Konkurrenz aus Asien und technische Herausforderungen warten.

Beim Blick auf die offiziellen Zahlen von Airbus könnte leicht der Eindruck entstehen, es habe gar keine schwere Luftfahrtkrise gegeben. Zwar waren die Neubestellungen der Fluggesellschaften kurzzeitig eingebrochen. Aber die Produktion erreichte stetig neue Rekorde und von harten Einschnitten in der Stammbelegschaft konnte nicht die Rede sein. Jetzt gibt es sogar Neueinstellungen. Ein besserer Beweis für Krisenfestigkeit lässt sich kaum denken. Und doch kann sich die Besatzung im Airbus-Cockpit jetzt nicht einfach zurücklehnen und den Autopiloten einschalten. Die Crew um Firmenchef Thomas Enders weiß, dass auf dem Kurs Turbulenzen lauern. Denn die Branche ist in mehrfacher Hinsicht im Umbruch. So drängen auf den Markt, den sich bislang die Europäer und Boeing aufteilten, Konkurrenten aus Kanada, Brasilien, China, Russland und Japan, die massive staatliche Unterstützung im Rücken haben dürften.

Zudem betritt man in technischer Hinsicht Neuland. Als Antwort auf die Forderungen nach ressourcen- und umweltschonenderen Flugzeugen werden Jets aus Hightech-Werkstoffen und mit neuartigen, deutlich sparsameren Triebwerken entwickelt. Dass die Hersteller hierbei teure Fehler machen können, liegt auf der Hand. Gleiches gilt für die von Airbus wie auch von Boeing verfolgte Strategie, sich bei der Produktion immer stärker auf Zulieferer zu verlassen.

Doch abgesehen von diesen branchenweiten Herausforderungen leidet Airbus noch immer an den Folgen eines Geburtsfehlers: Der Flugzeugbauer ist kein Unternehmen, das sich von Beginn an nach wirtschaftlichen Kriterien entwickeln konnte. Stattdessen muss er auf vielfältige politische Interessen Rücksicht nehmen, wie die aufgeflammte Diskussion um den Länderproporz in der Konzernführung zeigt. Dass Airbus bei den Gewinnen derzeit weit unter den eigenen Möglichkeiten bleibt, hat auch mit dieser Besonderheit zu tun. So entwickelten Deutsche und Franzosen beim A380 zeitweise nebeneinander her - mit den bekannten Folgen. Und der Militärtransporter A400M musste auf politischen Druck Triebwerke eines unerfahrenen europäischen Konsortiums erhalten - auch das kostet nun viel Zeit und Geld.

Genau dies ist das vielleicht schwierigste Flugmanöver, das die Manager und die Anteilseigner in den nächsten Jahren gemeinsam meistern müssen: Es gilt, eine neue, bessere Balance zwischen legitimen nationalen Interessen und einem ökonomisch sinnvollen Kurs zu finden.