Trapani/Hamburg. 2017 hatte Italien die „Iuventa“ auf dem Mittelmeer beschlagnahmt und die Crew angeklagt. Nach dem Urteil fordern NGOs Konsequenzen.

Fast sieben Jahre nach Beschlagnahmung des Seenotrettungsschiffs „Iuventa“ durch italienische Behörden ist das Verfahren gegen die damalige Crew eingestellt worden. Dies entschied am Freitag ein Gericht in Trapani auf Sizilien.

Die „Iuventa“-Crew um den Hamburger Hafenschiffsführer Dariush Beigui begrüßte die Entscheidung in einer Mitteilung, kritisierte jedoch, dass die Ermittlungen und das langwierige Verfahren einen großen Schaden für die Seenotrettung bedeutet hätten.

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Das Schiff, das im Auftrag der deutschen Organisation Jugend Rettet zur Hilfe für Migranten auf dem Mittelmeer unterwegs war, wurde im Sommer 2017 beschlagnahmt. Gegen die Crew und andere Helfer wurde wegen Beihilfe zur illegalen Einwanderung ermittelt. Ihnen wurde zur Last gelegt, mit Schleusern aus Libyen zusammengearbeitet zu haben.

Der Hamburger Hafenschiffsführer Dariush Beigui gehörte zur angeklagten „Iuventa“-Crew.
Der Hamburger Hafenschiffsführer Dariush Beigui gehörte zur angeklagten „Iuventa“-Crew. © FUNKE Foto Services | Thorsten Ahlf

Die „Iuventa“ war 2016 eines der ersten privaten Schiffe zu Rettung von Migranten im Mittelmeer. Nach Angaben von Jugend Rettet half sie bis zur Festsetzung durch die Behörden mehr als 14.000 Menschen aus Seenot.

Verfahren gegen „Iuventa“-Crew eingestellt – Sea-Eye spricht von „Schauprozess“

Die deutsche Hilfsorganisation Sea-Eye sprach in einer Reaktion auf das Urteil von einem „Schauprozess“, der die zivile Seenotrettung in Verruf bringen sollte. „Es ist ein wichtiges Zeichen, dass die Lebensretter/-innen von ‚Iuventa‘ endlich freigesprochen wurden. Es ist jedoch ein handfester Justizskandal, dass sie sich für die völkerrechtliche Pflicht, Menschenleben aus Seenot zu retten, so viele Jahre vor Gericht verantworten mussten. Dieser Skandal muss nun politische Konsequenzen in Italien nach sich ziehen“, wurde der Vorsitzende Gorden Isler in einer Mitteilung zitiert.

Er verlangte zudem eine Richtigstellung, Entschuldigung oder Erklärung des früheren Innenministers Thomas de Maizière. Der CDU-Politiker hatte 2016 Seenotrettern vorgeworfen, mit Schleusern zu kooperieren.

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Auf dem Mittelmeer sind auch heute noch mehrere Schiffe von Nichtregierungsorganisationen unterwegs, um Migranten aus Seenot zu retten. Immer wieder kommt es auf der gefährlichen Überfahrt von Afrika nach Europa zu tödlichen Katastrophen.