Furcht vor höheren Preisen hält an. Hanseaten besitzen laut Umfrage viele Aktien

Hamburg. Zitterbörsen, Staatsverschuldung und schwache Konjunkturaussichten sorgen auch bei vielen Bundesbürgern für unruhige Nächte. 38 Prozent fühlen sich von den Ereignissen betroffen oder stark betroffen, wie das Marktforschungsinstitut Harris Interactive AG jetzt in einer aktuellen Umfrage für das Abendblatt ermittelt hat. Weitere 34 Prozent sehen sich wenig betroffen und nur etwa jeden Vierten (24 Prozent) lassen diese Dinge gänzlich unberührt. Befragt wurden 1000 Bundesbürger und explizit noch einmal 500 Hamburger.

Für mehr als jeden fünften Bundesbürger (21 Prozent) haben Zitterbörsen und Euro-Krise große oder sehr große Auswirkungen auf das eigene Spar- und Anlageverhalten. Weitere 31 Prozent sehen wenig Auswirkungen, 42 Prozent sind gänzlich unbeeindruckt. Dabei wiegt Sicherheit derzeit schwerer als Rendite: Fast jeder Dritte (31 Prozent) hält Immobilien für die risikoärmste Anlage; 26 Prozent meinen, Edelmetalle wären ein glänzendes Mittel gegen einen drohenden Wertverlust, neun Prozent schwören auf das Sparbuch, neun Prozent auf Bundesanleihen und - Inflation hin oder her - jeder Zehnte hält das gute alte Sparschwein für einen sicheren Ort. Auch bei den Hamburgern liegen Immobilien (33 Prozent) und Gold (29 Prozent) als Krisenanlage auf den vorderen Plätzen, gefolgt vom Sparschwein mit zehn Prozent.

Auch wenn die Hansestadt wegen ihrer stark vom Welthandel abhängigen Wirtschaft in besonderer Weise von einer globalen Rezession betroffen wäre - Hektik und Panik breiten sich deshalb nicht unter den Hamburgern aus. Kritisch, aber besonnen prüft er seine Finanzen - einen Ansturm auf die Bankschalter oder besonders auffällig gestiegenen Beratungsbedarf hat es nach Angaben der Haspa bislang nicht gegeben. "Die Kunden fragen sehr gezielt, auch vor dem Hintergrund der Krise, wobei die Nachfrage nach als sicher geltenden Anlagen wie Silber, Gold und Immobilien - Letzteres begünstigt auch durch die niedrigen Zinsen - weiter sehr groß ist", sagt Haspa-Sprecher André Grunert. Daran habe auch der schier unaufhaltsam steigende Goldpreis nichts geändert. "Einen Engpass haben wir aber nicht", so Grunert.

Insbesondere wer Aktien oder Aktienfonds hält, erlebt die Achterbahnfahrten der Kurse derzeit hautnah mit. Rund 8,3 Millionen Bundesbürger sind direkt oder indirekt über Fonds in Aktien investiert, das sind etwa zehn Prozent der Bevölkerung. In Hamburg haben nach Angaben der Haspa sogar 18 Prozent Aktien, was aber nicht etwa auf eine Zockermentalität der Hanseaten hinweist, sondern auf Unterschiede zwischen Stadt und Land; in Großstädten gibt es meist mehr Aktienbesitzer. Dabei haben die Hamburger offenbar die Ruhe weg - 82 Prozent haben ihre Papiere gehalten, 13 Prozent haben in den vergangenen Tagen verkauft und vier Prozent haben sogar noch weitere Aktien dazugekauft.

Ihren Bankberatern stellen die Hanseaten ein eher mittelmäßiges Zeugnis aus: Etwa jeder Vierte (24 Prozent) fühlt sich gut oder sehr gut beraten, 43 Prozent sind einigermaßen zufrieden und immerhin 23 Prozent finden die Leistung der Banken schlecht oder sehr schlecht.

Auch mit dem Vertrauen in die Weltwirtschaft ist es nicht zum Besten bestellt: lediglich acht Prozent bezeichnen es als "groß", 80 Prozent als "mittel" bis "gering" und etwa jeder Zehnte hat gar kein Vertrauen mehr. Und: Verstehen können viele die Berichte über mächtige Rating-Agenturen, Leerverkauf-Verbote, Haircuts, Triple A, Staatsanleihen und Euro-Bonds schon gar nicht mehr.

Nur drei Prozent sagen, diese Dinge seien für den normalen Bürger noch verständlich, immerhin 15 Prozent halten sie für noch einigermaßen nachvollziehbar. 81 Prozent aber meinen, man könne nur noch schlecht (56 Prozent) oder gar nicht mehr (25 Prozent) durchblicken. Auch 85 Prozent der Hamburger sind verunsichert und sehen weiteren Erklärungsbedarf.

Schuld an dem Desaster sind nach Ansicht der Deutschen vor allem die Banken (29 Prozent), gefolgt von den Rating-Agenturen (20 Prozent) und der Wirtschaft (19 Prozent). Jeder Zehnte (elf Prozent) sieht vor allem die Politiker in der Verantwortung. 13 Prozent vermuten den Auslöser in Korruption und der Haushaltspolitik ärmerer Länder der Euro-Zone wie Griechenland, Portugal und Spanien.

Die Inflationsrate hat sich bereits seit einem halben Jahr oberhalb von zwei Prozent eingependelt; derzeit sind es 2,4 Prozent. Dabei liegt der eigentliche Zielwert der Europäischen Zentralbank bei zwei Prozent. Das Abendblatt wollte von den Bürgern wissen: "Befürchten Sie durch die Staatsverschuldung und Belastungen durch die Euro-Krise eine weitere Geldentwertung, also steigende Preise?" Ernüchternde Antwort der Hanseaten: Etwa jeder Dritte (32 Prozent) sagt, er halte dies für sehr wahrscheinlich, für wahrscheinlich weitere 49 Prozent. Lediglich acht Prozent glauben das nicht.