Tom Oelrichs, Wahlleiter von Hamburg-Nord, leitete die Auswertung in der Hamburger Sporthalle. 1630 Helfer waren im Einsatz

Winterhude. „Mein Team ist so gut – es käme auch ohne mich klar“, sagt Tom Oelrichs. Der stellvertretende Bezirksamtsleiter von Hamburg-Nord ist für die Durchführung der Wahl in seinem Bezirk verantwortlich. Sein Arbeitsplatz an Sonn- und Montag: die Alsterdorfer Sporthalle, größtes Auszählzentrum der Stadt. Allein hier sind 130 hauptamtliche Wahlhelfer, meist Mitarbeiter des Bezirksamts, und rund 1500 Ehrenamtliche mit dem Auswerten der Wahlzettel beschäftigt, die am Sonntagabend per Lkw aus den Wahllokalen herangekarrt wurden. Die meisten Helfer blicken auf jahrelange Erfahrung zurück und haben schon mehrere Wahlen begleitet – oft im immer selben Team. Oelrichs ist zum ersten Mal Wahlleiter, davor war er zwölf Jahre Briefwahlvorstand in Altona.

„Dass unserem Bezirk die Sporthalle zur Verfügung steht, ist ein Glück,“ sagt der 42-Jährige. Seine Frau etwa zähle in Altona aus, wo eine seit Jahren leer stehende Büroetage angemietet und instand gesetzt werden musste. In Hamburg-Nord werden die Stimmen aus 227 Wahllokalen und 77 Briefwahlbezirken ausgewertet. Während am Sonntag überall vor Ort ausgezählt wurde, stehen heute dafür nur noch 126 Standorte zur Verfügung. 101 Wahlteams mussten in die Sporthalle ziehen, die Briefwahlergebnisse werden an 77 Tischen in der benachbarten Leichtathletikhalle ausgezählt.

Viele freiwillige Wahlhelfer sind Freunde und arbeiten seit Jahren im selben Team

Die Sporthalle platzt fast aus den Nähten. Pro Wahllokal ist ein Tisch aufgebaut. An jedem sitzen ein Wahlvorstand und sein Stellvertreter, die in einer Schulung auf ihr Amt vorbereitet wurden, und eine Handvoll Wahlhelfer. Sie sind seit acht Uhr hier. Vor sich haben sie stapelweise Stimmzettel, die sie zunächst auf ihre Gültigkeit prüfen und dann nach Parteien sortieren – erst die gelben Zettel für die Zusammensetzung der Bezirksversammlung, dann die roten für die Wahlkreiskandidaten. Ungültige Stimmen kommen auf einen Sonderstapel, bei Unklarheiten landen sie auf dem Stapel „Beschluss“. Sie werden von Oelrichs und einem Experten-Team geprüft, darunter Heino Fölser und Monika Kotzem, beide sonst im Bezirksamt im Management des öffentlichen Raums beschäftigt. Ein Wahlhelfer kommt mit einem gelben Zettel und möchte wissen, ob er gültig ist. Wegen einer Namensgleichheit wurden zunächst fünf Kreuze beim falschen Kandidaten gemacht, durchgestrichen und an einen anderen vergeben. Der Fall ist klar. „Der Wählerwille ist deutlich, also: gültig“, so Oelrichs.

„Die Wahlteams arbeiten selbstorganisiert“, sagt er. Und unterschiedlich schnell. An Tisch 41702 werden gerade die Ergebnisse aus dem Wahlbezirk Uhlenhorst-Hohenfelde auf den gelben Abstreichlisten notiert. Weil viele Wähler ihre Stimmen unter Kandidaten aus verschiedenen Parteien gesplittet haben, herrscht ein ziemliches Gewusel. Ein Stück weiter, an Tisch 41003, werden schon die roten Zettel ausgezählt. „Wir gehen systematisch vor und sind gut eingespielt“, sagt Holger Giese, stellvertretender Wahlvorstand.

Viele Freiwillige arbeiten seit Jahren zusammen, sind befreundet oder verwandt. Das Team von Mustafa Salem und Kristina Kröncke, Wahlvorstände des Wahllokals 42802, besteht aus Freunden und Geschwistern, alle zwischen 25 und 26 Jahre alt. Salem und Kröncke sind die ersten, die ihre Wahlergebnisse in der Ergebnisannahme im ersten Stock präsentieren. Hier sitzen 55 Bezirksamtsmitarbeiter, die die Resultate ins Netz einspeisen. Hier laufen auch die Ergebnisse aus den anderen Auszählstellen des Bezirks auf, wo weitere 900 Wahlhelfer im Einsatz sind. Im Nebenraum, in der „Cleansingstelle“, sitzt Axel Jansen am Computer. Er prüft nach, wenn trotz mehrfacher Kontrolle Ergebnisse nicht plausibel sind. „Es gab einen größeren Tippfehler, aber der wurde schnell entdeckt“, so Oelrichs. Ein gutes Team halt.