Die Grünen lehnen Lofts ab. Hamburgs Oberbaudirektor hält aber sogar 1000 Einheiten in dem historischen Ensemble für möglich.

Hamburg. Soll die Speicherstadt auch wieder ein Wohnort werden? Über diese Frage ist in der Hansestadt eine hitzige Debatte entstanden. Hintergrund ist ein Architekten-Wettbewerb, der Ideen für die Stadt sammeln sollte, wie in den alten Backsteinspeichern Wohnungen entstehen könnten. So sieht ein neues Behördenkonzept mittelfristig 200 neue Wohnungen in dem ehemaligen Freihafengebiet vor. Sie würden vorwiegend als größere Lofts vermietet werden, wie das Abendblatt gestern berichtet hatte. Doch solche Pläne lehnen die Hamburger Grünen jetzt strikt ab. Hamburgs Oberbaudirektor Jörn Walter sieht im Gespräch mit dem Abendblatt indes sogar ein langfristiges Potenzial von bis zu 1000 neuen Wohnungen in dem historischen, etwa 130 Jahre alten Ensemble, das 2014 voraussichtlich zum Weltkulturerbe erklärt wird.

Der Planungsexperte der Grünen-Bürgerschaftsfraktion, Olaf Duge, kritisiert daher die Wohnungspläne scharf: "Die Speicherstadt soll Weltkulturerbe werden und kein Wohnquartier für Millionäre." Die Eigentümerin des Quartiers, das zu großen Teilen städtische Hafenumschlagunternehmen HHLA, soll die Speicherstadt stattdessen lieber für die Kultur- und Kreativwirtschaft öffnen. Die Umnutzung der historischen Gebäude zu Wohnungen wäre hingegen extrem teuer und würde die Anerkennung als Unesco-Weltkulturerbe gefährden.

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Aktuell setzt die HHLA allerdings eher auf eine Kombination aus Lofts und Ateliers für die Speicherstadt. An der Kibbelstegbrücke könnten schon in naher Zukunft bis zu 50 große Wohnungen geschaffen werden, weil es dort mit der hochgelegenen Brücke einen Fluchtweg aus der sturmflutgefährdeten Speicherstadt gibt. Bis zu 150 weitere Wohnungen sind mit dem Bau von weiteren Fluchtbrücken möglich. Langfristig überlegen die Behörden aber auch den Bau von fünf Sperrwerken an den Hafenbecken und Fleeten, die Speicherstadt und HafenCity durchziehen. Zwischen 100 und 200 Millionen Euro könnten diese Bauwerke kosten - die allerdings auch schon in den ersten Plänen zur HafenCity langfristig vorgesehen waren, wie Oberbaudirektor Jörn Walter sagt. Allerdings sehe er eine Umsetzung erst in etlichen Jahren.

Tatsächlich baut Hamburg noch an einer Erhöhung der bisherigen Deichlinie - aktuell am letzten Punkt am Baumwall, wo etwa 2014 die letzten Arbeiten abgeschlossen sein werden. "Danach wird man sich über neue Konzepte wie etwa Sperrwerke Gedanken machen müssen", sagt Walter. Solche Flutschutz-Konstruktionen würden angesichts des Klimawandels und möglicher höherer Fluten nicht nur die historische Speicherstadt, sondern eben auch andere Teile der Stadt schützen können. Und dann, so Walter, sehe er ein Potenzial von bis zu 1000 Wohnungen in der Speicherstadt. Walter: "Und das müssen keine Luxusbauten werden, das kann man politisch so steuern, dass dort auch günstig gewohnt werden kann."