Das Schicksal einer behinderten jungen Frau hat drei Schülerinnen des Gymnasiums Allermöhe beschäftigt: Carmela Orlowski, Chantelle Hajduk und Nicole Diez gingen den Spuren der Bergedorferin Frieda Johanna Dora Fiebiger nach, die dem Euthanasieprogramm der Nazis zum Opfer fiel und mit 33 Jahren unter unmenschlichen Bedingungen in einer Wiener Pflegeanstalt starb.

Frieda Fiebiger lebte mit ihrer Familie in Bergedorf. Schon als Baby litt sie an einer spastischen Lähmung und Krampfanfällen. Im Schulalter wurde sie mit der Diagnose „Schwachsinn“ in die damaligen Alsterdorfer Anstalten eingewiesen. Obwohl motorisch stark eingeschränkt, wurde ihr in der Krankenakte Intelligenz bescheinigt. Doch zu ihren Eltern, die sie regelmäßig besuchten, durfte sie nicht zurückkehren. Bis 1943 blieb sie in den Alsterdorfer Anstalten, nach den Bombenangriffen der „Operation Gomorrha“ wurde sie mit anderen Mitpatientinnen in den „Steinhof“, eine Pflege- und Heil-Anstalt der Stadt Wien, verlegt. Es war eine Todesklinik. Dort starb sie kurz nach Kriegsende an einem Darmkatarrh.

„Sie hatte in Wien unter entsetzlichen Bedingungen gelebt, die Hygieneumstände waren katastrophal, sie bekam kaum etwas zu essen, keiner kümmerte sich um sie“, sagt Carmela. Gemeinsam mit Chantelle hatte sie eine Kopie der Akte von Dora Fiebiger durchgearbeitet, die im Archiv der heutigen Stiftung Alsterdorf lagert. Darin befinden sich auch Briefe von Frieda Fiebiger an ihre Eltern und eine Krankenschwester aus Alsterdorf, in denen sie ihre Lebensumstände schildert. Die beiden Schülerinnen verfassten eine Biografie und sammelten bei ihren Lehrern Spenden für die Verlegung eines Stolpersteins. Den Termin im August 2013 begleitete Mitschülerin Nicole Diez mit ihrer Kamera und erstellte einen Videofilm. Mit Film und Biografie wollen sich die Schülerinnen auch weiter gegen das Vergessen engagieren.