Mit den Auswüchsen des Kolonialismus in Hamburg hat sich Jessica Köster auseinandergesetzt. Die Abiturientin der Stadtteilschule Eidelstedt stieß während ihrer Recherchen für das Schulprojekt „Weiße Flecken der Erinnerung“ auf einen Vertrag zwischen dem Kameruner Prinzen Samson Dido und dem Zoobetreiber Carl Hagenbeck. Der Prinz war in der damaligen deutschen Kolonie Kamerun angeworben worden. Vertraglich hatte er sich verpflichtet, 1886 mit einigen Familienmitgliedern nach Deutschland zu reisen und die Sitten und Gebräuche seiner Kultur in der sogenannten Völkerschau von Hagenbeck darzustellen.

Neben seinem Tierhandel waren die Völkerschauen für Carl Hagenbeck ein lukratives Geschäft. Wie in vielen Völkerschauen während der Kolonialzeit inszenierte auch Hagenbeck die Menschen aus außereuropäischen Ländern in seinen Schauen als bestaunenswerte Exoten. „Sie wurden primitiv und als Halbwilde dargestellt, mussten Kunststücke einstudieren und Kleidungsstücke tragen, die mit ihrer Kultur überhaupt nichts zu tun hatten“, sagt Jessica Köster.

Die 20-Jährige verfasste eine Dokumentation über den historischen Hintergrund zu Prinz Didos Auftritt. Zudem versetzte sie sich in die Lage des Kameruner Prinzen und schrieb ein fiktives Tagebuch über dessen Reise und Aufenthalt in der Hansestadt. Über die historischen Fakten hinaus verdeutlicht es die Erniedrigung und die Unmenschlichkeit, mit der Angehörige anderer Kulturen wie fremde Tiere ausgestellt wurden.

Trotz Abiturprüfung engagierte sich die Hamburgerin, deren Vater aus Ghana stammt, über das Schulprojekt hinaus. Sie hielt zwei öffentliche Lesungen aus dem selbst verfassten Tagebuch. Und sie beteiligte sich im Rahmen einer Ausstellung über postkoloniale Straßennamen mit dem Beitrag „Verdrängte Geschichten: Biografien von schwarzen Menschen in Hamburg“.