Die Sanierung des denkmalgeschützten Baus kostet 3,5 Millionen Euro - die SPD beschließt heute einen Zuschuss von 400.000 Euro

Hamburg. Jüdisches Leben hatte in Hamburg früher eine große Bedeutung. Allein der jüdischen Gemeinde Eimsbüttel gehörten vor dem Zweiten Weltkrieg rund 24 000 Mitglieder an, es gab mehrere Synagogen, Schulen und andere jüdische Einrichtungen. Doch der größte Teil dessen, was jüdisches Leben in Hamburg ausmachte, fiel dem Wahnsinn der Nationalsozialisten zum Opfer.

Umso bemerkenswerter war es, dass die Gemeinde nach dem Krieg zu neuem Leben erwachte und eine neue Synagoge errichtet wurde. Den Grundstein hatte der damalige Bürgermeister Max Brauer (SPD) am geschichtsträchtigen 9. November 1958 gelegt - also exakt 20 Jahre nach der Pogromnacht vom November 1938. Knapp zwei Jahre später, im September 1960, wurde der Bau der Architekten Karl Heinz Wongel und Klaus May an der Hohen Weide in Eimsbüttel eröffnet.

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Gut 50 Jahre sind seitdem vergangen, und die haben dem schlichten, fünfeckigen Bau mächtig zugesetzt. Vom Dach über die Fenster, die Bestuhlung und die Elektrik bis zum Keller und der Mikwe, dem rituellen Tauchbad, reicht der Sanierungsbedarf. Der 2011 neu gewählte Vorstand der mittlerweile wieder 3500 Mitglieder starken jüdischen Gemeinde um den Vorsitzenden Bernhard Effertz richtete daher einen eindringlichen Appell an die Politik: "Das Gebäude befindet sich, mehr als 50 Jahre nach seiner Einweihung, in einem Zustand, der eines anerkannten Denkmals unserer Stadt unwürdig ist", hieß es. "Die Zeit hat dem Gebäude Wunden geschlagen, deren Heilung nur mit der Hilfe von Förderern bewirkt werden kann." 1,2 Millionen Euro würden benötigt, um nur die gravierendsten Schäden an der Synagoge zu beheben. Insgesamt müssten sogar 3,5 Millionen Euro in den Bau gesteckt werden.

Ein Teil davon soll heute auf den Weg gebracht werden. Die SPD-Fraktion will einen Antrag beschließen, mit dem 400.000 Euro für die Grunderneuerung der kunstvollen Synagogenfenster bereitgestellt werden. Der Senat wird aufgefordert, das Geld aus dem Sanierungsfonds Hamburg 2020 zur Verfügung zu stellen. "Die unter Denkmalschutz stehende Synagoge ist Mittelpunkt des jüdischen Lebens in Hamburg - alle sind aufgefordert, ihren Beitrag zu leisten, sie endlich wieder in einen würdigen Zustand zu versetzen", sagte SPD-Fraktionschef Andreas Dressel dem Abendblatt.

"Mit unserem Beitrag legen wir die Basis für hoffentlich viele Zustiftungen und private Spenden." Dressel hatte gemeinsam mit den Eimsbütteler SPD-Bürgerschaftsabgeordneten Martin Schäfer und Olaf Steinbiß den Anstoß für den Antrag gegeben. "Die Synagoge ist prägend für das vielfältige jüdische Leben in Eimsbüttel", so Schäfer und Steinbiß.

"Wir freuen uns sehr, dass wir nun Hilfe von der Stadt bekommen", sagte Roy Naor vom Vorstand der jüdischen Gemeinde dem Abendblatt. "Wir versprechen uns davon eine Vorbildfunktion und hoffen auf weitere Hilfe. Dass wir den Sanierungsbedarf allein decken können, sehe ich nicht."

Mit den 400 000 Euro sollen die vier akut gefährdeten Synagogenfenster des Künstlers Herbert Spangenberg erneuert werden. Der aufquellende Rost der Fensterrahmen zerstöre die Scheiben, daher sei schon die Fassade abgesperrt, so Dressel. Da eine Reparatur nicht mehr möglich sei, müssten die Fenster nun neu angefertigt werden.

Mit Mitteln aus dem "Sanierungsfonds Hamburg 2020" sollen bedeutende Einzelprojekte wie das Mahnmal St. Nikolai, die Katharinenkirche, die Deichtorhallen, die Staats- und Universitätsbibliothek und das große Wasserbecken im Stadtpark instand gesetzt werden. Für die Jahre 2011 bis 2019 stehen dafür derzeit 165 Millionen Euro zur Verfügung.