Behörde für Stadtentwicklung stellt ihre Pläne am Mittwochabend in der Stadtteilschule Regerstraße zum ersten Mal öffentlich vor. Die Rennbahn soll in den Osten der Stadt ziehen

Bahrenfeld. Das Thema schien vom Senatstisch, als der damalige Bürgermeister Ole von Beust (CDU) am 16. Juni 2010 in seiner Regierungserklärung die Pläne für eine Doppelrennbahn für Galopper und Traber auf dem Derbygelände an der Horner Rennbahnstraße für "nicht mehr finanzierbar" hielt. Jetzt ist unter dem SPD-Senat wieder Bewegung in das Großprojekt gekommen. Nach dessen Vorstellungen sollen in den kommenden Jahren in Bahrenfeld, spätestens von 2016 an, im Bereich von Trabrennbahn, August-Kirch-Straße und Holstenkamp insgesamt maximal 2300 neue Wohnungen entstehen (siehe Grafik). Die Trabrennbahn müsste dafür nach Horn verlegt werden. Ideen und Skizzen dieses Bauprojekts will die Stadtentwicklungsbehörde am Mittwoch von 18 Uhr an in der Aula der Stadtteilschule Bahrenfeld an der Regerstraße in einer Informationsveranstaltung vorstellen.

Der Rahmenplan Bahrenfeld-Nord, der rechtlich nicht bindend ist, sieht im Detail zahlreiche Änderungen im Umfeld des Volksparks vor. Von der städtischen Erholungsanlage aus sollen strahlenförmig Grünachsen in alle Himmelsrichtungen gehen. Für die Trabrennbahn in Bahrenfeld, so ist es der erklärte Wille des Senats, wäre künftig kein Platz mehr: Der traditionsreiche Hippodrom soll in Bauland für 800 bis 1000 Wohnungen umgewandelt und verkauft werden. Von dem Erlös könnte im Horner Derbypark eine Kombinationsrennbahn für Galopper und Traber geschaffen werden. Die restlichen Millionen sollen in den Bau des geplanten Deckels auf der Autobahn 7 nördlich des Elbtunnels fließen. Der Baubeginn für dieses Projekt ist für das Jahr 2017 vorgesehen.

In ihren finanziellen Berechnungen sind die Behörden weit fortgeschritten. Danach würde das 226 166 Quadratmeter große Areal der Bahrenfelder Trabrennbahn, die Flurstücke 3251 und 3254 der Gemarkung Bahrenfeld, zwischen 36 und 52 Millionen Euro erbringen - je nach Art der Bebauung. Am größten wäre der Erlös bei mehrgeschossigen Häusern oder einer Mischform mit Gewerbebauten. Die Fläche der Trabrennbahn wird nach Auskunft des Senats auf eine Anfrage der FDP-Bürgerschaftsabgeordneten Martina Kaesbach "mit einem Buchwert von 35 189 096 Euro bewertet".

Nach aktueller Planung sollen 60 Prozent der Rennbahnfläche bebaut, der Rest in Grünflächen umgewandelt werden. Den möglichen Einnahmen durch den Grundstücksverkauf stehen Erschließungskosten von 11,3 Millionen Euro gegenüber. Zwar würde ein Verkauf der ein Drittel größeren Galopprennbahn in Horn mutmaßlich bis zu 83 Millionen Euro erbringen, die Grünanlage soll jedoch auf jeden Fall dem Osten Hamburgs erhalten bleiben.

"Wir sind keineswegs überrascht", sagt Dietrich von Mutius, Geschäftsführer des Trabrennbetreibers Winrace. "Uns gegenüber hat die Stadt aus ihren Plänen nie ein Hehl gemacht." Bisher sei alles fair verlaufen. Entsprechend realistisch sieht von Mutius die Entwicklung: "Es war klar, dass es eines Tages ernst wird. Wir sollten jetzt alle gemeinsam nach Wegen suchen."

In den vergangenen zwei Jahren hat das Unternehmen Winrace, hinter dem die Familie des Milliardärs und ehemaligen Kaffeerösters Günter Herz steht, am Volkspark rund fünf Millionen Euro investiert. Die Trabrennbahn, so wird einhellig bescheinigt, kann sich nach der umfangreichen Modernisierung wieder sehen lassen. Dieses Geld wäre - bis auf einen sechsstelligen Betrag für Einbauten wie Klimaanlagen oder Mobiliar sowie einer Multimediawand - bei einem Umzug verloren. Allerdings rechnet in Bahrenfeld niemand damit, die Trabrennbahn innerhalb der nächsten drei Jahre verlassen zu müssen. Selbst wenn die politische Grundsatzentscheidung wie vorgesehen noch in diesem Sommer im Rathaus fällt, muss zunächst der Prozess der Bürgerbeteiligung abgewartet werden, bis die endgültige Bauplanung steht. "Zu viele Dinge sind bislang nicht erledigt", sagt Sven Hielscher (CDU), Abgeordneter der Bezirksversammlung Altona. Ungeklärt seien weiter Naturschutzausgleichsmaßnahen sowie die Erschließungsproblematik. Hielscher: "Das bestehende Sielnetz reicht nicht aus, um 3000 neue Wohnungen zu entwässern."

Die Gespräche über den Bau einer Doppelrennbahn in Horn sind dagegen weit gediehen, bestätigte Eugen-Andreas Wahler, Präsident des Hamburger Renn-Clubs (HRC), am 30. März im Sportausschuss der Bürgerschaft. Dort hatte Christoph Krupp, der zuständige Staatsrat und Chef der Senatskanzlei, der CDU die Verantwortung für das Vertreiben des Trabrennsports aus Bahrenfeld zugeschoben, weil die CDU zwar 2010 den beschlossenen Bau der Kombibahn in Horn kassiert hatte - nicht aber den Bebauungsplan für den Bezirk Altona. "Jetzt ist es unwahrscheinlich, dass wir den Wohnungsbau noch stoppen können", sagte Krupp.

Während die Traber der zu erwartenden Entwicklung mit Betrübnis entgegensehen, ist die Haltung der Galopper klar. "Wir finden die Doppelrennbahn großartig, je eher sie kommt, desto besser. Sie bietet uns neue Chancen. Dem Fußball zum Beispiel haben die neuen Stadien einen Zuschauerboom beschert", sagt HRC-Präsident Wahler.