“Die Mehrzahl dürfte in Hamburg entstehen“, heißt es im Werk Finkenwerder. Die Preise für die Flugzeuge sollen um 4,4 Prozent steigen.

Toulouse/Hamburg. Der Auftragsboom bei Airbus führt dazu, dass an den norddeutschen Standorten des Flugzeugherstellers allein in diesem Jahr mehrere Hundert neue Arbeitsplätze entstehen. "2011 wird Airbus insgesamt 1500 zusätzliche Stellen schaffen, davon sicherlich mehrere Hundert in Deutschland", sagte Airbus-Deutschland-Chef Gerald Weber dem Abendblatt. Zwar steht derzeit noch nicht fest, in welchen Werken wie viele Arbeitsplätze neu entstehen, doch Hamburg wird nach Ansicht von Arbeitnehmervertretern am stärksten profitieren.

"Wir gehen davon aus, dass der größte Teil der insgesamt 1500 neuen Stellen in den norddeutschen Werken geschaffen wird. Die Mehrzahl davon, also einige Hundert, dürfte in Hamburg entstehen", sagte der neue Betriebsratsvorsitzende für das Hamburger Werk, Jan-Marcus Hinz, dem Abendblatt. Derzeit arbeiten im Werk auf Finkenwerder gut 11 000 Beschäftigte mit festen Verträgen und 3200 Zeitarbeiter.

Wichtig sei nun, dass die zusätzlichen Beschäftigten auch feste Arbeits- und keine Zeitverträge erhielten, sagte Hinz. "Wir brauchen neue Leute für die Produktion und die Konstruktion." Schließlich solle in diesem Jahr die Fertigung von Teilen für den neuen Langstreckenflieger A350 in Hamburg beginnen. Zudem solle auf Finkenwerder die Endmontage der Kurz- und Mittelstreckenjets aus der A320-Familie aufgestockt werden. Die Flugzeuge sind weltweit stark gefragt.

So wurde gestern bekannt, dass der britische Unternehmer Richard Branson für seine Fluggesellschaft Virgin America nicht nur 30 Maschinen der alten A320, sondern auch 30 Stück der neuen Version geordert hat, die mit verbrauchsärmeren Triebwerken etwa 15 Prozent Treibstoff sparen soll. Damit hat Airbus die Schallmauer von 10 000 verkauften Flugzeugen seit Bestehen des Unternehmens durchbrochen. "Airbus hatte im August 2004, nach 30 Jahren, die Marke von 5000 bestellten Flugzeugen erreicht. Dass wir nur sechs Jahre später den 10 000. Auftrag feiern können, bedeutet eine überwältigende Anerkennung unserer Produktpalette", sagte Airbus-Chef Thomas Enders gestern in Toulouse (Frankreich) bei der Vorstellung der Jahreszahlen 2010.

Demnach hat der europäische Flugzeugbauer erneut den US-Konkurrenten Boeing hinter sich gelassen. Airbus erhielt im vergangenen Jahr 574 neue Aufträge und lieferte die Rekordzahl von 510 Jets aus. Boeing dagegen kam nach eigenen Angaben auf 530 neue Aufträge und 462 Auslieferungen. Für dieses Jahr rechnet Airbus mit einem weiteren Plus bei Auslieferungen und Bestellungen. "2010 war ein gutes Jahr, besser, als wir noch vor zwölf Monaten erwartet haben", sagte Enders. Das Unternehmen gehe nun "optimistischer" ins Jahr 2011.

"Airbus hat seine Krise gemeistert und gleichzeitig den Fluggesellschaften deutlich gemacht, dass sich bei steigenden Kerosin-, Wartungs- und Betriebskosten Investitionen in neue Jets rasch auszahlen", sagte der Hamburger Luftfahrtexperte Cord Schellenberg dem Abendblatt. Der neue, sparsamere Typ A320 neo komme bei den Kunden gut an. Der Branchenkenner Heinrich Großbongardt bemängelt dagegen, dass Airbus mit seinen kleinen Fliegern noch immer keine ausreichende Rendite erreiche. So produziere der Mitbewerber aus den USA das Konkurrenzmodell Boeing 737 effizienter. Die Anleger an der Börse irritiert dies offenbar wenig. Die Aktie der Airbus-Mutter EADS legte gestern um 1,2 Prozent auf 20,94 Euro zu.

Airbus erhöht die Preise

– Nach der Bekanntgabe der Rekordzahlen für 2010 hat Airbus die Preise erhöht. Der Listenpreis solle durchschnittlich um 4,4 Prozent steigen, teilte Verkaufsleiter John Leahy am Dienstag mit. Das Großraum-Flugzeug A380 solle sogar um 8,3 Prozent teurer werden. Leahy begründete den Anstieg mit Investitionen und dem schwachen Dollar.