Unbekannter Mäzen und CDU-Politiker Wankum wetteifern um Möbel-Brandes-Haus auf St. Pauli. Kultwerk West würde sich mit einem Teil begnügen.

St. Pauli. Bis Mitte Mai soll die Entscheidung über die Zukunft des sogenannten Brandes-Hauses an der Ecke Holstenstraße/Nobistor fallen. Noch konkurrieren zwei Projekte um das Filetstück am Ende der Reeperbahn: ein Neubau des CDU-Bürgerschaftsabgeordneten Andreas Wankum und ein Plan des Kultwerks West, das dort ohne Abriss ein großes Kultur- und Kreativprojekt ansiedeln will und einen Mäzen dafür gefunden hat.

"Aus einem Gespräch mit Andreas Wankum geht hervor, dass er in den kommenden zwei bis drei Wochen eine Entscheidung fällen wird", sagt Kultwerk-Chefin Sigrid Berenberg. Sie hat, wie sie auf Nachfrage mitteilt, mit Wankum ein "offenes, gutes Gespräch" geführt und ihn gebeten, das Gebäude des alten Möbelhauses abzugeben und mit seinem Partner nur noch die restliche Fläche neu zu bebauen.

Kultur oder Kommerz, das ist hier die Kiez-Frage

Das Grundstück hat zwar eine gute Lage auf St. Pauli, ist aber schwierig zu nutzen, weil es lang, schmal und z-förmig ist. Nachdem das Möbelhaus Brandes 1999 schloss, steht das Gebäude zu einem großen Teil leer. Viele Neubauprojekte scheiterten bisher - vom Multiplexkino bis zum "Musik-Media-Center". Ende 2011 verkaufte nun Eigentümer Ernst Brandes unter Vorbehalt an die Firma OneVest Development, bei der Wankum Geschäftsführer ist. Finanzielle und rechtliche Schritte, damit die Eigentumsübertragung wirksam wird, stehen noch aus. Die Ende Dezember 2011 gegründete Firma NoHo I hat einen Bauvorbescheidsantrag beim Bezirk Mitte gestellt, der aber noch nicht beschieden ist, wie Wankum dem Abendblatt sagte.

Der Wankum-Plan sieht ursprünglich einen Neubau mit Hotel und großer Gewerbefläche vor, die Lidl nutzen soll. Bisher befindet sich eine Lidl-Filiale schräg gegenüber von Möbel Brandes. Sie könnte in den Neubau umziehen. Weitere Discounter befinden sich in unmittelbarer Nähe: gegenüber an der Holstenstraße und auch an der Reeperbahn 108, nur wenige Hundert Meter entfernt.

Die Chronologie rund um Möbel Brandes am Nobistor

Das "Kultwerk West" möchte den "interessantesten Ort Hamburgs" schaffen. Die Pläne sehen im Möbelhaus neben Veranstaltungsräumen eine Start-up-Etage mit Werkstätten für Mode und Design vor.

Der Mäzen, der ungenannt bleiben will, hat dem Kultwerk West angeboten, die gleiche Summe zu zahlen wie Wankum.

Das Brandes-Grundstück ist auch bei anderen Investoren beliebt. So gibt es den Plan eines anderen Investors, dort einen Event- und Gastronomieneubau zu errichten.