Jubel auf dem Spielbudenplatz, Enttäuschung bei Befürwortern, FDP und Handelskammer

St. Pauli. Der Jubel für die Kameras auf dem Spielbudenplatz wirkt im ersten Moment etwas verhalten. Die Seilbahngegner können ihr Glück kaum fassen. Jetzt ist es offiziell – beim Bürgerentscheid zur Seilbahn von St. Pauli über die Elbe zu den Musicaltheatern auf Steinwerder haben 31.769 Wahlberechtigte dagegen gestimmt und nur 18.312 dafür. Das bedeutet das Aus für das Vorhaben: „Ich habe nicht gedacht, dass es so ausgeht. Ich bin völlig überwältigt“, sagt Sabrina Hirche von der Initiative „Keine Seilbahn von St. Pauli über die Elbe“. Auch wenn die Zeichen gut standen, glauben konnte es die 32-Jährige erst, als das Ergebnis schwarz auf weiß vor ihr lag. Den Sekt habe sie eben erst am Kiosk gekauft, so unsicher sei sie bis zuletzt gewesen.

Die Stimmung am Mittwochnachmittag auf dem Spielbudenplatz ist ausgelassen: Freudestrahlend liegen sich Politiker von Grünen und SPD und einige Anwohner aus St. Pauli und der Neustadt in den Armen, klatschen sich ab.

Es wurden 50.081 gültige Stimmen bei dem Bürgerentscheid abgegeben. 6247 Stimmen, die beim Bezirksamt Mitte eingingen, wurden nicht berücksichtigt: „Dabei handelte es sich um vorab zurückgewiesene Abstimmungsbriefe, weil zum Beispiel der Stimmzettel fehlte“, sagte Sprecher Norman Cordes. Insgesamt hätten im Bezirk Mitte 203.318 Wahlberechtigte ihre Stimme abgeben können.

Während auf St. Pauli gefeiert wurde, waren die Befürworter einfach nur enttäuscht: „Wir haben aufrichtig und mit viel Einsatz gekämpft. Dass die negativen Kampagnen der letzten Wochen dazu geführt haben, dass diese großartige Idee zerredet wurde und wir alle jetzt auf die Seilbahn verzichten müssen, ist bedauerlich“, sagte Joachim Stratenschulte, einer der Initiatoren des Bürgerbegehrens „Hamburger Seilbahn – Ich bin dafür!“ Damit spielte Stratenschulte auf die Aktionen der Gegner an, die unter anderem scharfe Kritik an dem Versprechen von Unternehmer Michael Doppelmayr geübt hatten, der mindestens zehn Millionen Euro über einen Zeitraum von zehn Jahren für soziale Einrichtungen im Bezirk Mitte in Aussicht gestellt hatte, wenn die Seilbahn kommt. Das Geld sollte aus einem Teil der Fahrgeldeinnahmen zur Verfügung gestellt werden. Der Seilbahnbauer Doppelmayr wollte das 35-Millionen-Projekt gemeinsam mit dem Musicalunternehmen Stage Entertainment finanzieren. Die Reaktion auf das Angebot von Doppelmayr war gewaltig, es gab kontroverse Diskussionen. Politik und Gegner sprachen von einem „unmoralischen Angebot“, und von „Stimmenkauf“ war die Rede.

Das Aus für die Seilbahn sorgte für zahlreiche Reaktionen. Die FDP griff den Senat scharf an: „Ausgerechnet das Wegducken des für Tourismus, Handel und Verkehr zuständigen Wirtschaftssenators Frank Horch (parteilos) hat die Negativentscheidung gefördert. Statt eigene Vorstellungen für einen optimalen Routenverlauf zu entwickeln und für das Projekt zu werben, hat der Senator Horch geschwiegen“, kritisierte Wirtschaftsexperte Thomas-Sönke Kluth.

Der Senat hatte die Entscheidung über eine Seilbahn im vergangenen Jahr dem Bezirk Mitte übertragen. Die Bezirksversammlung hatte sich im Juni mit großer Mehrheit gegen das Bürgerbegehren der Befürworter ausgesprochen, und deshalb kam es zu dem Bürgerentscheid. Die SPD hatte immer wieder ihre ablehnende Haltung betont, dementsprechend fiel auch die Reaktion aus: „Die SPD-Fraktion in Mitte begrüßt die deutliche Ablehnung der Seilbahn, deren Nutzen für die Stadt von Anfang an gleich null war“, sagte der Vizefraktionsvorsitzende Arik Willner.

Nach dem Scheitern der Seilbahnpläne forderte CDU-Verkehrsexperte Klaus-Peter Hesse: „Der Senat und der Bezirk Mitte stehen jetzt in der Pflicht, die Infrastruktur im Hafen anderweitig auszubauen und für ausreichend Kapazitäten für die Stage Entertainment und weitere Nutzer zu sorgen.“

Stage Entertainment hätte die Seilbahn als Zubringer dringend gebraucht. Denn im November wird mit das „Wunder von Bern“ das zweite Musicaltheater auf Steinwerder eröffnet. Nach der Verkündung des Abstimmungsergebnisses, ließen Doppelmayr und Stage Entertainment in einer Presseerklärung verlauten: „Seitdem wir gemeinsam die Idee einer Seilbahn über die Elbe der Öffentlichkeit vorstellten, haben wir gehofft, die Mehrheit der Hamburger und Hamburgerinnen für dieses innovative Projekt begeistern zu können. Das haben wir leider nicht erreicht.“