Unter ihrer Leitung soll die bisherige Außenstelle vom Kiekeberg eigenständig werden und Synergien nutzen.

Jesteburg. Zwei Dinge sind gewiss: Ihr Arbeitsplatz gehört mit zum Idyllischsten, was derzeit an Arbeitsplätzen zu haben ist. Und: Viel Arbeit wird sich ebenfalls auf dem Schreibtisch dieser Frau auftürmen. Denn mit Dr. Gudula Mayr, der neuen Museumsleiterin der Kunststätte Bossard, soll der "geliebte Bossard langsam auf eigene Beine" kommen, soll das "Kleinod zum Glänzen" gebracht werden, wie es der Vorsitzende des Stiftungsrates, Landrat Joachim Bordt (FDP), am Freitag auf den Punkt brachte.

Rund 40 Bewerbungen renommierter Kunstgeschichtler aus Deutschland waren vom Stiftungsrat der Johann und Jutta Bossard-Stiftung zu sichten, um die vakante Stelle der Museumsleiterin der Jesteburger Kunststätte zu besetzen. Von der vergangenen Amtsinhaberin, Dr. Annette Baumann, hatte man sich bereits während der Probezeit getrennt. Fungierte die Kunststätte Bossard bislang organisatorisch als Außenstelle des Freilichtmuseums "Am Kiekeberg", so wird unter der Führung von Gudula Mayr der "Übergang in die Eigenständigkeit" angetreten, wie Georg Krümpelmann, Pressesprecher des Landkreises Harburg und den Landkreis im Stiftungsvorstand vertretend, formuliert.

An Gudula. Mayr habe letztlich "ihre Vita überzeugt", ihr "wissenschaftliches Renommee" und die "Erfahrungen im Museumsmanagement", so Heinz Lüers, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Harburg-Buxtehude, die neben dem Landkreis Harburg einer der Geldgeber zur Erhaltung des Gesamtkunstwerks Bossard ist. Man wolle nun "ein neues Kapitel aufschlagen, "kunsthistorisch, aber auch in der Art, sich zu präsentieren." Die 1970 in Bochum geborene Kunsthistorikerin Mayr hatte die letzten Jahre am Westfälischen Landesmuseum in Münster gearbeitet und als Projektleiterin der Ausstellung "Orte der Sehnsucht. Mit Künstlern auf Reisen" gewirkt.

Nun ist die Kunsthistorikerin, die in Münster, Hamburg und London studierte und mit einer Arbeit über Ernst Barlach promovierte, an einen eigenen frühen "Sehnsuchtsort" zurückgekehrt. Im Jahr 1994 liegt ihre erste Berührung mit dem von Johann Michael und Jutta Bossard in den Jahren 1912 bis 1950 auf einem 30 000 Quadratmeter großen Heidegrundstück geschaffenen Gesamtkunstwerk und Kunsttempel in der Lüneburger Heide. "Damals habe sogar Jutta Bossard noch gelebt", sagt Mayr. Mit einer Freundin habe sie sich als Studentin nach Lüllau aufgemacht und "den Kunstort recht mühselig gesucht", so Mayr, die seit August ihre Stelle als Museumsleiterin inne hat und vorübergehend eine Ferienwohnung in Jesteburg bewohnt.

Die Kunsthistorikerin mit den lebhaften blauen Augen und dem brünetten Pagenschnitt trägt Perlenkette und freut sich über die "spannende Aufgabe", die ihr zu Teil geworden ist, denn sie erkennt "Berührungslinien" zu ihrer wissenschaftlichen Arbeit. Eines ihrer Anliegen sei, Bossard im Rahmen von Ausstellungen weiter in seine Zeit einzuordnen, aber auch Bezüge zur Gegenwartskunst herzustellen und an der wissenschaftlichen Aufarbeitung des zurückgezogen lebenden Künstlers mitzuwirken. Einzigartig sei für sie als Kunsthistorikerin, mit einem Gesamtkunstwerk aus dieser Zeit konfrontiert zu sein, das noch erhalten ist. Das sei sehr selten.

Obwohl die Kunststätte unter der Führung von Dr. Mayr auf Eigenständigkeit setzt, sollen auch "Synergien" genutzt werden. Einerseits kooperiere man natürlich mit dem Museum "Am Kiekeberg", aber auch mit der Gemeinde Jesteburg ist die Zusammenarbeit von Interesse. Die Gemeinde will mit der "Kunstwoche Jesteburg" als Kulturstandort im Landkreis Harburg weiter an Strahlkraft gewinnen. Der Bossard ist da ein zusätzlicher Trumpf. Wie interessant diese Kooperation ist, wird bereits jetzt spürbar, wenn bisher ungezeigte Werke des Ehepaars im Kunsthaus Jesteburg gezeigt werden.

Erste Züge von Mayrs Handschrift werden sich mit dem neuen Veranstaltungskalender zeigen, den Mayr in seiner "Lebendigkeit" weiter ausbauen will. Weitere Ideen sollten zu diesem Zeitpunkt noch nicht verraten werden. "Alles werde erst mal auf Realisierbarkeit geprüft", so die Kunsthistorikerin diplomatisch. Ihr neues Büro wird Mayr übrigens im ehemaligen Heidschnuckensaal beziehen.