Das Haus der Patriotischen Gesellschaft muss dringend saniert werden. 7,2 Millionen Euro fehlen noch. Spätestens 2015 sollen die umfangreichen Bauarbeiten abgeschlossen sein.

Hamburg. Für Andreas Dressel, Fraktionschef der SPD in der Hamburger Bürgerschaft, war die Entscheidung des Landesparlaments am vergangenen Mittwochabend „eine Ehrensache“: Er habe keinen einzigen Augenblick lang ernsthaft daran gezweifelt, sagt Dressel, dass der Antrag seiner Fraktion, der Patriotischen Gesellschaft zur Sanierung und Renovierung ihres „Vereinshauses“ an der Trostbrücke 2,3 Millionen Euro aus dem „Sanierungsfonds Hamburg 2020“ zur Verfügung zu stellen, von den Parlamentariern angenommen wird.

„Dagegen spricht unsere historisch gewachsene Verflechtung“, sagt Dressel, „schließlich war das Haus fast ein halbes Jahrhundert lang ein Ort von politischen Entscheidungen und wird noch bis heute vom Senat genutzt.“

Die Patriotische Gesellschaft, 1765 gegründet und damit die älteste zivilgesellschaftliche Organisation Deutschlands, dient seit ihrem Bestehen der „Beförderung der Künste und nützlichen Gewerbe“; wie etwa die Einführung des Blitzableiters oder des Kartoffelanbaus in Hamburg, die Gründung der ersten Sparkasse in Europa, der Hamburger Öffentlichen Bücherhallen sowie der Schule für Kunst und Gewerbe, Vorläuferin der heutigen Hochschule für bildende Künste.

1844 beschloss der Hamburger Senat, der Gesellschaft ein 980 Quadratmeter großes Grundstück am Nikolaifleet zu überlassen, auf dem bis zum Jahre 1842 das Rathaus der Stadt gestanden hatte, das jedoch während des Großen Brandes gesprengt worden war, um der Feuersbrunst eine Schneise entgegenzusetzen. 1847 wurde der schlichte, vierstöckige Backsteinbau eingeweiht. Er wurde mehrmals verändert, um- und ausgebaut, 1924 um vier Etagen aufgestockt und während der alliierten Luftangriffe im Jahre 1943 zerstört und danach wieder aufgebaut.

Zum Teil ruhte der Klotz – wie in Hamburg häufig – auf Pfählen, die in den schlammigen Untergrund eingerammt wurden, aber zusätzlich wurde mit dem Bau fleetseitig auch eines der ersten Betonfundamente gegossen, was für die damalige Zeit ein revolutionäres Bauvorhaben darstellte. „Dieser Sockel“, sagt Malte Krugmann, Vorstandsmitglied der Patriotischen Gesellschaft, „muss jetzt dringend als allererstes saniert werden“. Neben dieser Grundsanierung des Kellers, der Grundsiele und des Hochwasserschutzes stünden die Fertigstellung der Sanierungen der Back- und Natursteinfassaden, des Innenhofs sowie die Erneuerung der Holzfenster, die noch aus der Wiederaufbauzeit nach dem Krieg Ende der 1940er-Jahre stammen, ganz oben auf der – vorläufigen – Agenda.

Für die Komplettsanierung müssen 9,5 Millionen Euro aufgebracht werden

Als erste Tranche werden nun 300.000 Euro aus dem öffentlichen Sanierungstopf abgeschöpft, um dem „Vereinshaus“ wieder eine mindestens ebenso große statische Stabilität zu geben, wie es die Patriotische Gesellschaft inhaltlich für die demokratische Entwicklung Hamburgs geleistet hat.

Dann sollen für die Haushaltsjahre 2013 und 2014 zusammen weitere 1,3 Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden; das verbleibende Volumen von einer Million Euro soll schließlich im Zuge des Bewirtschaftungsplans 2015/2016 ausgezahlt werden. „Insgesamt gehen wir nach Lage der Gutachten und Sanierungsvorschläge jedoch von einem finanziellen Gesamtaufwand von rund 9,5 Millionen Euro aus“, sagt Krugmann.

Die noch fehlenden Sanierungs- und Renovierungsmillionen sollen in den kommenden zwei Jahren durch eine engagierte Fundraising-Kampagne zusammenkommen. Die Parlamentarier wie auch die Patriotische Gesellschaft erhoffen sich von der Senatsentscheidung einen „positiven, privaten Nachahmungseffekt“. Eine Rendite werde zwar nicht ausgeschüttet, sagt Krugmann augenzwinkernd, „aber selbstverständlich sind solche Spenden steuerlich absetzbar“.

Spätestens 2015 sollen die umfangreichen Bauarbeiten abgeschlossen sein: Dann will die Patriotische Gesellschaft mit einem Festakt ihr 250-jähriges Bestehen feiern.