Bezirk wollte Wohnungen bauen und suchte neuen Standort – ohne Erfolg. Jetzt feiert die legendäre Bühne an der Grindelallee ihren 40. Geburtstag.

Hamburg. Der kleine, schwarze Schuppen sei mindestens eine Million Euro wert, sagt Eberhard Gugel, Besitzer des Liveclubs Logo. Diese Summe sei ihm schon angeboten worden, denn der zweckmäßige Flachbau aus der Nachkriegsära verfügt über ein attraktiv gelegenes Grundstück an der Grindelallee. Andererseits gilt das Haus auch als Kompetenzzentrum des Rock’n’Rolls. Und das verkaufe man nicht so einfach. Deshalb lehnte Gugel bisher alle Offerten von Immobilieninvestoren für seine legendäre Clubbutze ab, zumal ihm niemand einen akzeptablen Ausweichstandort bieten konnte.

Seit 40 Jahren kann nunmehr mitten im Univiertel in Rotherbaum Musikgeschichte erlebt werden, das bescheidene Raumkonzept ist Teil der Legende. Ob es so bleiben kann, war lange unklar. Jetzt steht fest: Die drei Jahre lange Suche nach einem neuen Standort für den Club ist gescheitert. Ein möglicher Abriss und der geplante Umzug auf den Uni-Campus sind im Bezirksamt Eimsbüttel vom Tisch. Das Logo wird 2014 seinen 40. Geburtstag feiern – und zwar dort, wo es immer war.

Seit dem Kriegsende duckt sich die schwarze Baracke nun schon als optischer Widerhaken zwischen die Wohnhäuser des Straßenzugs. Zunächst als Möbelgeschäft, später als Studentenkneipe und seit 1974 als Liveclub. Im Jahr 2011, mit dem Start der Wohnungsbauoffensive des Senats, sollte auf dem Grundstück ein sechsgeschossiger Neubau entstehen, der Club verlagert werden. Nicht grundlos kam das Bezirksamt zu der Einschätzung, dass das Gelände eine „deutlich höhere mögliche bauliche Ausnutzung“ besitze. In Absprache mit dem Eigentümer wurde geprüft, den Club vor das Bezirksamt ziehen zu lassen, zuletzt war ein Umzug in den Von-Melle-Park der Uni im Gespräch. Eberhard Gugel war nicht abgeneigt, sagte aber immer über den alten Standort: „Ich fühle mich wohl hier.“ Trotz lauter, harter Musik mitten im Wohngebiet sei das nachbarschaftliche Verhältnis beschwerdefrei. „Sogar zu unserer Polizeiwache haben wir besten Kontakt.“ Mehr noch: Der Club ist als Kulturinstitution im Viertel akzeptiert, sagt Bezirksamtsleiter Torsten Sevecke (SPD). In den 80er-Jahren habe er dort selbst viele Rockbands gesehen.

Wer im Logo auftrat, hatte den Durchbruch häufig noch vor sich. Unter ihnen waren damals Otto Waalkes, Oasis und Udo Lindenberg. Heute bekannte Gruppen wie Queens of the Stone Age, die Berliner Beatsteaks oder die im Mainstream angekommenen Phoenix gastierten ebenfalls zuerst auf der kleinen Logo-Bühne, bevor sie die großen Multifunktionsarenen füllten. Fans schätzen den Club wegen angenehmer Enge, niedriger Deckenhöhe und dem direkten Kontakt zu den Musikern, die auf Augenhöhe spielen. Immobilieninvestoren beneiden die „lauteste Sauna der Stadt“ um ihre Lage.

Im Juni 2012 sprach sich die Bezirksversammlung für den Erhalt des Logos in Eimsbüttel aus, im Zuge der Universitätsentwicklung wurde geprüft, ob der Club in einem der Uni-Häuser unterkommen könnte. „Doch eine Integration am Standort Bundesstraße ist wegen des engen Raumprogramms nicht möglich“, sagt Bezirkssprecherin Aileen Röpcke. Und auch im Von-Melle-Park hätten Anlieferung und Lärmschutz nicht gewährleistet werden können. „Deshalb“, sagt Röpcke „sind die Standortanforderungen in einem Neubau auch perspektivisch nicht möglich.“ Einvernehmlich sei nun entschieden worden, das Logo am Standort zu belassen.

„Ich kann damit leben“, sagt Bezirksamtsleiter Sevecke (SPD). Selbst wenn ihm eine Verlagerung des Logo lieber gewesen wäre, um auf dem Clubgrundstück mit einem Wohnungsneubau der Verpflichtung gegenüber dem Senat nachzukommen. Aber es sei auch wichtig, dass es Orte wie den im Stadtteil verwurzelten Club gebe. „Das Logo funktioniert“, sagt Sevecke. „Wir haben keinen Druck.“

„Nach rein wirtschaftlichen Maßstäben“, sagt Clubbetreiber Eberhard Gugel, „dürfte es das Logo gar nicht mehr geben.“ Wöchentlich bekomme er Anfragen für sein „Filetgrundstück“. Doch manchmal seien Entscheidungen auch für einen Schwaben wie ihn nicht finanziell getrieben. „Seit 20 Jahren leite ich den Laden, mein Büro liegt um die Ecke, und im September feiern wir 40. Geburtstag. Warum soll ich das jetzt aufgeben?“ Ein Umzug auf die Reeperbahn oder womöglich auf die Fläche des Beach-Clubs Central Park an der Max-Brauer-Allee seien erst einmal kein Thema. Er wolle Eimsbüttel treu bleiben. Die Bedeutung für den Musikernachwuchs sei unbestritten. „Wir wollen, dass unsere Gäste das Logo als einen Ort erleben, der vertraut ist, aber auch immer wieder für Überraschungen und spannende Abende sorgt.“

Das Logo feiert Geburtstag: Vom 1. bis 5. September sollen inzwischen erfolgreiche Bands im Logo mal wieder in kleinem Rahmen zu sehen sein. Das Programm soll im Sommer stehen.