Mieter setzen sich durch: Die Saga will die Gebäude in Neumühlen für acht Millionen Euro sanieren. Streit währte mehr als zehn Jahre.

Hamburg. Die maroden Wohnhäuser an der Elbtreppe werden nicht abgerissen, sondern aufwendig saniert. Diese Entscheidung fiel nach einem seit mehr als zehn Jahre währenden Streit zwischen dem städtischen Wohnungsunternehmen Saga-GWG und den Mietern, bestätigte Saga-Chef Lutz Basse auf Abendblatt-Anfrage.

Die Sanierung der fünf mehr als 100 Jahre alten Gebäude wird deutlich teurer als die ursprünglich geplanten Neubauten mit 18 Wohnungen und dem Erhalt zweier Gebäude. Die Kosten für die Modernisierung werden auf fünf bis acht Millionen Euro geschätzt, obwohl weniger Wohnraum entsteht.

Die Saga wollte ursprünglich drei Gebäude abreißen, zwei sanieren und zwei neu bauen. Dann hätte es anstatt heute 21 Wohnungen danach 32 Einheiten gegeben: "Bei der Elbtreppe geht es um ein kleines Bauvorhaben in exponierter Lage. Klar ist: Wir respektieren das Bürgerbegehren, dem der Bezirk Altona beigetreten ist, zum Erhalt des Ensembles", sagte Lutz Basse.

Aufgrund der hohen Kosten werde die Saga in einer Mischfinanzierung aus öffentlichem und frei finanziertem Wohnungsbau eine Anlage mit einem attraktiven Wohnungsmix auch in einem angemessenen Preis-Leistungs-Verhältnis realisieren können. Das heißt: Für die frei finanzierten Wohnungen wird nach der Modernisierung eine Nettokaltmiete im zweistelligen Bereich fällig, für die öffentlich geförderten Wohnungen liegt die Nettokaltmiete bei 5,80 Euro.

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Damit haben die Mieter nun mit ihrem Bürgerbegehren , dem sich die Bezirksversammlung Altona Ende 2010 angeschlossen hatte, auch bei der Wohnungsgesellschaft Saga Erfolg gehabt. Bei dem im August vergangenen Jahres gestarteten Bürgerbegehren kamen mehr als 10.000 Unterschriften gegen den Abriss zusammen.

Die zeitweise 26 Mieter hatten über zehn Jahre für den Erhalt ihrer Häuser gekämpft und dabei auch Unterstützung von Prominenten wie Schauspieler Peter Lohmeyer oder Regisseur Fatih Akin erhalten. Selbst Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) war damals noch als Bundestagsabgeordneter bei den streitbaren Bewohnern zu Gast. Die Bezirksversammlung musste sich mehrfach mit diesem Thema beschäftigen.

Nun, da die Mieter ihr Ziel erreicht haben, scheint Frieden eingekehrt zu sein. Es sei mit nahezu allen der 17 verbliebenen Mieter eine Einigung erzielt worden, und einige seien bereits ausgezogen, sagte Anja Ehlers. Die Leiterin der Saga-Geschäftsstelle Altona räumt aber auch ein: "Wir nehmen uns für die Mieter der Elbtreppen sehr viel Zeit und bieten individuelle Lösungen an. Das ist kein einfaches Unterfangen."

So bekommen die Mieter für die Zeit der Sanierung - ein Bauantrag soll Anfang 2012 eingereicht werden - Ersatzwohnungen in der Umgebung gestellt. Die Umzugskosten werden übernommen, und jeder der Mieter hat laut Ehlers das Recht auf eine Rückkehr an die Elbtreppe. Wie hoch die Mieten für die Altmieter dann sein werden, kann Ehlers noch nicht sagen. Das ist für Karsten Schnoor, einer der Sprecher der Mieterinitative, ein "Wermutstropfen. Wir würden schon gerne wissen, zu welchen Konditionen wir wieder einziehen können." Aber Schnoor sagt auch: "Natürlich sind wir froh, dass wir nun mit der Saga eine Einigung erzielt haben und das Gebäudeensemble erhalten bleibt." Fest verwurzelt an den Elbtreppen ist auch Bernd Gohlke. Er lebt seit 30 Jahren dort in einer 27-Quadratmeter-Wohnung: "Ich weiß, dass ich ausziehen muss, aber bislang haben mir die Ersatzwohnungen nicht zugesagt. Aber es ist eine gute Sache, dass die Häuser jetzt endlich saniert werden und damit erhalten bleiben."

Jetzt wird es ernst für die Saga, denn die Sanierung der Häuser wird aufwendig: "Wir müssen so gut wie alles neu machen", sagt Anja Ehlers. Die Fenster und die Dächer werden erneuert, es gibt eine Fassadendämmung. Außerdem werden Bäder eingebaut, denn bislang gibt es in den Wohnungen nur Provisorien. Zudem wird erstmalig eine Heizungsanlage eingebaut. Der Bezirk Altona reagierte erleichtert: "Es ist erfreulich, dass die Saga nun das Bürgerbegehren umsetzt. Wir werden das Unternehmen bei der Umsetzung der Sanierung unterstützen. Aber bislang liegt uns ein Bauantrag noch nicht vor", sagte der stellvertretende Bezirksamtsleiter Kersten Albers.

Auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Marcus Weinberg, zu dessen Wahlkreis die Elbtreppe gehört, begrüßt die Entscheidung: "Die Mieter und die Bürger haben sich durchgesetzt, und mit der Sanierung wird ein gutes Stück Ottensen erhalten."