schützen hingegen dürfte ein neuer Schützenhof sein, damit sie auch in Zukunft einen adäquaten Raum für ihren Königsball haben. "Wir brauchen nicht nur für die Schützen dringend einen Saalbetrieb, viele andere Vereine und auch die Parteien haben den Schützenhof frequentiert", sagt Rainer Bliefernicht. Er habe größtes Verständnis für die unternehmerische Entscheidung der Familie.

Problematisch könnte für den Gastronomen allerdings die auf seinem Grundstück zugelassene maximale Verkaufsfläche von 800 Quadratmetern werden. Für heutige Standards ist diese Fläche zu klein. Das räumt auch Bliefernicht ein, und macht gleich klar, dass es für eine Erweiterung der zulässigen Verkaufsfläche "politisch keine Mehrheit geben wird".