Bagger haben das denkmalgeschützte Haus nahezu dem Erdboden gleich gemacht. Anwohner vermuten einen perfiden Plan des Investors.

Hamburg. Nach dem Einsturz der Mauer folgte der Abriss des gesamten Gebäudes: Bagger haben das denkmalgeschützte Haus an der Bernhard-Nocht-Straße 85/87, dessen Außenwand am Freitag bei Bauarbeiten auf dem Nachbargrundstück in sich zusammengebrochen war, nahezu dem Erdboden gleich gemacht. Anwohner beklagen diesen "kalten Abriss", vermuten sogar einen Plan des Investors dahinter.

Bereits wenige Stunden nach dem Einsturz der Wand, so berichten Anwohner, seien Bagger angerückt. Unter den Augen von Vertretern des Investors und einer Mitarbeiterin der Bauprüfabteilung des Bezirkes Mitte seien die noch bestehenden Hausteile abgerissen worden - obwohl das Denkmalschutzamt zuvor verfügt haben soll, dass zumindet das historische Treppenhaus des Gründerzeitbaus gerettet werden müsse. Anwohnerin Margit Czenki: "Wir haben das Denkmalschutzamt angerufen, das nach Aussagen von Mitarbeitern von dem Abriss überhaupt nicht informiert war. Die Denkmalschützer haben den Abriss dann zunächst gestoppt." Ein Einschreiten, dass aber zu spät gekommen sein soll, denn zu viel der schützenswerten Substanz sei bereits zerstört gewesen.

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Czenki: "Auch wenn die Investoren den Einsturz der Mauer nicht willentlich herbeigeführt haben, handelt es sich hier um eine Vernachlässigung der Sicherungspflicht. Wir fordern einen Baustopp." Für Erstaunen sorgte bei Aktivisten für den Erhalt des Bernhard-Nocht-Quartiers, wie schnell offenbar die Abrissgenehmigung erfolgte.

Unklar ist, was aus den Mietern des Hauses wird. Sie waren eigentlich nur bis zum Ende der Sanierungsarbeiten anderweitig untergebracht worden. Auch die Traditionskneipe "Sailors Inn" hätte nach Ende der Arbeiten wieder einziehen sollen.