Aber DOSB-Chef mahnt Hamburger Verband zu mehr Geschlossenheit. Ex-Bezirkschef Mantell neuer Sportbund-Präsident.

Neustadt. Am Tag danach wirkte Günter Ploß erleichtert. „Ich bin froh, dass es vorbei ist“, sagte der 66-Jährige. Die vergangenen Monate hätten doch stark an ihm gezehrt, als viele der großen Hamburger Vereine und Verbände auf seinen Rückzug drängten. Mangelnde Teamfähigkeit war ihm vorgeworfen worden und dass er bei den Verhandlungen mit dem Senat zu wenig Geld für den Hamburger Sportbund (HSB) herausgeholt habe. Seit Sonnabend ist Ploß nun dessen Ehrenpräsident.

Auf der Mitgliederversammlung im Emporio-Hochhaus trat er nach neun Jahren Amtszeit nicht zur Wiederwahl an. Vereine und Verbände kürten Dr. Jürgen Mantell, 70, fast einstimmig für vier Jahre zum neuen HSB-Präsidenten. Mantell, ehemaliger Hockeyspieler des HTHC und Mitglied des Eimsbütteler Turnverbandes (ETV), war von 1996 bis 2010 Bezirksamtsleiter in Eimsbüttel und in den vergangenen zwei Jahren als HSB-Vizepräsident zuständig für Sportinfrastruktur. Mit 580.000 Mitgliedschaften in 802 Vereinen und 54 Fachverbänden ist der HSB die größte Personenorganisation der Stadt.

Der Kampf um die HSB-Führung hat indes beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) Spuren hinterlassen. Präsident Alfons Hörmann, 53, schien – wie die Hamburger Politik – wenig amüsiert von dem Versuch, ihn in die Streitigkeiten hineinziehen zu wollen. Mitte der vergangenen Woche hatten Ploß’ Gegner ihm über den Verband Hamburger Skivereine eine interne Mail der Topsportvereine zukommen lassen in der Absicht, Hörmann möge Ploß zum Abdanken bewegen. Auf der HSB-Versammlung fand der ehemalige Präsident des Deutschen Skiverbandes dazu deutliche Worte: „Gelingt es Ihnen nicht, Ihre Reihen zu schließen und den Schulterschluss im Sport hinzubekommen, dann wird eine mögliche Olympiabewerbung Hamburgs ein Traum bleiben, der schnell platzen könnte.“ Sein Appell: „Gehen Sie wie Hanseaten an die Bewerbung heran, und bleiben Sie bei Ihrem Ansatz: mit kühlem Kopf und heißem Herzen.“ Nur dann sei Hamburg auf einem guten Weg.

Grundsätzlich stellte der DOSB-Präsident Hamburg aber ein gutes Zeugnis seiner bisherigen Olympia-Bemühungen aus. Die Stadt sei mit dem nötigen Sportsgeist in den Wettbewerb mit Berlin gegangen. Die Hauptstadt hatte am vergangenen Mittwoch ihre Kandidatur offiziell bekannt gegeben.

„Bürgermeister Olaf Scholz und Sportsenator Michael Neumann ist es gelungen, in der Startphase keinen Fehler zu machen“, sagte Hörmann. Das hätte nicht jeder geschafft. Dass sich der DOSB mit Hamburg beschäftige, sei keine Alibi-Aktion, der Sportbund halte beide Metropolen international für siegfähig. Auf seinen Sitzungen im September und Oktober will das DOSB-Präsidium entscheiden, ob es für 2024 oder 2028 eine deutsche Kandidatur für Sommerspiele geben soll.

Um Hamburgs Olympiapläne vor Ort kennenzulernen, hatten Neumann und Oberbaudirektor Prof. Jörn Walter Hörmann am Sonnabendnachmittag zu einer Fahrradtour durch die HafenCity und den Kleinen Grasbrook eingeladen. Auf der Elbinsel sind das Olympiazentrum mit Olympiastadion, Schwimm- und Mehrzweckhalle, Velodrom und olympischem Dorf geplant. Das Wetter spielte mit. Hamburg zeigte sich bei bedecktem Himmel zwar nicht von seiner schönsten Seite, aber Eindruck hinterließ der Ausflug offenbar dennoch.

Während Hörmanns Hafentrip demonstrierte der HSB schließlich die vom DOSB-Präsidenten geforderte Geschlossenheit. Mit der Verabschiedung der Resolution „Das Tor zur Welt begrüßt die Jugend der Welt“ signalisierten die 95 anwesenden Sportvereine und 29 -verbände ihre Zustimmung zu einer möglichen Olympiabewerbung. Nur ein Delegierter votierte dagegen.

„Olympische und Paralympische Spiele sind eine faszinierende Chance für die sportbegeisterte Stadt Hamburg, sich international zu präsentieren und den Sport in unserer Stadt dynamisch weiterzuentwickeln“, heißt in dem Papier „Ja zu Olympia in Hamburg!“ Am 2. Juli diskutiert das neue HSB-Präsidium mit den Fachverbänden über die Olympiapläne, am 7. Juli mit den Vereinen. „Es wird jetzt unsere Aufgabe sein, die Hamburger für eine Olympiakampagne zu begeistern“, sagte Mantell.