Die Stadt soll bei der Kultur kürzen. Privat steht Urlaub auf der Streichliste. Einschnitte bei Bildung werden kategorisch abgelehnt.

Hamburg. Nicht nur die hoch verschuldeten Euro-Länder müssen in den kommenden Jahren sparen, auch die Hansestadt steht vor der Frage, welche Bereiche künftig weniger Geld bekommen. Die meisten Hamburger halten dabei Einschnitte in der Verwaltung (52 Prozent) für akzeptabel, wie aus einer aktuellen Umfrage des Marktforschungsinstituts Harris Interactive AG für das Abendblatt hervorgeht. Fast jeder dritte Hamburger (29 Prozent) würde zudem die Ausgaben für die Kultur kürzen. Im Bereich Sport könnte sich dagegen nur noch jeder Zehnte Sparmaßnahmen vorstellen. Etatkürzungen bei der inneren Sicherheit (fünf Prozent) und im Sozialbereich (drei Prozent) befürworten die wenigsten. Und Einschnitte bei den Bildungsausgaben werden kategorisch abgelehnt.

Das Verständnis für eine Verschlankung des Behördenapparats deckt sich mit den Zielen des SPD-Senats. Dieser will mindestens 250 Mitarbeiter pro Jahr einsparen und so die Personalkosten Jahr für Jahr um 12,5 Millionen Euro reduzieren. Das ist eine der zentralen Maßnahmen, um spätestens 2020 die gesetzliche Schuldenbremse einhalten zu können. Derzeit wird noch knapp jeder dritte Euro des Elf-Milliarden-Etats der Stadt für Personal ausgegeben.

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"Offenbar teilen die Bürger die Auffassung, dass es in diesen Zeiten auch vertretbar ist, die Zahl der städtischen Beschäftigten zu reduzieren. Dies bestätigt die klare Haltung des Senats", sagte Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) dem Abendblatt. Dass Sparmaßnahmen im Bereich Bildung abgelehnt werden, freue ihn ebenfalls: "Deshalb bauen wir die Kita- und Krippenbetreuung aus, deshalb haben wir die Gebührenerhöhung für den Kita-Besuch zurückgenommen. Und darum werden wir das fünfstündige Kita-Grundangebot gebührenfrei zur Verfügung stellen." Auch kleinere Klassen an den Grundschulen und die Abschaffung der Studiengebühren fielen in diesen Bereich.

Einsparungen in der Kultur werden von der Politik nicht nur abgelehnt, sondern der SPD-Senat will den Kulturetat sogar anheben - um 1,7 Millionen Euro 2011 und 6,8 Millionen Euro 2012. Großes Sparpotenzial gibt der Bereich ohnehin nicht her: Hamburg gibt nur rund 283 Millionen Euro (knapp 2,5 Prozent des Haushalts) für kulturelle Zwecke aus. Hinzu kommen schlechte Erfahrungen: Als der alte CDU/GAL-Senat das Altonaer Museum schließen wollte, entfachte er einen Proteststurm - das Museum blieb, aber der Aufruhr trug zum Regierungswechsel bei. "Ohne Kultur wären wir eine arme Gesellschaft", sagte SPD-Kulturexpertin Gabriele Dobusch. Ihre persönliche Rechnung gegen Sparmaßnahmen: "Wenn man an dem kleinen Kulturetat einen Euro spart, verliert die Stadt Lebensqualität im Wert von 100 Euro."

+++ Dossier zum Haushalt +++

Doch nicht nur von der Politik erwarten die Hamburger Sparmaßnahmen. Sie sind mit Blick auf die steigenden Lebenshaltungskosten bereit, selbst den Gürtel enger zu schnallen. Fast jeder Zweite (46 Prozent) würde laut Umfrage beim Urlaub sparen, wenn die Inflation zunähme. 14 Prozent geben an, weniger Geld zurücklegen zu wollen. Und 13 Prozent der Hamburger würden den Rotstift an Ausgaben für kulturelle Veranstaltungen ansetzen.