Aufgerissener Asphalt, Sandberge und rot-weiße Absperrgitter – zwischen Maurerstraße und Hardorffsweg ist die Sanierung der Fuhlsbüttler Straße noch in vollem Gange. Ein richtiger Einkaufsboulevard soll hier entstehen: mit bis zu neun Meter breiten Bürgersteigen aus hellem Sandstein, neuen Bänken und einer neuen Beleuchtung. Die Radwege werden auf die Straße verlegt, die bisher als Nebenstrecke genutzte Parkstraße für Autos verschwindet.

Bereits 2005 hatte der Senat die Umgebung des Barmbeker Bahnhofs zum Sanierungsgebiet erklärt, doch die Maßnahmen konnten erst starten, nachdem im vergangenen August das seit 2009 leer stehende Hertie-Gebäude abgerissen worden war. Auf dem Gelände zwischen Pestalozzi-, Drossel- und Fuhlsbüttler Straße planen die hessischen Investoren OFB und Transart einen Komplex mit Einzelhandelsflächen, direkt daneben wird bereits der neue Hauptsitz der gesetzlichen Unfallversicherung VBG errichtet.

Eigentlich hatten sich die Einzelhändler entlang der Fuhlsbüttler Straße auf die Umgestaltung gefreut, die bis März abgeschlossen sein sollte. „Doch jetzt haben wir erfahren, dass die Maßnahmen bis September dauern werden“, sagt Buchhändler Ulrich Hoffmann, der auch im Vorstand der IG Fuhle sitzt, ärgerlich. Wegen der Pflasterarbeiten werden die Geschäfte teilweise nur über Brücken erreichbar sein – für die vielen Kunden aus den umliegenden Seniorenresidenzen unüberwindbar. Viele Geschäftsleute sind schon jetzt am Limit. Zwar wurden die Bauarbeiten vor ihrer Tür, um das Weihnachtsgeschäft nicht zu gefährden, im November eingestellt. Doch was gut gemeint war, erwies sich als fatal. „Wir waren quasi hinter den Baustellengittern abgeschottet und haben hohe Verluste gemacht“, so Hoffmann. Zwei Geschäfte in der Nachbarschaft hätten kurz nach der Eröffnung wieder aufgeben müssen.

Auch unter den hohen Mieten würden die Einzelhändler an der Fuhle leiden. „Vielen Vermietern geht es nur um die Gewinnmaximierung und weniger um das gesamte Straßenbild und einen vernünftigen Branchenmix“, so Hoffmann. Auch der hohe Leerstand an der Straße sei darauf zurückzuführen.

„Rund um den Barmbeker Bahnhof kommen jetzt all jene Projekte in Gang, die wir uns seit vielen Jahren für die Fuhlsbüttler Straße gewünscht haben“, sagt Bezirksamtsleiter Harald Rösler. Jetzt sei es eine Herausforderung, die verschiedenen gleichzeitigen Maßnahmen möglichst verträglich zu koordinieren. „Der Lohn dafür wird sein, dass wir zeitnah eine wiederauferstandene Fuhlsbüttler Straße haben werden und rund um den Bahnhof ein wieder erstarktes, kräftig pulsierendes Stadtteilherz.“ Das hofft auch Hoffmann, wendet aber ein: „Die beste Sanierung nützt nichts, wenn die Geschäfte die Maßnahmen nicht überleben.“