Das Angebot der Schulen ist in der Kritik. Für das Abendblatt haben Schüler die Speisen jetzt getestet. Schmecken tut es den wenigsten.

Hamburg. Lauwarm, geschmacklos, ungesund: Die Qualität des Hamburger Schulessens steht in der Kritik. Eltern und Politiker urteilten vor zwei Wochen im Abendblatt vernichtend über Kantinen und Essensausgaben. Gerade bei der Ganztagsbetreuung an den Grundschulen, die seit fünf Monaten läuft, gebe es Verbesserungsbedarf. „Schlecht ist die Lage an den Schulen, die das Essen nur angeliefert bekommen. Geradezu katastrophal ist es dort, wo es überhaupt keine Kantinen gibt und die Schüler in den Klassenzimmern essen müssen“, sagte etwa der Vorsitzende der Elternkammer, Gerrit Petrich. Andere Eltern berichteten zudem von Gerichten, die „ästhetisch unter aller Kanone“ seien. Und an der Grundschule Hinter der Lieth rief der Elternrat sogar zum Boykott der neuen Schulkantine auf. Nicht nur Stefanie von Berg, schulpolitische Sprecherin der Grünen-Bürgerschaftsfraktion, forderte: „Hamburgs Schulkinder brauchen mittags ein gesundes und nährstoffreiches Essen.“ Auch CDU-Schulexpertin Karin Prien sagte: „Das Schulessen ist zu lieblos, zu fade zubereitet, zu wenig pädagogisch begleitet und wird zu hektisch eingenommen.“ Andererseits sei nicht alles schlecht, nur müsse man die guten Beispiele lange suchen. Zumal im Ganztagsschulprogramm der Stadt vorzugsweise Aufwärm-, sogenannte Zubereitungsküchen verwirklicht werden. Besonders diese Form der Essensdarbietung wird vielerorts abgelehnt.

Grund genug, einmal die Meinung derer einzuholen, die es betrifft: Hamburgs Schüler. Das Abendblatt bat Schülerinnen und Schüler, das Schulessen einmal kritisch zu testen und ihre Erfahrungen aufzuschreiben. Herausgekommen sind zehn authentische Antworten auf die Frage: Wie gut oder schlecht ist das Schulessen der Stadt tatsächlich?

Gymnasium Buckhorn

„Richtig satt werde ich selten. Entweder sind die Portionen zu klein, oder das Essen ist nicht so mein Fall. Für den Preis ist mir das zu wenig. Meistens esse ich hinterher zu Hause auch noch etwas. Das Angebot der angelieferten Speisen ist eigentlich groß, drei Gerichte gibt es immer, an der Vielfalt mangelt es jedoch. Die Wahl zwischen Nudeln mit Käsesoße oder Nudeln mit Tomatensoße ist jedenfalls ausbaufähig. Zumal die Nudeln oft verkocht sind und der Rest auch ziemlich wässrig schmeckt. Serviert wird das Ganze als draufgeklatschte Masse. Im Schulnotenbereich würde ich eine Drei bis Vier geben. Die Kantine als solche ist eigentlich ganz nett mit Raumteiler und neuen Lampen. Was nervt, sind die langen Wartezeiten. Fünf bis zehn Minuten steht man immer.

Luisa Hübener, 15 Jahre, 10. Klasse

Gymnasium Oldenfelde

„Unsere Mensa ist schön , sogar ein bisschen wie ein Restaurant, bietet aber nicht genug Platz. Dekoriert wird sie je nach Jahreszeit. Ein überragendes Essensangebot gibt es dennoch nicht. Meist ist aber für jeden Geschmack etwas dabei. Es gibt ein Hauptgericht und eine vegetarische Speise, meistens appetitlich angerichtet, leider oft lauwarm – je nachdem, in welcher Pause man isst. Fleisch oder Fisch, dazu eine Beilage und meist noch etwas Gemüse – so sieht das Hauptgericht aus. Der Nachtisch ist oft süß, manchmal gibt es auch Obstsalat. Zehn bis 15 Minuten Wartezeit sind normal. Die Speisekarte variiert. Vor Feiertagen gibt es meist ausgefallene Nachtische, welche sich auf das bevorstehende Fest beziehen.“

Linda Schwartz, 14, 9. Klasse

Gymnasium Heidberg

„Seit 2011 kocht bei uns ein Catering-Unternehmen frisch vor Ort. Der verantwortliche Koch ist Koch aus Leidenschaft, weshalb das Angebot sehr vielfältig, lecker und abwechslungsreich ist. Drei bis vier Gerichte stehen täglich zur Auswahl. Für jeden ist etwas dabei, sogar für Schüler, die wegen ihrer Religion kein Schweinefleisch essen dürfen. Zum Essen gehört eine warme Mahlzeit und ein Nachtisch wie Obst, aber auch Süßspeisen. Auf dem Speiseplan steht alles Mögliche: Gemüse, Brot, Fleisch, Nudeln, immer ist eine gesunde Beilage wie Salat dabei. Das Essen ist appetitlich angerichtet und hat immer eine gute Temperatur. Platz gibt es in unserer Mensa genug, doch die Tische sind ungünstig gestellt. Es wirkt ein wenig ungemütlich, obwohl oft Blumen oder Ähnliches auf den Tischen stehen. Leider steht man manchmal bis zu 15 Minuten an. Vordrängeln ist ein Problem. Deshalb essen die fünften und sechsten Klassen zu anderen Zeiten.“

Annika Schlichting, 15, 9. Klasse

Stadtteilschule Niendorf

„Meistens wird das Essen einfach auf den Teller geklatscht. Andererseits ist es oft schön heiß, weil man nur ein paar Minuten anstehen muss. Langweilig ist dagegen das Angebot, sehr übersichtlich ist es auch. Es gibt zwar jeden Tag ein anderes Hauptgericht, aber jeden Tag das gleiche Salatbüfett und jeden zweiten Tag Pizza oder Pasta. Groß genug ist das Schulrestaurant und eignet sich deshalb gut zum Runterkommen von der anstrengenden Schule. Ich gebe die Note 3+.“

Tibor Rust, 14, 9. Klasse

Stadtteilschule Stübenhofer Weg

„Es bringt keinen Spaß, in unserer Mensa zu sitzen. Sie ist groß, aber deshalb auch sehr laut. Meistens versteht man sein eigenes Wort nicht: Dafür schon mal Note 3-. Das Angebot finde ich relativ gut, man kann zwischen zwei Gerichten wählen. Meistens lauwarm. Als kleine Nachspeise gibt es oft was Gesundes. Die Salate sehen gut aus, die beiden Hauptgerichte eigentlich auch. Montag etwa gab es ansprechenden Kartoffelbrei mit Soße und Geflügelbällchen sowie Milchreis mit Kirschen, Salat mit Brot und Kiwis. Zehn Minuten Wartezeit sind normal – das sollte mal geändert werden. Alle acht Wochen wiederholt sich die Speisekarte.“

Arbinis Krasniqi, 17, 10. Klasse

Staatliche Handelsschule Berliner Tor

„Ganz grundsätzlich ist unsere Mensa mal positiv zu bewerten, da das Personal immer hilfsbereit, freundlich und sehr zuvorkommend ist. Die Gerichte bieten für jeden Geschmack etwas, falls Extrakreationen oder Zusammenstellungen der Gerichte gewünscht sind, werden diese den Schülern direkt ermöglicht! Da jedes Gericht als kleine oder große Portion angeboten wird, kann man sich ganz nach dem Appetit richten. Auch die Ernährungsbewussten unter uns können ohne Probleme satt werden. Wir essen jedenfalls lieber in unserer Schulmensa als beim nahe liegenden Schnellimbiss 100 Meter weiter.

Annalena Schnell, Svea Carolin Lange, 22 Jahre, Schifffahrtsklasse 13

Helene-Lange-Gymnasium

Unsere Mensa ist relativ klein, deshalb findet nicht jeder Schüler einen Platz, und man muss warten, bis die anderen Schüler fertig sind. Schön und gemütlich ist sie aber. Warme Farben an den Wänden – super! Die Auswahl ist riesig, sie reicht von Fleisch über Nudeln und von Franzbrötchen bis zu Sandwiches. Jeden Tag stehen mindestens vier Gerichte zur Auswahl. An der Salatbar kann man seinen eigenen Salat herstellen. Meistens ist das alles sehr appetitlich, Enttäuschungen kommen selten vor. Brötchen, Laugenstangen, Franzbrötchen oder Muffins gehören zu den kalten Klassikern, warme Kost gibt es in Form von Pfannkuchen, Kartoffelpuffern, Chickenwings oder Maiskolben, Fischstäbchen, Schnitzel, Cordon Bleu, Frikadellen oder Hackbraten. Säfte, Tee, Kakao und Wasser ergänzen das Angebot. Haken an der Sache: Man steht bestimmt zehn Minuten an. Aber dafür bringt jeder Tag etwas Neues und auch Leckeres.

Marina Floridou 14, und Ivana Ravanovic, 13, Klasse 8d

Lise-Meitner-Gymnasium

„Zehn Minuten Wartezeit sind bei uns keine Seltenheit. Das Mittagessen ist in Ordnung, meistens findet jeder etwas. Der Snack ist lecker, der Salat etwas fad. Sobald die ersten gegessen haben, ist die Mensa jedoch dreckig. Die Stimmung beim Essen ist schon o. k, trotzdem hält man sich nicht länger als nötig dort auf. Schön ist, dass wir ein Klavier in der Mensa haben, auf dem die Schüler spielen können. Außerdem gibt es einen Schrank mit Spielen.

Oleksiy Hloskovsky, 15, Esmat Abasi, 15, Kathrin Ehlert, 14, Cosma Küchmeister, 14, 9. Klasse

Gymnasium Bondenwald

„Während der Stoßzeiten findet man oft keinen Platz in der Mensa. In den Pausen muss man sich jedenfalls ernsthaft beeilen, um etwas zu essen zu bekommen, da die Wartezeit von etwa zehn Minuten sehr lang ist. Oft wird deshalb auch die Pausenhalle als „Essensraum“ benutzt. Die Atmosphäre beim Essen geht so. Neben der Vorspeise (kleiner Salat) stehen zwei Hauptgerichte und weitere Kleinigkeiten wie belegte Brötchen oder Süßigkeiten zur Auswahl. Nudeln gibt es immer als Alternativangebot (meistens zwei bis drei Soßen, auch für Vegetarier). Beim Hauptgericht wird täglich gewechselt zwischen Fisch, Hühnchen und anderem Fleisch. Unterm Strich ist unsere Mensa gut. Täglich wird alles selbst gemacht, von den Franzbrötchen bis zum Pudding als Nachtisch. Die Atmosphäre könnte netter und gemütlicher sein, vielleicht tun’s schon ein paar Pflanzen. Im Vergleich mit anderen Schulen ist unsere Mensa aber ganz weit oben.“

Cornelius Gesing, 16, 11. Klasse

Gymnasium Grootmoor

„Eng ist es. Vor allem zur Hauptessenszeit zwischen 12.20 und 12.40 Uhr sind die Schlangen lang und die Zeit zum Mittagessen kurz. Manchmal muss man sich sogar einen anderen Platz suchen, weil die Esstische dann schon besetzt sind. Montag bis Donnerstag hat man zumindest immer reichlich Auswahl. Man kann meistens zwischen fünf Gerichten wählen – vegetarisch oder mit Fleisch. Es sieht nicht aus wie im Restaurant, aber auch nicht uneinladend. Sehr schade ist, dass das Essen nie richtig heiß, sondern meistens lauwarm ist. Manche Gerichte sind sogar fast kalt. Dazu gibt es einen kleinen Salat und einen Nachtisch. Der ist immer unterschiedlich. Mal gibt es etwas Süßes, mal Obst oder Gemüse. Bei den Hauptgerichten gehören Putenbrust und Käsebaguette wohl zu den Favoriten des Kochs, das gibt es jedenfalls sehr oft ebenso wie Milchreis.“

Svea Vierle, 14 Jahre, Klasse 9c