Verkauf geplatzt, weil DRK das Doppelte verlangt. Saga plante in Lokstedt 200 Wohnungen, ein Drittel davon solten Sozialwohnungen werden.

Hamburg. Der Ort der Erklärung war durchaus als Botschaft zu verstehen. Denn die zuvor gescheiterten Verhandlungen zwischen dem Landesverband des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) und der Saga-GWG grenzen für die Beteiligten an eine kleine Katastrophe. Zum einen fürchtet das DRK um seinen Ruf als Sozialverband, zum anderen sieht die Stadt einen Teil ihres Wohnungsbauprogramms kippen. Insofern erklärte sich Georg Kamp, Vorstandsvorsitzender des DRK Hamburg, nicht ganz unpassend zwischen Klappstühlen und Feldbetten - im hauseigenen Katastrophenschutzlager.

Dabei sah es lange nicht nach einer Notlage aus. Im Gegenteil: Fast zwei Jahre waren sich DRK, Saga-GWG und das Bezirksamt Eimsbüttel einig. Der Landesverband der Hilfsorganisation wollte sein Grundstück am Lokstedter Behrmannplatz verlassen und verkaufen, um sich anderorts in Hamburg niederzulassen. Die Saga-GWG wollte das 13.000 Quadratmeter große Areal kaufen, um dort 150 bis 200 Wohnungen zu bauen. Ein Drittel der neuen Wohnungen sollten Sozialwohnungen werden und die DRK-Kita erhalten bleiben. Ein Jahr lang verhandelten DRK und Saga-GWG über den Preis, parallel wurde ein von der DRK bezahlter Stadtentwicklungswettbewerb abgeschlossen, das Bezirksamt wollte den nötigen neuen Bebauungsplan auf den Weg bringen.

+++ Saga erhöht die Mieten von 30.000 Wohnungen +++

+++ Die Saga-GWG +++

"Doch kurz vor Weihnachten haben wir die Verhandlungen mit der Saga-GWG gestoppt", sagt DRK-Chef Georg Kamp. Beide Seiten wurden sich nicht über den Kaufpreis einig. "Die Saga-GWG hat uns ein Angebot für den Boden- und Substanzwert gemacht", sagt Kamp. "Wir reden über ein erstes Angebot von 5,4 Millionen Euro." Nach Ansicht des DRK entspricht das nicht dem "marktüblichen Preis" in Lokstedt. Etwa das Doppelte sei das Grundstück wert. Und weil die Hilfsorganisation den Mitgliedern und Förderern schuldig sei, das Eigentum nicht unter Wert zu verkaufen, stieg man aus den Verhandlungen aus.

Auf Saga-GWG-Seite heißt es von Sprecher Michael Ahrens dazu lediglich: "Wir bestätigen, dass die Verhandlungen gestoppt wurden." Etwas deutlicher wurde dafür Torsten Sevecke (SPD), Leiter des Bezirksamtes Eimsbüttel: "Für eine gemeinnützige Organisation wie das DRK ist das ein befremdliches Handeln, den maximalen Preis herausschlagen zu wollen." Der Bezirk hat sich gegenüber dem Senat verpflichtet, jährlich 700 Wohnungen zu bauen. 135 bis 200 Wohnungen am Behrmannplatz, einem Filetstück in Lokstedt, hätten ins Konzept gepasst. Der neue, auf dem DRK-Gelände entwickelte "Wohnpark an der Schillingsbek" sollte in zwei bis drei Jahren bezugsfertig sein. "Doch dass sich jetzt ausgerechnet das DRK dem sozialen Wohnungsbau verweigert, ist nur schwer nachzuvollziehen", sagt Sevecke.

Georg Kamp, der Vorstandsvorsitzende des DRK-Landesverbandes, sieht das anders: "Unsere Satzung verbietet zwar nicht, uns für Sozialwohnungen einzusetzen, aber sie sieht das auch nicht vor. Wir müssen unser Vermögen für unsere sozialen Einrichtungen und Hilfsprojekte einsetzen." Deshalb könne auch nicht die Rede davon sein, dass sich das DRK am Grundstücksverkauf bereichern wolle. Vielmehr sehe man sich in der irritierenden Rolle des Erfüllungsgehilfen für ambitionierte politische Ziele. "Aber wir lassen uns nicht unter Druck setzen. Wir sind nicht notleidend und müssen nicht verkaufen. Deshalb werden wir unter den gegebenen Umständen auch erst einmal hierbleiben", sagt Kamp. Die Hilfsorganisation verstehe nicht, warum für sie andere Maßstäbe gelten sollten als für andere Grundeigentümer.

In der Eimsbüttler Politik kann man die Haltung des DRK zwar nachvollziehen. Rüdiger Rust, Fraktionschef der SPD, reagierte aber mit Unverständnis auf den nun eingetretenen Stillstand: "Das DRK ist als Sozialverband auch der Allgemeinheit gegenüber verpflichtet." Rust nennt die Situation ein "Pokern um einen möglichst hohen Kaufpreis" und warte auf ein Signal des DRK. Auch Torsten Sevecke gibt sich abwartend: "Jeder Eigentümer kann mit seinem Besitz machen, was er will." Die Planungshoheit liege im Bezirk, bislang könne das Grundstück nur vom DRK genutzt werden. Ein Investor könne nicht ohne Zustimmung der Bezirksversammlung Wohnungen bauen. Aber es sei nicht die Aufgabe der Verwaltung, einen neuen Investor zu suchen.

Auch das DRK wolle sich vorerst nicht aktiv auf die Suche begeben. "Wir bleiben zunächst hier", sagt Kamp. Seit den 60er-Jahren hat der DRK-Landesverband seinen Sitz am Behrmannplatz. Rund 750 000 Euro würde laut Kamp der Abriss kosten. Doch wie es aussieht, wird der Hamburger Landesverband das 150-jährige Bestehen des DRK im Jahr 2014 am Behrmannplatz feiern.