15 ehrenamtliche Helfer sammeln in Harburg Lebensmittel ein und verteilen sie am Wochenende an ihre “Kunden“.

Harburg. "Wurst haben wir leider nicht mehr, aber ich kann dir gerne ein Brot mit Käse fertig machen, einverstanden?", fragt Annelise Düring einen Mann, der ihr gegenüber auf der anderen Seite eines Tapeziertisches steht. Der Mann lächelt und nickt. Die 78-Jährige nimmt eine Scheibe Brot aus dem großen Korb, der vor ihr auf einer gelben Wachsdecke steht, bestreicht diese sorgfältig mit einer großen Portion Butter und belegt sie mit einem Stück Gouda.

Ruth Karnitz, Stefanie Meier und Friedel Braun tun es ihr gleich und bedienen andere Kunden, wie sie die Menschen auf der anderen Seite des Tapeziertisches nennen. Man wechselt ein paar Worte, erkundigt sich gegenseitig nach dem Befinden seines Gegenübers. "Ich danke dir", sagt der Mann schließlich, nimmt das Schwarzbrot von Annelise Düring entgegen und kämpft sich durch die Menge, die sich hinter ihm versammelt hat. Er trägt einen verwaschenen Pullover, seine Jeans ist stark verschlissen.

Szenen wie diese spielen sich an jedem Freitag auf dem Parkplatz hinter dem ZOB in St. Georg ab. Man duzt sich wie selbstverständlich, dennoch bleibt die Höflichkeit gewahrt. "Bitte" und "Danke" gehören zum guten Umgangston - das wissen auch diejenigen, die nicht so viel besitzen wie der Hamburger Durchschnittsbürger. Und genau diese Menschen Hamburgs, die ihr Leben nicht alleine bestreiten können, liegen dem Harburger Verein Connection e.V. am Herzen. Insgesamt 15 ehrenamtliche Mitarbeiter aus Harburg und Umgebung sorgen dafür, dass Obdachlose und Bedürftige das Wochenende nicht mit leerem Magen bestreiten müssen.

Mit ihrem mit Lebensmitteln und Kleidung voll beladenen VW-Bus startet die Gruppe an jedem Freitagabend aus Rönneburg in die Hamburger Innenstadt. Meist sitzen sie eng gedrängt im hinteren Teil des Wagens - jeder Helfer zählt. "Am Vormittag müssen die Lebensmittel aus verschiedenen Ecken Harburgs zusammengesucht werden", erklärt Horst Karnitz, der erste Vorsitzende des Vereins. "Abends übergeben wir dann die Spenden. Eigentlich machen wir gar nicht so viel: Wir verteilen nur das, was wir umsonst bekommen habe", fügt der 68-Jährige bescheiden hinzu.

Sie schenken den Obdachlosen eigentlich nur ihre Zeit, stimmt ihm Stefan Meier zu. Für die Gruppe eine Selbstverständlichkeit, für die Obdachlosen und Bedürftigen eine große Hilfe - darin sind sich nahezu alle von ihnen einig. "Es ist klasse, dass diese Gruppe sich so für Menschen wie mich einsetzt", sagt ein 58 Jahre alter Mann, der sich darüber freut, dass er einen warmen Zitronentee und ein paar Stullen, wie er sie nennt, bekommt. "Jeder der etwas braucht, kriegt auch etwas ab, da sorgen die schon für."

Doch die engagierte Gruppe setzt sich nicht nur für das leibliche Wohl der Bedürftigen ein. Auch ein offenes Ohr ist für jeden da, man kenne ja seine Pappenheimer, so die Mitglieder von Connection. Einige kommen an jedem Freitag, andere nur, wenn das Geld am Ende des Monats knapp wird. Vielen von ihnen ist es unangenehmen, auf die Unterstützung der Harburger angewiesen zu sein, "aber sonst hab' ich Hunger", sagt ein 26-Jähriger, der mit Drogenproblemen zu kämpfen hat. "Und kriminell will ich nicht werden, nur damit ich mir was zu Essen kaufen kann." Sowohl junge Menschen als auch Ältere, Deutsche und Migranten - eine sehr gemischte Gruppe greift auf die Hilfe von Connection e.V. zurück. Und die Mitglieder freuen sich über den Dank, den die Menschen ihnen zurückgeben. "Es gibt keinen hoffnungslosen Fall", sagt die Diakonin Stefanie Meier, die gemeinsam mit ihrem Ehemann in der Gruppe aktiv ist. "Jeder Mensch ist wertvoll, und diese Botschaft wollen wir mit unserer Hilfe vermitteln."

Am Ende der Essensausgabe, etwa eineinhalb Stunden nach der Ankunft, sind die Brotkisten im Kofferraum des orangefarbenen VW-Busses leer. Auf der gelbe Wachsdecke, die auf dem Tapeziertisch liegt, sind nur noch Brotkrümel zu finden. Einige der Bedürftigen helfen beim Einräumen der Tische - eine Selbstverständlichkeit wie sie sagen, genau wie das "Bitte" und "Danke".