Der neue Vorstand des Vereins Kunstwoche setzt auf Kooperation mit anderen Initiativen. Grenzen überschreiten“ heißt das neue Programm.

Jesteburg. Ein halbes Jahr nach der Wahl des neuen Vorstands wagt der Verein Kunstwoche Jesteburg sozusagen den Neuanfang beim Neuanfang. "Jetzt aber wirklich", könnte man auch über die Veränderungen innerhalb des Vereins sagen, die Rainer Löding, der neue Erste und frühere Zweite Vorsitzende, viel lieber als kleinere Umstrukturierungen bezeichnet. Isa Maschewski, die Ende Mai das Amt der Ersten Vorsitzenden antrat, fungiert nun ausschließlich als künstlerische Leiterin und will sich so stärker auf die inhaltliche Arbeit konzentrieren.

"Es ist von der Struktur her einfach gesünder, die künstlerische Leitung vom Vorsitz zu trennen", sagt die 30-Jährige und weist so jedwede Spekulationen im Ort zurück, sie habe nach knapp einem halben Jahr bereits die Nase voll vom Kunstverein. Mit ihrer anfänglichen Zusage, das Amt der Ersten Vorsitzenden zu übernehmen, habe sie den Verein vor allem vor der drohenden Auflösung bewahren wollen, fügt sie hinzu. Damals hatte sich zunächst niemand zu einer Kandidatur bereit erklärt. Ergänzt wird der Vorstand nun vom Zweiten Vorsitzenden Volker Pompe und seiner Ehefrau Alwine als Beisitzerin, die selbst als Künstlerin arbeitet.

Die neuen Strukturen sind das eine. Viel wichtiger ist es den vieren aber, jetzt ausschließlich über Inhalte zu reden - und da ist vor allem der vor einer Woche gefasste Beschluss der Gemeinde Jesteburg, das Kunsthaus zu erwerben, ein großer Schritt nach vorne. "Jetzt können wir endlich einige Dinge professionalisieren", sagt Isa Maschewski und ihre Augen leuchten voller Tatendrang. Dass in den vergangenen Monaten bereits viel passiert ist, wird bei einem Besuch im Kunsthaus schnell deutlich. Die Wände sind weiß, der Tresen, der dem Raum einen beliebigen Café-Charakter verliehen hatte, ist Geschichte, und die aktuelle Ausstellung "Megaron" ist bis zum 13. Januar verlängert worden.

Nun überlegt der Verein, wie man die Beleuchtung verbessern und dem Raum im Keller eine neue Bestimmung geben könnte. Im hinteren Bereich des Kunsthauses soll außerdem eine separate Ausstellungsmöglichkeit beispielsweise für Künstler aus der Region entstehen. Ein weiterer Beleg dafür, dass sich der Verein nicht als elitäre Truppe sehe, sondern auch die Einheimischen nicht vergesse und für Jesteburg etwas bewirken wolle, sagt Volker Pompe.

Die Stimmung unter den Kulturschaffenden sei jetzt eine ganz andere als noch vor einiger Zeit, erklärt er. Eine gewisse Aufbruchstimmung sei zu spüren. Wie ernst es allen Beteiligten damit ist, belegt nicht zuletzt die geplante Kunstwoche 2013. "Grenzen überschreiten" heißt das durchaus wörtlich zu nehmende Programm, an dem viele Initiativen und Vereine im Ort beteiligt sind. Ob Bossard, Kunstnetz, Naturbühne, Jesteburger Podium, Kunstraum schräg und gut oder die Touristinformation - sie alle würden jetzt viel enger zusammenarbeiten, sagt Isa Maschewski. Nur so könne man schließlich das im Zukunftskonzept Jesteburg 2020 formulierte Ziel erreichen, die Gemeinde als unangefochtenes Kunst- und Kulturzentrum in der Metropolregion Hamburg zu etablieren, fügt Volker Pompe hinzu.

Dennoch weiß auch der Kunstverein, dass jede Einrichtung ihre eigene Note behalten muss. Alle arbeiten autark, niemand redet dem anderen ins Programm hinein, zugleich ist aber beispielsweise eine terminliche Absprache möglich, damit sich bestimmte Veranstaltungen nicht überschneiden.

An konkreten Projekten steht im neuen Jahr im Kunsthaus als nächstes die neue Ausstellung von Nele Budelmann an. Sie läuft vom 8. Februar bis 30. April und befasst sich in großformatigen Malereien mit dem Motiv der Ikone. Auch die Anschlussausstellung, die im Mai beginnt, ist bereits geplant. Stefan Mildenberger stellt Arbeiten aus, die die zunehmende Technisierung und Medialisierung der Welt widerspiegeln. Ab März soll außerdem ein Kinderprojekt starten, bei dem jedes Kind in Workshops unter Anleitung eines Profis ein eigenes Kunstbuch herstellt.

"Knackpunkt all dieser Pläne ist aber noch die Finanzierung", betont Rainer Löding. Der Kunstverein habe sich um 12.000 Euro aus dem Kulturetat der Gemeinde beworben, davon sollen 8500 Euro in das Kinderprojekt fließen und die restlichen Euro als generelle Unterstützung verwendet werden. Ob es das Geld tatsächlich gibt, entscheidet sich aber erst Anfang des kommenden Jahres. Das Gros des Ausstellungsbetriebes könne der Verein nur mit Sponsorengeld stemmen, erklärt er. Beispielsweise hoffe man sehr auf die Sparkasse Harburg-Buxtehude, weitere Unterstützer seien aber herzlich willkommen.