Eine Woche lang fallen die Stunden an vielen Standorten der Jugendmusikschule aus. Die rund 300 Mitarbeiter fordern eine bessere Bezahlung.

Hamburg. Sie kämpfen schon lange für mehr Gehalt. Jetzt sind die 310 Lehrer an der Staatlichen Jugendmusikschule (JMS) mit ihrer Geduld am Ende. Seit Montag bleiben Noten und Instrumente eingepackt, es wird gestreikt. „Wir rechnen damit, dass sich etwa 80 Prozent der Musikpädagogen an der Maßnahme beteiligen“, schätzt Agnes Schreieder von der Gewerkschaft Ver.di. Der Unterricht für die meisten der rund 8.000 Jugendmusikschüler, die an rund 100 Standorten unterrichtet werden, wird also in dieser Woche ausfallen.

Bei einer ersten Streikversammlung am Montagnachmittag trafen sich rund 80 Musikpädagogen im Gewerkschaftshaus. Dort erläuterte Agnes Schreieder das Ziel der Tarifverhandlungen, die Ver.di und die Lehrergewerkschaft GEW seit eineinhalb Jahren mit Schulbehörde und Personalamt führen. Sie streben an, die momentan für alle Jugendmusikschullehrer geltende Entgeltgruppe E9 auf E11 anzuheben. Nach E9 bekommt ein Berufsanfänger nach einem vier- bis sechsjährigen Hochschulstudium für eine Vollzeitstelle 2484 Euro brutto im Monat, mit E11 bekäme er ein Anfangsgehalt von 2917 Euro. Denkbar wäre für die Gewerkschaftler auch ein Kompromiss. Würden die Pädagogen nach E10 bezahlt, läge ihr Startgehalt bei 2809 Euro. Ihre Verhandlungspartner wären bereit, E10 zu zahlen, aber nur für diejenigen Jugendmusikschullehrer, die Klassen oder Gruppen unterrichten.

Damit würde ihr Gehalt dem der Musiklehrer, die an Schulen arbeiten, angepasst. „Das finden wir ungerecht“, sagt Agnes Schreieder. „Das Angebot wertet die Arbeit der Lehrkräfte im Einzel- und Kleingruppenunterricht ab und spaltet das Kollegium.“ Klavierlehrer etwa hätten gar keine Möglichkeit, Gruppen zu unterrichten, und könnten nie in diese Entgeltstufe eingruppiert werden. Daher lehnen die Gewerkschaften das Angebot ab.

Generell sind Vollzeitstellen in der Jugendmusikschule selten. „Die meisten von uns fangen ja erst nachmittags an“, sagt Gitarrenlehrer und Familienvater Wolfgang Jüptner. „Da könnten wir unsere Stunden gar nicht abarbeiten. Und selbst wenn, würde es nicht ausreichen, eine Familie zu ernähren.“ Er arbeitet 16,5 Stunden als Jugendmusikschullehrer und doziert darüber hinaus an der Hochschule für Musik und Theater.

Marie-Laure Timmich ist mit 9,5 Stunden angestellt – auf dem Papier. „In Wirklichkeit arbeite ich manchmal sogar 20 Stunden“, sagt die Gesangslehrerin. Als Fachbereichsleiterin ist sie auch für Qualitätssicherung und Personalauswahl verantwortlich, die Leitungstätigkeit aber wird nicht extra honoriert. Um die Zeit für Konferenzen und weitere verpflichtende Tätigkeiten abzugelten, wird zwar jede Unterrichtsstunde der Gesanglehrerin mit dem Faktor 1,6 multipliziert, doch die Bezahlung bleibt schlecht. „Das zeigt, dass musikalische Bildung in der Schulbehörde anscheinend nicht besonders hoch im Kurs steht“, sagt Timmich, die neben ihrer Tätigkeit für die Jugendmusikschule am Konservatorium für Jazz, Pop und Rock unterrichtet.

„E10 für alle kann der Arbeitgeberverband nicht zahlen“, sagt Bettina Lentz, Leiterin des Hamburgischen Personalamts. Schon der von Personalamt und Schulbehörde angebotene Kompromiss, nur einen Teil der Gehälter anzuheben, koste 500.000 Euro im Jahr. Würden alle Lehrer der Jugendmusikschule nach E10 entlohnt, lägen die Kosten bei einer Million Euro. Nach Ansicht einer Jugendmusikschullehrerin würde sich das für die Stadt rechnen. „Ein Teil davon käme als Steuer wieder rein. Und im Alter müsste niemand mehr Grundsicherung in Anspruch nehmen.“ Heute findet im Institut für Systemische Musikwissenschaften (Neue Rabenstraße 13) von 16 bis 18 Uhr eine Podiumsdiskussion statt.