Zwölf Palmen wurden 2011in Rahlstedt gepflanzt. Jetzt sind die 12 000 Euro teuren Palmen welk. Bund der Steuerzahler kritisiert “Schnapsidee“.

Rahlstedt. Karibik in Rahlstedt, das war die Idee im vergangenen Sommer: Prachtvolle Palmen, in sattem Grün, sollten im Juli ein bisschen "südliches Flair" nach Rahlstedt bringen. Zwölf Hanfpalmen wurden zu genau diesem Zweck an den Platz zwischen Hagenower und Schweriner Straße verpflanzt - und haben nun den europäischen Winter nicht oder nur knapp überlebt.

Eine Grafik am Rande des Platzes zeigt noch einen einladenden, von Palmen gesäumten Boulevard. Eine Vision. Denn die Wirklichkeit sieht äußerst trist aus: Zerrupft strecken die Pflanzen ihre mageren Äste in den Hamburger Himmel, die Blätter sind stark braun gefärbt, die Palmwedel hängen abgeknickt herunter.

1000 Euro pro Palme hatte der zuständige Bezirk Wandsbek ausgegeben. Hochgebunden und frostdicht verpackt hätten die Hanfpalmen eigentlich der hanseatischen Kälte trotzen sollen - so war zumindest die Hoffnung der Bezirkspolitiker. Botaniker hatten indes schon früh gewarnt: Hanfpalmen seien für das hiesige Klima nicht gemacht, man solle, wenn schon, einheimische Bäume pflanzen.

+++ Kommentar: Lasst die Palmen im Dorf! +++

+++ 2011: "Möchtegern-Karibik" bringt Rahlstedt auf die Palme +++

Das fanden auch viele Rahlstedter. Die "Möchtegern-Karibik" hatte im vergangenen Jahr für Entrüstung im Stadtteil gesorgt, vielen Rahlstedtern wollte sich der Sinn der exotischen Pflanzen an diesem Ort so gar nicht erschließen. Das Bild, das sich dieser Tage bietet, scheint die Kritiker zu bestätigen. Wie stark die Frostschäden tatsächlich sind, ist bisher jedoch noch nicht geklärt. "Wir prüfen, wie weit die geschädigten Palmwedel zurückgeschnitten werden müssen", sagt Anne Bauer, Sprecherin des Bezirksamts Wandsbek.

Erst nach dem Austrieb im Mai oder Juni könne man den Zustand beurteilen. "Wir werden einen Gutachter beauftragen."

Marcel Schweitzer vom Bund der Steuerzahler hält von den Palmen nichts. "Eine Schnapsidee", sagt er. "Statt später einen Gutachter heranzuziehen, hätte man sich vorher gründlich informieren müssen." Schließlich erhalte etwa der Botanische Garten schon Fördermittel. "Und da gehören exotische Pflanzen in Hamburg hin."

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