Kosmetikketten wie Adam & Eve expandieren, aus vier Studios werden sechs. Das Nivea Haus hat das beste Jahr seiner Geschichte hinter sich.

Hamburg. Die Frau legt ihre Hände auf einen kleinen Tisch. Gleich werden ihre Fingernägel von einer Mitarbeiterin der Beautylounge Adam & Eve lackiert. Gegenüber wird eine Kundin geschminkt. Inhaberin Filiz Christoph betreibt neben dem Salon am Mühlenkamp in Winterhude drei weitere Läden in Hamburg. Jetzt will sie weiterwachsen.

„Wir werden demnächst ein Geschäft beim Winterhuder Markt eröffnen. Zudem planen wir in diesem Jahr noch eine weitere Filiale“, sagt sie. Als die Unternehmerin 2006 ihre erste Niederlassung in der Steinwegpassage in der Innenstadt gründete, kam die Idee gut an. Die Kunden, am Anfang meist Frauen, drängelten sich schnell in dem 64 Quadratmeter großen Laden.

Bald darauf eröffnete die gelernte Kosmetikerin mit betriebswirtschaftlichen Kenntnissen das zweite Geschäft in Winterhude. Es kommt bereits auf fast 120 Quadratmeter. Das Angebot von Adam & Eve ist umfassend, neben der Fuß- und Nagelpflege können sich die Kunden unter anderem schminken, die Haare etwa unter der Achsel entfernen lassen oder ein Waxing ordern und damit die Haare am gesamten Körper und, wenn gewünscht, auch im Intimbereich entfernen lassen.

Längst ist es nicht mehr nur die weibliche Kundschaft, die in die Studios kommt. „Auch Männer möchten schön aussehen. Sie wollen sich Nasen- oder Ohrenhaare entfernen lassen und im Sommer mit gepflegten Füßen in ihre Flip Flops steigen“, sagt Christoph.

Die Chefin analysiert in jedem ihrer Geschäfte, welche Dienstleistungen am meisten nachgefragt werden. „Waxing ist ein großer Trend. Da gibt es noch viel Luft nach oben“, sagt sie. Obwohl das Verfahren oft schmerzhaft ist, steigt die Nachfrage. Doch die Konkurrenz mit mehr als zwei Dutzend Waxing-Studios ist in Hamburg groß. Die Kunden von Adam & Eve sind laut Christoph zwischen 18 bis 80 Jahre alt. „Aber die Mehrheit bewegt sich im Rahmen zwischen 25 bis 50 Jahre“, sagt sie.

Der Markt für gutes Aussehen wächst in Hamburg wie nie zuvor. Vor zwölf Jahren gab es 481 Anbieter von Schönheitsstudios in der Stadt. Heute sind es laut Ute Kretschmann, Sprecherin der Handwerkskammer, bereits 788. Nicht mitgezählt wurden dabei die zahlreichen Studios, die sich ausschließlich mit Nageldesign beschäftigen. Laut Schätzungen geben die Deutschen bereits jedes Jahr mehr als eine Milliarde Euro für Permanet Make-up, Hautpflege oder Schminke allein in Kosmetikstudios aus.

Davon profitiert auch die Seevetaler Kette Waxhouse mit einer Filiale in Lübeck und fünf in Hamburg. Vor zweieinhalb Jahren waren es nur vier Niederlassungen in der Hansestadt. Doch Kettenbetriebe wie Adam & Eve oder Waxhouse sind eher selten in der Branche. Der Hamburger Markt wird von einzelnen Studios dominiert. Sie haben manchmal fantasievolle Namen wie Schöne Maid & Holder Knabe im Studio am Friedensweg nahe dem Hochkamp oder bellapelle am Schulterblatt. Kettenbetriebe sind selten.

Der größte Schönheitstempel in Hamburg ist mit drei Etagen das Nivea Haus nahe dem Jungfernstieg. „2013 war das erfolgreichste Jahr in der Nivea-Haus-Geschichte“, sagt Unternehmenssprecherin Cora von Meysenburg. „Wir hatten in Hamburg im vergangenem Jahr ein Umsatzplus von 23 Prozent bei 123 Anwendungen pro Tag. Damit ist die Frequenz um 20 Prozent gestiegen.“ In den kommenden Jahren soll das Konzept des Nivea Hauses zusammen mit den a-ja Hotels in den Bergen und am Meer weiter ausgerollt werden. „Ostern 2013 eröffnete das erste a-ja Hotel mit Nivea Haus in Warnemünde. Das nächste folgt Anfang des kommenden Jahres in Grömitz“, so Cora von Meysenburg. Über den Boom in der Branche freut sich auch Unternehmerin Christoph, die 2013 knapp eine Million Euro umgesetzt hat. „Wir wollen aber nicht um jeden Preis wachsen“, sagt sie. „Wir gehen nur in Gegenden, in denen Menschen wohnen, von denen wir glauben, dass sie auf ihr Äußeres achten.“ Das 130 Quadratmeter große neue Geschäft an der Alsterdorfer Straße soll erstmals von einer Franchisenehmerin geführt werden. „Sie hat von Anfang an bei mir gearbeitet und macht sich jetzt selbstständig“, sagt die Schönheitsunternehmerin. Ob die geplante weitere Filiale von ihr selbst oder einem Franchisepartner betrieben werden soll, ist noch offen. Franchise ist für sie eine Alternative. Für die Unternehmerin, die inzwischen 55 Mitarbeiter in ihren Filialen beschäftigt, ist es deshalb nicht einfach, die passenden Mitarbeiter zu finden.

„Der Beruf der Kosmetikerin ist leider nicht geschützt. Schon nach einer halbjährigen Ausbildung kann man sich Kosmetikerin nennen. Auch deshalb ist das Image dieses Berufes nicht das beste“, sagt die Chefin von Adam & Eve. Sie selbst hat ihr Metier von der Pike auf in den USA gelernt – und stellt nur Fachkräfte ein, die in einer der drei Hamburger Berufsschulen erfolgreich waren. „Wir bilden auch selbst aus. Derzeit haben wir zwölf Auszubildende, die wir alle übernehmen wollen“, sagt sie. „Eine von unseren Mitarbeiterinnen war 2013 sogar Bundesmeisterin.“ Für die Führungskräfte von neuen Geschäften ermöglicht Christoph Weiterbildungsmaßnahmen wie Seminare oder Coachings. „In der Branche ist es schwierig, passende Geschäftsführer zu finden“, sagt sie. Deshalb sei eine schnelle Expansion in der Hansestadt kaum möglich.

Neben den Adam & Eve-Filialen hat sich die Mutter von drei Kindern ein weiteres Standbein aufgebaut. Sie beliefert die Konkurrenz mit eigens hergestellten Kosmetikmarken. „In meinem zweiten Unternehmen Augenmanufaktur bieten wir Produkte für perfekte Augenbrauen, aber auch Make-up oder Permanent Make-up an. Zudem haben wir eine Methode zum Liften von Wimpern entwickelt, die bis zu acht Wochen hält.“ Inzwischen hat sie bundesweit bereits 250 Kunden. Auch eine kühlende Creme, die schwarze Ränder unter den Augen übertünchen soll, hat Christoph im Angebot.

Zudem schult die Augenmanufaktur Partnerunternehmen in verschiedenen Kosmetiktechniken. Neben Firmen sollen im März auch Privatkunden die Möglichkeit haben, die Produkte der Manufaktur im Internet zu bestellen. Das Produktportfolio soll zudem ausgeweitet werden, sagt sie, ohne weitere Kosmetikmarken zu nennen. „Demnächst stellen wir die Augenmanufaktur auf Messen vor“, sagt Christoph – und hofft, dass ihr neues Geschäft genauso erfolgreich läuft wie die Schönheitsstudios.