In der Schlucht in Eißendorf sollen vier Stadtvillen und Einzelhäuser entstehen.

Harburg. Es ist angerichtet! In gut einem Jahr ist am Rande des Göhlbachtals ein attraktives Neubaugebiet entstanden. Die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt übergibt das eineinhalb Hektar große Areal in diesen Tagen an die Finanzbehörde, und sie übergibt es besenrein!

Besenrein heißt in diesem Fall: Die Firmen Heinrich Weseloh Straßen- und Tiefbau (Harburg) und August Ernst GmbH & Co. KG (Moorburg) haben die Flurstücke 479, 480, 516, 2897, 3983 und 4116 an der Straße "In der Schlucht" ausgekoffert, 45 000 Kubikmeter mineralisierten Hausmüll der ehemaligen Deponie auf rund 4000 Sattelzügen abgefahren und durch die gleiche Menge unbelasteten Boden ersetzt. Gleichzeitig wurden rund 420 000 Kubikmeter Grundwasser abgepumpt, gereinigt und in den Lohmühlengraben geleitet.

Schließlich ist das Gelände noch auf Bombenblindgänger durchkämmt worden. "Es gab einen konkreten Verdacht", sagt Hermann Brandt, in der Umweltbehörde für Altlastensanierung zuständig. "Bomben, die ins Wasser eingeschlagen sind, kann man später nicht so leicht entdecken." Der Verdacht habe sich aber nicht bestätigt. Ein anderer Verdacht ist während der Sanierungsarbeiten ebenfalls ausgeräumt worden: Ein älterer Anwohner hatte von Anfang an Zweifel an der Aussage, in der Deponie sei nur Hausmüll abgelagert worden. "Von wegen: nur Hausmüll! Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie die Phoenix, Thörl, Shell und Esso in den 50er-Jahren hier Fässer abgeladen haben", sagt er.

Bauleiter Jens Sturm kann das nicht bestätigen: "Gut, wir haben das eine oder andere Fass gefunden, insgesamt vielleicht zehn Kubikmeter. Das ist nun wirklich nicht der Rede wert."

Die Finanzbehörde wird die 15 000 Quadratmeter jetzt als Baugrundstücke anbieten. Entstehen könnten 31 Wohnungen - verteilt auf vier "Stadtvillen" entlang der Straße "In der Schlucht" und eine Reihe von Einzelhäusern mit Grundstücken bis zu 500 Quadratmeter Größe. Der neue Bebauungsplan Eißendorf 46 ist Teil des "Sonderinvestitionsprogramms 2010", das 2006 aufgelegt worden ist und das Leitziel der "Wachsenden Start" mit der Beseitigung von Altlasten und der Schaffung von neuen Wohnungsbauflächen unterstützen soll. Für den Senat schien das zunächst ein Zuschussgeschäft zu sein. Vier Millionen Euro sollten für die Sanierung der Deponie bereitgestellt werden. Die 15 000 Quadratmeter Bauland könnten bei den Grundstückspreisen für Eißendorf, die nach Schätzungen von Experten bei 220 bis 250 Euro pro Quadratmeter liegen dürften, im Verkauf maximal 3,75 Millionen Euro bringen. Damit wären nicht einmal die Sanierungskosten gedeckt. Doch jetzt stellt sich heraus: Die Sanierung hat nach Auskunft der Umweltbehörde doch nur rund 2,9 Millionen Euro gekostet.