Das Nationalteam fürchtet eine Infektion und sagt den Weltcup ab. Neuseeland zögert noch. Ministerin Aigner verteidigt Krisenmanagement.

Hamburg. Die EHEC-Epidemie löst im Ausland zunehmend Ängste vor Reisen nach Hamburg aus. Die britische Ruder-Nationalmannschaft, eines der besten Teams der Welt, hat die Teilnahme am Weltcup in Hamburg aus Furcht vor einer Ansteckung mit dem Durchfall-Erreger abgesagt. Hamburg ist erstmals Gastgeber der Sportveranstaltung, die vom 17. bis 19. Juni auf der Regattastrecke Hamburg-Allermöhe stattfindet und zu den wichtigsten Ruderregatten der Welt zählt.

Der Weltruderverband Fisa sieht in Abstimmung mit der Hamburger Gesundheitsbehörde keinen Anlass, den Weltcup ganz abzusagen. Die Briten aber ließen sich nicht umstimmen. "Die Entscheidung ist gefallen, weil wir das Risiko als zu hoch einschätzen", teilte der britische Ruderverband mit. Ursprünglich waren 85 britische Ruderer, Trainer und Betreuer angemeldet.

"Die Reaktion der Briten stößt derzeit bei uns auf Unverständnis", sagte Mark Schreyer vom Organisationskomitee des Weltcups.

Hamburg-Tourismus-Sprecher Sascha Albertsen reagierte gelassen auf die Absage der Briten. "Wir spüren bisher noch keine große Verunsicherung bei Hamburg-Reisenden", sagte er. Die vereinzelten Stornierungen bewegten sich im normalen Bereich. Das bestätigen auch die Hamburger Hotels: Im Atlantic an der Alster wurden zwei Zimmer abgesagt. Im Marriott an der ABC-Straße kamen drei EHEC-bedingte Stornierungen aus dem Ausland.

Die Gäste informieren sich vor ihrem Besuch: "In unserem Servicecenter erkundigen sich einige Reisende telefonisch nach der aktuellen Lage - und wie sie sich optimal schützen können", sagte Albertsen. Ähnlich ist die Situation bei den Jugendherbergen in Hamburg und Norddeutschland. "Ja es gibt Absagen - aber es gibt vor allem besorgte Nachfragen", sagte der Geschäftsführer des Jugendherbergswerks Nordmark, Helmut Reichmann.

Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) verwahrte sich unterdessen gegen Kritik am Krisenmanagement ihrer Behörde. "Ich habe mir nichts vorzuwerfen", sagte sie im Interview mit dem Abendblatt. "Wir haben schnell reagiert und einen nationalen Krisenstab eingerichtet." Die Behörden von Bund und Ländern würden weiterhin mit Hochdruck nach der Quelle des Erregers suchen. "Im Moment verdichten sich die Indizien, dass Sprossen aus dem Hof in Niedersachsen belastet gewesen sein könnten", hob die Ministerin hervor.

In Hamburg sind gestern 27 neue EHEC-Fälle gemeldet worden. Die Zahl der täglich neu registrierten Erkrankungsfälle sei damit seit Tagen rückläufig, sagte Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD). Insgesamt gibt es in Hamburg zurzeit 955 Patienten, die sich mit dem Durchfall-Erreger infiziert haben.

Die Zahl der Toten allerdings ist weiter gestiegen. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts starben in Deutschland bislang 29 Menschen an dem gefährlichen Darmkeim - darunter jetzt auch ein 68 Jahre alter Mann aus Neu Wulmstorf und eine 20 Jahre alte Frau aus Buchholz. Zudem gab es den ersten EHEC-Toten in Hessen. Der 57 Jahre alte Mann hatte nach Angaben der Behörden Ende Mai mit seiner Frau Hamburg besucht.

Das Robert-Koch-Institut rät wegen EHEC nun zur Vorsicht beim Abendmahl. Gläubige sollten die Hostie nicht in den Abendmahlswein eintunken. Es sei nicht mit absoluter Sicherheit auszuschließen, dass EHEC-Erreger auf den Händen von Abendmahlsteilnehmern auf diesem Wege verbreitet werden könnten.