Eine Glosse von Nico Binde

Die Hanfpalme ist ein robustes Gewächs aus dem Himalaja, scheitert hierzulande aber oft an übersteigerten Erwartungen. Mitteleuropäische Gartenbaubetriebe preisen zwar die Kältetoleranz der Pflanze - minus 15 Grad stecke sie locker weg. Doch nur mit Ach und Krach schafft sie es, einen Sommer lang Karibik zu spielen. Vom norddeutschen Winter ganz zu schweigen. Denn der hält sich nur selten an Temperaturabsprachen und bricht ungeschützt ausgesetzten Palmen gern mit einer Prise Dauerfrost das kleine Palmenherz.

Im Grunde war das Wandsbeker Bezirksamt also gewarnt, als es im Juli zwölf Hanfpalmen ins Rahlstedter Zentrum beorderte, um gefälligst anzuwachsen und Akzente zu setzen. Schon damals maulten viele, 12 000 Euro für eine "Möchtegern-Karibik" seien "unmöglich", schon damals meldeten Botaniker Bedenken an. Und nun, da die Sonne lacht und das Alstereis-Halligalli vergessen ist, stehen die Palmen tatsächlich ausgezehrt vom Winter da. Wie geplatzte Kartoffelsäcke sehen die armen Dinger aus. Zerrupft, gekränkt, gedemütigt. Schlapp und braun hängen die Blätter vom Stamm. Das Palmenherz - womöglich gebrochen.

Ob es für sie weitergeht, vermag niemand zu sagen. Aber vermutlich ist Trachycarpus, die Hanfpalme, mal wieder den Tod der übersteigerten Erwartungshaltung gestorben. Deshalb: Lasst die Palmen im Dorf! Stumm sollen sie Bezirksämter und Gartenbaubetriebe anklagen. Auf zwölf gebrochene Herzen kommt es jetzt auch nicht mehr an.