Künftig zentrale Prüfungen in fast allen Fächern. Klausuren erst im April. Senator: “Wir brauchen gleiche Standards“

Hamburg. Das Abitur in Hamburg wird grundlegend reformiert. Vom Schuljahr 2013/2014 an müssen die Schüler alle am selben Tag in allen Prüfungsfächern dieselben Aufgaben lösen. Das ist auch unabhängig davon, ob sie das Abitur nach zwölf Jahren an einem Gymnasium oder nach 13 Jahren aneiner Stadtteilschule ablegen. Außer in "Nischenfächern" wie etwa Kunst,Theater oder selten gewählten Sprachen wie Japanisch wird es damit ein hamburgweites Zentralabitur geben.

"Das Abitur muss in Blankenese dasselbe sein wie in Bergedorf, in Eidelstedt dasselbe wie in Eimsbüttel", sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD) gestern zu dem Motiv für die Reform. Während andere Bundesländer schon lange über ein Zentral-Abi verfügen, gab es in Hamburg zentrale Prüfungsausgaben nur in einigen Fächern wie Mathematik, Deutsch und Englisch.

Eine zweite einschneidende Änderung betrifft die Prüfungstermine: Statt Ende Januar/Anfang Februar werden die schriftlichen Abiturprüfungen künftig im April stattfinden. Damit wird der Zeitraum bis zur mündlichen Prüfung im Mai/Juni verkürzt. "Kein anderes Bundesland führt die Abiturprüfungen so früh durch wie Hamburg", sagte Rabe. "Danach ist die Luft raus, das ist Vergeudung wertvoller Unterrichtszeit." Als positiven Nebeneffekt stellte Rabe heraus, dass Lehrer die Abi-Prüfungen nicht mehr in den Frühjahrsferien korrigieren müssten. Das sei zwar ehrenhaft, aber nicht Sinn der Sache, weil Lehrer auch so genug zu tun hätten, sagte Rabe, selber ein gelernter Gymnasiallehrer.

Reformiert wird auch das mündliche Abitur. Nachdem 2010 die klassische mündliche Prüfung durch eine "Präsentationsprüfung" ersetzt worden war, bei der die Schüler drei Wochen Zeit bekommen, eine multimediale Präsentation zu erarbeiten, sollen sie von 2013 an zwischen beiden Varianten wählen können. Ferner wird die Vorbereitungszeit für die Präsentation auf zwei Wochen verkürzt.

Viertens will Rabe die "Kompetenzmessungen" an Schulen intensivieren. Er selbst habe früher als Zweitprüfer von Abiturarbeiten gravierende Unterschiede festgestellt. Während einige Aufgaben und Lösungen höchsten Ansprüchen genügten, seien andere vom Niveau eine Klasse daruntergeblieben. "Wir brauchen aber gleiche Leistungsstandards, an denen sich Schüler, Lehrer und Eltern orientieren können."

Zurückhaltend äußerte sich der Schulsenator zum Vorstoß Niedersachsens, wonach von 2014 an eine Art Nordabitur eingeführt werde, an dem außer den Bundesländern Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg auch die Bildungs-Vorreiter Bayern und Sachsen teilnähmen. Als Vorsitzender der Kultusministerkonferenz der Länder habe er für die Sitzung am 8. März, zu der auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erwartet werde, ein anderes Ziel: "Ich bin optimistisch, dass es gelingen kann, für alle 16 Bundesländer zu klareren Verabredungen zu kommen, wie das Abitur gestaltet werden kann." Grundsätzlich müsse das Abitur "zwischen Oberstdorf und Flensburg" vergleichbar werden, so Rabe. Aber das sei ein so gewaltiger Schritt, dass es nicht hilfreich sei, eine Woche vor dem Treffen darüber eine Debatte loszutreten.