Sie sind stocksauer: 200 Sympathisanten haben sich unter dem Symbol eines Frosches zusammengetan.

Ramelsloh. Weil die Menschen in Ramelsloh (1618 Einwohner) und Ohlendorf (1700 Einwohner) stocksauer sind über den geplanten Ausbau der Autobahnraststätten vor ihrer Haustür, muss Peter Ramsauer (CSU) mit lautem Getöse rechnen.

Mit Gequake, also den üblichen Betroffenheitsprotesten, könnten Ramsauer und seine Planer im Bundesverkehrsministerium leben. Weniger aber mit guten Argumenten, die ein Planfeststellungsverfahren zum Scheitern bringen könnten. Genau das kann Ramsauer aus Ramelsloh erwarten. Initiator und Gründer der Bürgerinitiative ist Reinhard Crasemann (43), Geschäftführer bei Heye & Partner, einer der größten Werbeagenturen Deutschlands. Und weil der energiegeladene Werber Lkw-Stellplätze unmittelbar vor einer Dorfsiedlung für eine Fehlplanung hält, wird Crasemann die Berliner Planungsbehörde in einer für sie unbekannten Form "bearbeiten" - wie eine Werbekampagne, entlarvend und provokant.

"Unsere einzige Chance ist Professionalität", sagt Reinhard Crasemann. Das Protestpotenzial in den beiden betroffenen Dörfern an der A 7 ist groß. Nur einen Monat nach ihrer Gründung hat die BI "Ratsplatzwahnsinn" nach eigenen Angaben 200 Sympathisanten, darunter 100 Aktivisten. In der betroffenen Waldsiedlung nahe der Autobahnraststätte Hasselhöhe leben gut situierte Familien: Journalisten, Rechtsanwälte, Handwerksmeister oder auch der Schallschutzexperte Jörn Jorczyk. Mit dieser Crew will Reinhard Crasemann die Ausbaupläne der Autobahnraststätten in Seevetal stoppen. Verschiedene Arbeitsgruppen der BI haben die Arbeit aufgenommen: Die "Waldsiedler" untersuchen die Lärmauswirkungen. Sie führen Gespräche mit den Landbesitzern, deren Boden der Bund bräuchte. Hinzu kommt: Die Gemeinde Seevetal lehnt das Vorhaben aus Berlin ebenfalls ab.

Darum dreht sich der Protest: Die A 7, zwei Autobahnraststätten und ein Aldi-Zentrallager vor der Nase, zählen Ramelsloh und Ohlendorf ohnehin zu den lautesteten Ortschaften im Landkreis Harburg. Der Bund plant jetzt bis voraussichtlich 2013 den Ausbau der Raststätten "Hasselhöhe" und "Seevetal-Ost" mit zusätzlichen 160 Lkw-Parkplätzen - etwa 100 vor Ramelsloh, 60 vor Ohlendorf. "Die Erweiterungsfläche wäre nur 23 Meter von einigen Häusern entfernt", ist Crasemann empört. "Die Pufferzone wäre der eigene Garten."

Hintergrund der Ausbaupläne: Nach Erhebungen des Bundesverkehrsministeriums fehlen bundesweit 14 200 Lkw-Stellplätze. Bis Ende 2010 sollen in Niedersachsen 500 zusätzliche Brummiparkplätze geschaffen werden. Die BI "Rastplatzwahnsinn" sei nicht grundsätzlich gegen benötigte Ruheplätze für Lkw-Fahrer. Reinhard Crasemann chattet deshalb in Trucker-Internetforen, will die Brummifahrer bei der Lösungssuche mit einbeziehen.

"Nur elf Kilometer weiter südlich bei Garlstorf könnten Lkw-Parkplätze gebaut werden", sagt Crasemann. "In freier Wildbahn, wo sie keine Menschen belasten würden." Die BI "Rastplatzwahnsinn" will den Bund dazu bringen, solche Alternativen zu prüfen. "Unter Wahrung aller Gesichter", zeigt sich der Ramelsloher überzeugt, könnten sich die Ausbaupläne in Seevetal bis Mitte 2010 erledigt haben. Und wenn nicht? Dann werde Peter Ramsauer eine dicke Kröte zu schlucken kriegen. "Wir werden alles tun", so der Werbeprofi kampfeslustig, "um diese Rastplätze zu den teuersten Deutschlands zu machen. Wir werden verzögern, blockieren, verhindern." Die FDP-Bundestagabgeordnete Nicole Bracht-Bendt aus Buchholz will sich im Januar ein Bild machen.

Dass mit Fröschen nicht zu spaßen ist, überlieferten schon die Brüder Grimm: In ihrem "Märchen von der Unke" stirbt ein Kind, nachdem die Mutter voreilig einen Hausfrosch mit einem "Scheit Holz" erschlagen hatte.

www.rastplatzwahnsinn.de