Banden auf Kupfer-Beutezug. Strecke nach Hamburg acht Stunden lang gesperrt. Im Elbtunnel geriet ein Kleintransporter ins Schleudern.

Hamburg/Hannover. Unbekannte Metalldiebe haben den Zugverkehr in der Nacht zum Mittwoch zwischen Hamburg und Hannover weitgehend zum Erliegen gebracht. Die Täter hatten nahe Isernhagen rund 80 Erdungskabel von Strommasten und Signalanlagen durchschnitten und entwendet, dazu auch sogenannte Schienen- und Gleisverbinder demontiert. Die schweren Beschädigungen wurden von Streckenkontrolleuren entdeckt. Für die Reparatur musste der Strom abgeschaltet werden. Acht Stunden lang ging auf der Schnellstrecke nichts mehr.

In derselben Nacht ereignete sich in Hamburg ein Unfall, an dem wahrscheinlich ebenfalls Metalldiebe beteiligt waren: Im Elbtunnel geriet ein mit 30 Elektromotoren beladener Kleintransporter ins Schleudern und prallte mehrmals gegen die Wände. Die Insassen ließen den Transporter samt Ladung zurück und flüchteten in einem zweiten Fahrzeug. Der Elbtunnel blieb zwei Stunden lang in Richtung Süden gesperrt.

+++ Milosh,der Kupferdieb +++

+++ Mann mit Verbrennungen: Bei Metall-Diebstahl verletzt? +++

Stillstand auf einer der meistfrequentierten Bahnstrecken, Stau in einem der wichtigsten Straßentunnel: Die spektakulären Vorfälle werfen ein Schlaglicht auf eine Form der Kriminalität, die sich in Deutschland immer weiter ausbreitet. Der Diebstahl von Metall, insbesondere Buntmetall wie Kupfer, wird dank der weltweit steigenden Schrottpreise zunehmend lukrativ für Straftäter. Der Preis für eine Tonne Kupfer lag zuletzt bei rund 6000 Euro. Nach Erkenntnissen von Landes- und Bundespolizei kommen die Täter vor allem aus Osteuropa. Ihre Beute bringen sie meist ins Ausland und verkaufen sie dort an Unternehmen, wie Ulrich Leuning, Geschäftsführer der Bundesvereinigung Deutscher Stahlrecycling- und Entsorgungsunternehmen, sagt. An Bahnanlagen riskieren die Diebe oft sogar ihr Leben. Mehrere Täter sind in den vergangenen Jahren an Stromschlägen gestorben.

Nach dem Beutezug an der Strecke Hamburg-Hannover mussten mehr als 100 Züge umgeleitet werden oder fielen ganz aus. Erst um 4 Uhr früh rollten wieder Züge über die reparierten Gleisanlagen. Die Täter müssen ihre Beute in einem Lieferwagen abtransportiert haben. Die Ermittler gehen davon aus, dass es sich um Mitglieder organisierter Banden handelt, die bundesweit auf Metalldiebstahl gehen.

Nach Angaben von Bahnsprecher Gerd Neubeck beläuft sich der Schaden, den Metalldiebe allein bei seinem Unternehmen verursachen, auf rund 15 Millionen Euro pro Jahr. Unlängst hatte die Bahn angekündigt, künftig mit dem Einsatz sogenannter künstlicher DNA gegen Kupferdiebe vorgehen zu wollen. Mit einer solchen Substanz besprühte Metallteile können bei Schrotthändlern, die die Ware möglicherweise arglos angekauft haben, als Bahneigentum identifiziert werden.

Wohin die Männer unterwegs waren, die im Elbtunnel verunglückten, ist noch völlig unklar. Ein Zeuge beobachtete, dass mehrere Personen ausstiegen und in eine Limousine mit Stufenheck und vermutlich rumänischem Kennzeichen umstiegen. Mindestens einer der Männer muss sich bei dem Unfall verletzt haben. Die Polizei sicherte Blutspuren im Mercedes-Transporter.