Die Behörde rechnet mit Kosten von 39 Millionen Euro im Jahr. Schülerzahlen in Hamburg wachsen weiter. Klassen sollen verkleinert werden.

Hamburg. Rund 221.100 Jungen und Mädchen werden mit Beginn des neuen Schuljahres an den staatlichen Schulen der Stadt erwartet - das sind 2500 mehr als noch im vergangenen Schuljahr. Hamburg steuert damit gegen den Trend: In fast allen anderen Bundesländern gehen die Schülerzahlen zurück.

Allein die Vorschulen in Hamburg rechnen mit 1500 Kindern zusätzlich (plus 23 Prozent). Für die ersten Klassen wurden 900 Jungen und Mädchen mehr angemeldet als im vergangenen Jahr - eine Zunahme von sechs Prozent. "Der Zuwachs ergibt sich im Wesentlichen aus dem Zuzug von Familien nach Hamburg", sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD) gestern.

Auch vor diesem Hintergrund wird die Bildungsbehörde mit Beginn des neuen Schuljahres rund 600 zusätzliche Lehrerstellen schaffen, die sich erfahrungsgemäß rund 720 Pädagogen teilen werden. Nach Angaben von Norbert Rosenboom, Leiter des Amtes für Bildung, hat Hamburg keine Probleme, die Stellen auch zu besetzen. Lediglich die Ingenieursberufe an Berufsschulen sowie die Naturwissenschaften an den weiterführenden Schulen sind Mangelfächer. Ende des vergangenen Jahres waren an den staatlichen Schulen 16.412 Lehrer (2009: 15.873) beschäftigt - das entspricht rund 13.000 Vollzeitstellen.

Die Hälfte der neuen Lehrkräfte wird allerdings für die Verkleinerung der Klassen benötigt, auf die sich CDU, SPD und GAL im vergangenen Jahr im Rahmen des "Schulfriedens" verständigt hatten: In keiner Grundschulklasse sollen mehr als 23 Kinder sitzen. In sozialen Brennpunkten sollen es nicht mehr als 19 Kinder sein. An den im vergangenen Jahr neu gegründeten Stadtteilschulen soll die Klassengröße 25 Kinder nicht überschreiten. "Wir haben heute die kleinsten Klassen im Vergleich der vergangenen zehn Jahre", sagte Rabe.

Kritisch sieht der Senator die Entwicklung an den Hamburger Gymnasien, deren Eingangsklassen wegen erneut gestiegener Anmeldezahlen für diese Schulform größer geworden sind und im Durchschnitt bei 27,6 Kindern liegen. "Ich wünsche mir für die Zukunft geringere Klassenstärken", sagte Rabe, der selbst bis zu seiner Berufung in den Senat an einem Gymnasium unterrichtet hat.

Rund ein Viertel der neuen Lehrerstellen wird für den Schülerzuwachs benötigt. Ein weiteres Viertel entfällt auf zusätzliche Fördermaßnahmen an Schulen. Nach der Abschaffung des Sitzenbleibens sollen Schüler mit Problemen ergänzend gefördert werden ("Fördern statt Wiederholen"). Für diese Form staatlicher Nachhilfe stehen insgesamt 7,8 Millionen Euro zur Verfügung, die Hälfte davon in Form von Lehrerstellen.

Außerdem sollen die Schulen Studenten und qualifizierte Eltern für die Nachhilfe auf Honorarbasis gewinnen. Schließlich werden mehr Pädagogen im Zuge des Rechtsanspruchs auf Inklusion benötigt, also den Unterricht behinderter Kinder an Regelschulen. Die Mehrkosten für die neuen Lehrerstellen belaufen sich auf rund 39 Millionen Euro im Jahr. Einen Teil hatte der alte schwarz-grüne Senat bereits beschlossen. Rabe nutzt aber auch Kapazitäten, die nach dem Scheitern der Primarschule nicht mehr benötigt werden.