In Harburg werden zur Eröffnung der Internationalen Bauausstellung viele Projekte nicht fertig. Besucher sehen Bagger.

Harburg. Der Termin der Eröffnung des Präsentationsjahres der Internationalen Bauausstellung (IBA) rückt näher. Am 22. März soll Startschuss sein. Aber vor allem in Harburg werden bis dahin viele Projekte noch nicht vorzeigbar sein, weil es sie schlicht noch nicht gibt. Und mancher Baubeginn ist gar erst für das nächste Jahr geplant. "Außer der ganzen Verkehrsbelastung durch die IBA, dem IBA-Park, Marina und einer IBA-Ausstellung im Gloria-Tunnel mit teurer Wohlfühlbeleuchtung werden wir in Harburg wenig von der Bauausstellung sehen und haben. Harburg wurde schlichtweg stiefmütterlich von der IBA behandelt", moniert Ralf-Dieter Fischer, CDU-Fraktionschef in der Harburger Bezirksversammlung.

Eines der Projekte, das unlängst gekippt wurde, ist der "Brückenschlag auf die Harburger Schlossinsel". Den wird es in Form der geplanten Drehbrücke in diesem Jahr definitiv nicht geben. Das Projekt werde, so Helma Krstanowski vom Landsbetrieb Straße, Brücken, Gewässer (LSBG), noch in 2013 ausgeschrieben und in 2014 werde gebaut. Eine Fertigstellung noch während des Präsentationsjahres werde es in keinem Fall geben, so Krstanowski weiter. Wie berichtet, drohte die Drehbrücke, eine Verbindung über den Lotsekanal vom Kanalplatz zum Lotsekai, zur Harburger Elbphilharmonie zu werden. Ursprünglich waren für den Bau rund 1,5 Millionen Euro veranschlagt. Nachdem der LSBG das Bauwerk ausgeschrieben hatte, lag dann ein Angebot von etwa 3,6 Euro vor. Schließlich stellte sich heraus, dass auch dieses Angebot nicht mehr zu halten war. Das ganze Verfahren wurde zunächst gestoppt.

Harburgs Bürgermeister Thomas Völsch sah den LSBG in der Pflicht und forderte ein Provisorium für die Brücke, und zwar zur IBA-Eröffnung. Zum Provisorium sagt Helma Krstanowski: "Das Provisorium ist Sache des Bezirks." "Es liegen Vorschläge für eine Lösung des Brückenproblems vor, die auch schnell umsetzbar wären. Sie werden im Moment geprüft, und zwar vom Landesbetrieb", setzt Völsch dagegen.

"Es ist bedauerlich, dass die Brücke in keinem Fall zum Präsentationsjahr umgesetzt sein wird. Aber diese Verzögerung war in 2011, als für die Bücke eine Qualitätsvereinbarung unterschrieben, das Projekt also in unseren Katalog aufgenommen wurde, nicht absehbar", sagt Rainer Müller, Sprecher der IBA Hamburg. Außer der Brücke seien auch einige andere Harburger Projekte erst sehr spät in den Katalog der IBA aufgenommen worden. Das liege auch daran, so Müller weiter, dass "man in Harburg erst spät auf den Gedanken der IBA kam". Außerdem liege das Hauptaugenmerk der Ausstellung auf der Wilhelmsburger Mitte. Harburg, so der IBA-Sprecher, sei der "südliche Brückenkopf der Internationalen Bauausstellung".

Eine zweite große Baustelle der Ausstellung, zu der Gäste aus aller Welt erwartet werden, ist der Kaufhauskanal. "Maritimes Wohnen am Kaufhauskanal" heißt das ehrgeizige Projekt. 370 Wohneinheiten sollen zwischen Harburger Schlossstraße und Kaufhauskanal in schachbrettartiger Anordnung entstehen. Baubeginn sollte ursprünglich im Sommer 2013 sein. Daraus wird nichts. Erst hatte die IBA Probleme bei der Investorensuche, und jetzt dauern die archäologischen Grabungen auf dem Gelände länger als ursprünglich geplant. Es sei nicht einfach gewesen, Investoren für den Binnenhafen als Gebiet für Wohnungsbau zu begeistern.

Ein Gebiet wie der Binnenhafen, mit viel Gewerbe, Verkehr und Altlasten eigene sich aus Sicht von Investoren nicht vordringlich für Wohnungsbau, sagt Müller. Aber inzwischen hätten Bauherren eben auch den Charme des Harburger Binnenhafens erkannt. Das ändert allerdings nichts an der Tatsache, dass IBA-Besucher im Präsentationsjahr am Kaufhauskanal nichts als Bagger und einen Ausstellungscontainer zu sehen bekommen werden. Ein erster Bauabschnitt mit sechs Gebäuden soll Mitte 2014 fertig sein.

Wohnen wird am Hafencampus niemand, wenn am 22. März 2013 das Präsentationsjahr beginnt. Immerhin soll laut Planung im Sommer 2013 eine erste Musterwohnung in dem fünfgeschossigen Backsteinkomplex mit 63 Eigentumswohnungen fertig gestellt sein. Das vierte Projekt im Binnenhafen, das im Katalog der IBA unter dem Namen "Innovationscampus Center for Technologies" geführt wird, dürfte sich den Besuchern nur als Baustelle präsentieren. Der Baubeginn war für den November 2012 geplant und wurde auf 2013 verschoben.

Die IBA, so Müller, sei ein laufender Prozess, ein Impulsgeber für Entwicklungen. Dass sich Projekte zeitlich verzögert hätten, könne nicht verhindert werden, weil bei solchen Bauvorhaben verschiedene Faktoren eine Rolle spielten. Zuversichtlich zeigt sich der IBA-Sprecher beim Gloria-Tunnel. Dort wird eine Vorschau auf Binnenhafen-Projekte gezeigt. Eröffnungstermin der Ausstellung ist der 1. März.