66 Kinder und Lehrkräfte dürfen bis zu den Märzferien nicht zur Ganztagsgrundschule Sternschanze – die Ansteckungsgefahr ist zu groß

Sternschanze. Es fing harmlos an: Vor wenigen Wochen bekam ein Schüler der Ganztagsgrundschule Sternschanze Fieber und blieb zu Hause. Der Kinderarzt stellte fest, dass sich der Junge die Viruserkrankung Mumps eingefangen hatte. Vor der Pubertät verläuft Mumps in der Regel harmlos und die Erkrankung bleibt ohne Folgen. Die Mumps-Erkrankung meldete der Arzt dem Gesundheitsamt Altona. So weit war alles Routine.

Keine Routine war, dass am Mittwochvormittag insgesamt 40 Kinder, 26 Lehrkräfte und sechs Mitarbeiter des Küchenpersonals zunächst vom Schulbesuch ausgeschlossen wurden. Das Gesundheitsamt Altona sperrte sie vom Besuch von Gemeinschaftseinrichtungen, da nicht ausgeschlossen werden könne, dass sie sich mit Mumps infiziert hatten. Bislang sind an der Schule sieben Kinder erkrankt.

Schon im Vorfeld wurde mit der Schule vereinbart, dass nach einem vierten Fall bei allen Schülern, Lehrkräften und Schulbediensteten der Impfausweis kontrolliert wird. „Am Dienstagvormittag rief uns das Gesundheitsamt dann an und erklärte uns, dass am Mittwochmorgen bei allen Kindern und Mitarbeitern der Schule der Impfstatus kontrolliert wird“, sagt die stellvertretende Schulleiterin Svenja Hohnke. Schnell sei ein Elternbrief herausgegeben worden, damit am nächsten Vormittag alle Kinder ihren Impfausweis dabei haben.

Am Mittwochvormittag versammelten sich aus diesem Grund alle 400 Kinder, fast alle zusammen mit ihren Eltern, auf dem Schulhof. Einige Schüler, bei denen die Impfpässe schon bei der Einschulung kontrolliert wurden, durften direkt in den Unterricht gehen. Die anderen Schüler und ebenso Lehrkräfte mussten den Mitarbeitern des Gesundheitsamts nachweisen, dass sie Mumps nicht bekommen können. Dabei spielte es keine Rolle, ob sie schon einmal an Mumps erkrankt waren oder dagegen geimpft sind. Die Inkubationszeit beträgt bis zu 18 Tage. Erkrankte Personen können andere aber auch schon bis zu sieben Tage vor dem Krankheitsausbruch anstecken.

Für die Schüler bedeutet die Vorsichtsmaßnahme einen Ausschluss vom Unterricht an der Ganztagsschule bis zum Beginn der Osterferien Anfang März. „Wir haben für diese Zeit Unterrichtsmaterial von der Schule bekommen. Ich muss jetzt mein Kind zu Hause unterrichten, damit es den Unterrichtsstoff nicht verpasst“, sagt eine Mutter. Sie müsse sich von heute auf morgen von der Arbeit frei nehmen, um eine Betreuung leisten zu können. „Ich finde die Maßnahme lächerlich“, sagt eine andere Mutter. „Früher sind wir auch einfach krank geworden und danach gestärkt wieder durch das Leben gegangen.“ Wie weit solle sich der Staat noch in die Privatsphäre der Leute einmischen, fragt sie sich. Schließlich gebe in Deutschland keine Impfpflicht. Dennoch würden Eltern und Kinder jetzt bestraft.

„Es gibt von der Schulbehörde keine finanzielle Entschädigung für Eltern, auch wenn sie berufstätig sind und Urlaub nehmen müssen, um Kinder zu Hause zu betreuen“, sagt Peter Albrecht, der Sprecher der Schulbehörde. Auch von den Krankenkassen gibt es für die Eltern keine Unterstützung. Das Kinderkrankengeld greift erst, wenn ein Kind krank zu Hause ist.

Die Schüler dürfen erst wieder zur Schule, wenn sie nach der Inkubationszeit nicht erkrankt sind. Es gibt jedoch zwei Ausnahmen. Wenn ein Kind bereits eine der beiden Mumps-Impfungen bekommen hat und die zweite nachholt, darf es umgehend wieder zur Schule gehen. Außerdem gibt es die Möglichkeit, beim Arzt einen Rachenabstrich im Labor untersuchen zu lassen. Damit ist ein indirekter oder direkter Nachweis des Mumps-Virus möglich. Ein Antikörpertyp weist auf eine länger zurückliegende Krankheit und Immunität hin.

Das auch eine Impfung nicht immer vor einer Ansteckung schützt, zeigt, dass bis jetzt vier Kinder von Mumps betroffen sind, obwohl sie bereits zweimal geimpft wurden. „Es ist leider bekannt, dass es bei den Mumps-Impfungen Impfversager gibt, dennoch ist die Wahrscheinlichkeit an Mumps zu erkranken höher, wenn man nicht geimpft ist“, sagt ein Sprecher des Bezirksamts Altona. Angaben darüber, wie hoch die Impfrate in Hamburg ist, hat die Gesundheitsbehörde nicht.

Es ist nicht der einzige Fall einer Mumps-Erkrankung in Hamburg. Bereits Anfang Februar erkrankte am Emilie-Wüstenfeld-Gymnasium in Eimsbüttel ein Fünftklässler. Daraufhin durften drei Lehrkräfte für wenige Tage nicht unterrichten, da sie keinen Impfschutz hatten.

Zwischen den beiden Schulen besteht eine Verbindung: Der kleine Bruder des erkrankten Fünftklässlers besucht die Grundschule in der Sternschanze.