Sanierung kostet 2,8 Millionen Euro. Rudolf-Ballin-Stiftung mietet das Haus für mindestens 25 Jahre. Auch ein Trauzimmer im Turm ist geplant.

Hamburg. Die Bäume im Amsinck-Park im Nordwesten Hamburgs sind noch winterkahl. Vielleicht ist das gut so, denn so wird der trostlose Zustand der Amsinck-Villa , die inmitten des Parks auf einer kleinen Anhöhe thront, erst richtig deutlich. An einigen Stellen des zweigeschossigen Gebäudes blättert die beige Farbe ab. Einige Fensterläden hängen schief in den Scharnieren, andere fehlen ganz. Ziergitter vor den Fenstern sind von braunem Rost befallen, im Inneren wurde der Fußboden aufgerissen. Ein rechts neben der Eingangstür angebrachtes kleines, weiß-blaues Schild mit der Aufschrift "Denkmal" wirkt wie Hohn.

Seit vielen Jahren steht die Villa, die der Hamburger Geschäftsmann Wilhelm Amsinck zwischen 1868 und 1870 von dem Architekten Martin Haller hatte errichten lassen, nun schon leer. Für die Stadt Hamburg ist das besonders peinlich, weil das denkmalgeschützte und Schlichtheit wie Eleganz ausstrahlende Gebäude seit 1956 ihr gehört. Eine Zeit lang waren dort Sozialwohnungen untergebracht, 1981 wurde die Villa saniert; aber durch weitere lange Jahre des Leerstands ist das Haus inzwischen arg heruntergekommen.

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Das soll sich jetzt ändern. Die Rudolf-Ballin-Stiftung, die seit 85 Jahren im Rahmen der Familienhilfe mit Kindern, Jugendlichen und Familien arbeitet, will in dem Gebäude eine Kindertagesstätte mit 90 Plätzen unterbringen. Man sei sich mit der für Liegenschaften zuständigen Finanzbehörde und dem Bezirk Eimsbüttel einig, sagte Geschäftsführer Werner Dobritz dem Abendblatt. Zusätzlich zur Kita wolle seine Stiftung die Räume im Erdgeschoss Bürger- oder gemeinnützigen Vereinen zur Verfügung stellen. Ferner sei im Turm der Villa die Einrichtung eines kleinen Trauzimmers vorgesehen. "Für jene, die hier heiraten wollen", sagt Dobritz. Der Sprecher der Finanzbehörde, Daniel Stricker, bestätigte die bevorstehende Einigung. "Wir sind uns mit der Ballin-Stiftung im Grunde handelseinig."

So einfach, wie das klingt, ist die Angelegenheit allerdings nicht. Die Stiftung habe in den vergangenen Wochen für rund 50 000 Euro Architekten beauftragt, den Zustand des Hauses zu prüfen, sagt Dobritz. "Das Ergebnis war ernüchternd." Im Grunde sei das Haus "in einem abgängigen Zustand", mit Schimmel befallen, und das Dach drohe einzufallen. "Totalschaden", sagt Dobritz und spricht von Sanierungskosten in Höhe von 2,8 Millionen Euro.

Da die Stiftung aber nicht mehr als 1,6 Millionen Euro refinanzieren kann, haben die Beteiligten sich jetzt darauf geeinigt, dass das stadteigene Wohnungsunternehmen Saga GWG die Sanierung übernimmt und die Stiftung das Gebäude für mindestens 25 Jahre mietet. "Dazu gehört, dass wir das Gebäude instand halten", fügt Dobritz hinzu. Der Stiftungsgeschäftsführer hofft nun, dass die Kita spätestens im Frühjahr 2014 eröffnet werden kann. Voraussetzung sei allerdings, dass der Vertrag rasch unterschrieben und mit der Sanierung zügig begonnen werde.