Die ersten Mieter ziehen im August in die Tanzenden Türme ein. Für das höchste Restaurant der Stadt in der 23. Etage gibt es schon Bewerber.

St. Pauli. Der Hafen, die Reeperbahn, die Innenstadt und in der Ferne die Harburger Berge. All das liegt dem Besucher auf einer der höchsten Dachterrassen der Hansestadt zu Füßen. 90 Meter hoch über der Reeperbahn ist der höchste Punkt der Tanzenden Türme. Die gläsernen Fassaden der beiden Hochhaustürme mit 22 beziehungsweise 24 Etagen sind bereits fertiggestellt und bilden das neue Entree zum Kiez. Das zu dem Gebäudekomplex gehörende Hotel Arcotel Onyx mit 216 Zimmern wurde bereits eröffnet.

Die ersten Mieter, das Bauunternehmen Strabag und das Spirituosenunternehmen Diageo, werden im August einziehen. In der ersten Etage wurde ein Musterbüro eingerichtet. Der legendäre Mojo Club wird ebenfalls an den Standort zurückkehren und im Herbst wiedereröffnen.

Jetzt wurden die Innenausbauten mit Haustechnik, Raumaufteilung und Sanitäranlagen begonnen. Die Strabag hat in das Gebäudeensemble, das von Architekt Hadi Teherani entworfen wurde, 180 Millionen Euro investiert.

Unterhalb der 250 Quadratmeter großen Dachterrasse in der 23. Etage des Südturms wird das höchste Restaurant der Hansestadt entstehen mit Platz für bis zu 400 Gästen auf 550 Quadratmetern. Der Raum ist rundum verglast, etwa vier Meter hoch. Die Gäste können sogar auf die Barbesucher der Skybar 20up im benachbarten Empire-Riverside-Hotel hinunterschauen.

Bis November soll der Innenausbau fertig sein. Für eine der attraktivsten Gastronomieflächen der Hansestadt interessieren sich Marc Ciunis und Partner vom East-Hotel, und Andreas Fraatz, dessen Familie das Empire-Riverside-Hotel und das Hotel Hafen Hamburg in unmittelbarer Nachbarschaft gehören. Die Geschäftsleute "haben ein gemeinsames umfangreiches Konzept vorgelegt. Wir wollen hier etwas Einzigartiges für Hamburg schaffen", sagte eine East-Sprecherin und bestätigte auf Abendblatt-Anfrage: "Wir befinden uns in den Endverhandlungen mit der Strabag." Das Unternehmen gibt sich noch etwas zugeknöpft: "Wir sind mit zwei Interessenten in vielversprechenden Verhandlungen", sagte Matthias Pirschel, Bereichsleiter der Strabag Reals Estate. Aber sicher ist für Pirschel: "Es wird im November eine öffentliche Gastronomie eröffnen. Denn wir möchten den Hamburgern und Touristen diesen spektakulären Blick über die Stadt nicht vorenthalten."

Der Mieter in der 17. und 18. Etage steht bereits fest: Das Spirituosenunternehmen Diageo hat seinen Deutschlandsitz von Wiesbaden nach Hamburg verlegt, gestern probte Geschäftsführer Markus Kramer schon mal den Einzug. Er hatte symbolisch ein paar Umzugskartons mitgebracht: "Das ist einer der attraktivsten Arbeitsplätze der Stadt. Es gibt wohl keinen Standort, der besser zu unserem Unternehmen passt als die Tanzenden Türme auf der Reeperbahn Numero 1. Hier hat Diageo viele seiner Bar- und Gastronomiekunden", sagte Kramer. Auf dem Kiez sei die Kreativszene zu Hause.

80 Mitarbeiter des Unternehmens mit Hauptsitz in London werden zunächst in die Tanzenden Türme einziehen. Die Strabag, der Investor selbst, wird die erste bis 16. Etage mit rund 800 Mitarbeitern beziehen. Aber ab der 19. Etage aufwärts werden noch Mieter gesucht. Die Quadratmeterpreise liegen bei gut 20 Euro.

+++ Tanzende Türme: Traum-Blick und ein bisschen Walzer +++

Am Eingang zur Reeperbahn, wo jetzt die Tanzenden Türme ein Blickfang sind, stand bis zum Abbruch im November 2009 die Ruine der stillgelegten Bowlingbahn. Es war ein Schandfleck. Doch dann wuchsen nach und nach die schrägen Hochhäuser.

907 Tage sind es vom Abbruch bis heute. Bis zu 400 Arbeiter sind auf der Baustelle im Einsatz. Das Besondere an den Tanzenden Türmen ist: Diese haben eine zweischalige Fassade, bei der sich einzelne Elemente unterschiedlich zueinander und sich die inneren zu den äußeren Fronten drehen.

Die beiden rund 90 Meter hohen Türme knicken in unterschiedlichen Höhen ab. Der Südturm ist in der siebten Etage geknickt, der Nordturm hat im 17. Stockwerk einen Gegenknick. Insgesamt mussten bei der Fassadenkonstruktion 16 verschiedene Neigungssituationen berücksichtigt werden. Die Bedeutung seines Bauwerks erklärt Architekt Teherani so: "Die beiden Türme stellen ein Paar beim Tangotanz dar." Für ihn sei wichtig gewesen, dass am Standort St. Pauli eine Architektur entstehe, die dem Ruf und der Musikmeile gerecht werde.