Auf der Internationalen Gartenschau 2013 fahren die Züge im Drei-Minuten-Takt über das Gelände. Höchstgeschwindigkeit: 16 Kilometer pro Stunde.

Hamburg. Die "schnellste Raupe Wilhelmsburgs" wird sie genannt - und in der Tat erinnert die Schwebebahn, die vom April kommenden Jahres an über das Gelände der Internationalen Gartenschau (igs) 2013 führen wird, an einen futuristischen Wurm. Ein Modell der gläsernen Einschienenbahn (Monorail) wurde gestern von igs-Chef Heiner Baumgarten und Peter Amberg, Geschäftsführer der Betreiberfirma Intamin, auf dem Gartenschaugelände vorgestellt.

Jeder der acht Züge besteht aus elf gläsernen Waggons mit jeweils sechs Sitzplätzen. Bis zu sieben Meter hoch schweben die Fahrgäste über die Themenwelten der Gartenschau und kommen dabei auch an vielen Bauprojekten der Internationalen Bauausstellung (IBA) vorbei. Die Schwebebahnen verkehren im Drei-Minuten-Takt, pro Stunde werden 2000 Besucher transportiert. Bei einer Spitzengeschwindigkeit von 16 Kilometern pro Stunde verspricht die knapp 20-minütige Fahrt ein geruhsames Ereignis zu werden. Mit 7,50 Euro ist sie allerdings nicht ganz billig - sollen die Fahrpreise doch einen Großteil der Investitionskosten von rund 13 Millionen Euro refinanzieren. Alle Züge werden nach 171 Gartenschautagen zusammengenommen 145 000 Kilometer auf dem Gelände unterwegs gewesen sein. "Umgerechnet umrunden sie also dreieinhalbmal die Erde", sagte Peter Amberg. "Und das enorm energieeffizient." Pro Fahrgast werde weniger als eine Kilowattstunde verbraucht.

+++ Im grünen Bereich +++

+++ 228 Tage vor der Eröffnung: Rundgang über das igs-Gelände +++

Auf ihrer Fahrt steuert die Gartenschaubahn drei Haltestellen an. Bahnhof Nummer eins liegt am Haupteingang mit der "Welt der Häfen" und ihren bunten Schaubeeten. Von dort schwebt die Monorailbahn, deren Schiene auf 235 Stelzen ruht, zunächst über die elf Gärten der "Welt der Bewegung". Sie bieten Spiel- und Bewegungsmöglichkeiten für jede Generation, neben Schwimmhalle und Kletterhalle gibt es eine große Skateranlage, einen Hochseilgarten, ein Multifunktionssportfeld, einen Bouleplatz und Gärten, die zu Yoga und Tai-Chi einladen.

Ein Hingucker von oben soll auch die "Welt der Kontinente" werden. Blaue Blumenbeete symbolisieren die Weltmeere, dazwischen liegen 16 Gärten, die die Besonderheiten der Erdteile hervorheben: ein bizarrer Felsen im afrikanischen Garten "Sansibar oder der letzte Grund", übergroße Bambusstäbchen im chinesischen Garten "Chien-Tung-Weisheitsorakel" oder Granitblöcke im Garten "Via Mala".

Am Südpunkt des igs-Geländes befindet sich der zweite Bahnhof - inmitten von Heidelandschaft, Raps- und Getreidefeldern, Gehölzen und Rosenstöcken. Hier präsentieren sich die fünf Kulturlandschaften der Metropolregion Hamburg in Miniaturformat - und mit Bühnenprogramm sowie Spezialitätenmarkt. Kurz danach erreicht die Bahn die "Welt der Kulturen". Malerisch am Kuckucksteich gelegen, zeigen zehn Gärten Eindrücke von fremden Sitten und Gebräuchen. Ein Pavillon mit Terrasse, ein interkultureller, von Wilhelmsburgern betriebener Kiosk sowie der von Schülern aus dem Stadtteil gestaltete Garten "Sit Down" bilden ihr kommunikatives Zentrum.

Auf dem Weg zur dritten Haltestelle schnurrt die Schwebebahn über Kleingärten und entlang der Wilhelmsburger Reichsstraße in den Westen des Gartenschaugeländes. Hier liegen die "Wasserwelten" mit Gärten zu den Themen Dürre, Überfluss, Steppe, Prärie und Urwald. Thematisch passend findet sich hier der Gastronomie-Höhepunkt der Ausstellung, das Wilhelmsburger Wasserwerk, nach fast 100 Betriebsjahren stillgelegt und für die igs umgestaltet.

Der nächste und letzte Streckenabschnitt der Gartenschaubahn führt über den "Park der Vereinten Nationen" und die gärtnerischen Schauflächen in der Parkmitte zurück zu dem Bahnhof am Haupteingang.

Bis die Bahn ihren Betrieb aufnimmt, gibt es noch viel zu tun. Doch schon jetzt erntet die Gartenschau viel Lob. So betonte Dietrich von Albedyll, Geschäftsführer von Hamburg Tourismus, die Bedeutung der igs als touristisches Großereignis. "Die 2,5 Millionen erwarteten igs-Besucher werden voraussichtlich 85 Millionen Euro allein für Kost und Logis in Hamburgs Kassen spülen", sagte er gestern. Stadtentwicklungssenatorin Jutta Blankau (SPD) stellte die Bedeutung von igs und IBA für Wilhelmsburg heraus. "Dieser lange vernachlässigte Stadtteil bekommt einen Entwicklungsschub und wird deutlich attraktiver."

Nach Ende der igs im Oktober 2013 soll die Bahn abgebaut und mit noch unbekanntem Ziel verkauft werden. Das 100-Hektar-Gelände soll den Hamburgern dann als Inselpark zur Verfügung stehen - und bis auf Kletterhalle und Hochseilgarten gratis sein.