Lehrerin Annette Jusek ist Mitarbeiterin des Regionalen Bildungs- und Beratungszentrums Altona und gibt Tipps für den Übergang vom Gymnasium zur Stadtteilschule.

Die Regionalen Bildungs- und Beratungszentren (ReBBZ) helfen Schülern, Eltern und Lehrkräften in schulischen, pädagogischen sowie schulpsychologischen Fragen. Lehrerin Annette Jusek ist Mitarbeiterin des ReBBZ Altona und gibt Tipps für den Übergang vom Gymnasium zur Stadtteilschule.

Hamburger Abendblatt: Am Ende der sechsten Klasse müssen oft zahlreiche Hamburger Schüler vom Gymnasium auf die Stadtteilschule wechseln. Wann sollte man diesen Wechsel vollziehen?
Annette Jusek: Das sechste Schuljahr ist ein schwieriges und kompaktes Schuljahr am Gymnasium. Aber als Alternative gibt es ja die Stadtteilschule, an der die Schüler ein Jahr mehr Zeit bis zum Abitur haben. Es gibt Vorurteile gegen die Stadtteilschule, dabei findet dort oft mehr soziales Lernen statt als am Gymnasium. Wenn Kinder in der sechsten Klasse in den Grundfächern wie Mathematik, Deutsch, Englisch überfordert sind, sollten sie wechseln.

Wäre es besser, schon zum Halbjahr zu wechseln?
Jusek: In den allermeisten Fällen wäre – soweit rechtlich und vom Platz her möglich – der Schulwechsel zum Halbjahr idealer, weil die Auswahl im Februar noch größer ist. Oft hoffen aber die Eltern, dass sich die Leistungen ihrer Kinder noch steigern, versprechen ihnen dafür Geschenke. Aber wenn der Druck vom Elternhaus immer weiter steigt, ist das für die Schüler fatal.

Wann müssen Schüler und Eltern einsehen, dass das Kind am Gymnasium nicht richtig aufgehoben ist?
Jusek: Wenn es eine entsprechende Prognose gibt. Wenn ein Kind total überfordert ist, sollte es so früh wie möglich auf die Stadtteilschule wechseln. Wir sprechen auch bei Bedarf mit dem Kind, den Eltern und den Lehrern.

Was können Eltern dazu beitragen, dem Jugendlichen, der vom Gymnasium auf die Stadtteilschule wechselt, den Übergang zu erleichtern?
Jusek: In erster Linie ist es wichtig, dem Kind zu erklären, dass es kein Abstieg ist und ihm in Ruhe die Vorteile aufzuzeigen, die dieser Wechsel für diesen speziellen Jugendlichen hat. Und die Eltern sollten mit ihm zusammen in eine positive Richtung schauen, es als Neuanfang begreifen, als Chance, besser durch die Schulzeit zu kommen. Es wäre sehr günstig, sich die infrage kommenden Schulen gemeinsam mit dem Jugendlichen anzuschauen und auch Gespräche mit den Abteilungsleitungen zu führen. Stadtteilschulen haben unterschiedliche Konzepte. Die meisten Schulen haben heute gute Internetauftritte, sodass sich Eltern und Kind auch hier ein Bild machen und vergleichen können. Ein guter Kontakt zwischen den neuen Lehrern und den Eltern und das Interesse an all den neuen Eindrücken wird weiter zur Integration am neuen Lernort beitragen.

Wie kann man verhindern, dass ein Schüler, der auf die Stadtteilschule wechselt, sich als Versager fühlt?
Jusek: Indem ihm Eltern wie auch Lehrer das Gefühl geben, dass es keine schlechtere oder bessere Schulform gibt, sondern nur eine, die besser oder schlechter für ihn persönlich ist. Oft sind intelligente Kinder nur mit der Dichte des Schulstoffs überfordert und blühen an der Stadtteilschule regelrecht auf! Sie haben mehr Zeit für ihre Hobbys und ihre Freunde, es wird Druck von ihren Schultern genommen und zu Hause ist die Atmosphäre meist auch entspannter. Oft sind es die Eltern, die das alte Schulsystem noch im Kopf haben, die dem Kind ein veraltetes Bild vermitteln.