Kluch ist wegen räuberischer Erpressung und Urkundenfälschung angeklagt. Der 55 Jahre alte Boxstall-Geschäftsführer und Komplizen sollen mit Mord und Verstümmelung gedroht haben.

Hamburg. Als die drei anwesenden Kamerateams und weitere drei Fotografen ihre Objektive auf ihn richteten, verbarg Waldemar Kluch sein Gesicht hinter einem Schnellhefter. Der Geschäftsführer des mittlerweile insolventen Hamburger Profiboxstalls Universum saß am Mittwochmorgen, gekleidet in einen grauen Anzug, in Saal 309 des Strafjustizgebäudes und lauschte den Worten des Staatsanwalts, der die Anklageschrift verlas.

Der Hauptvorwurf gegen den 55-Jährigen und seine beiden Helfer Anatoli S., 39, und Andreas T., 36, lautet auf räuberische Erpressung, die mit bis zu zehn Jahren Haft geahndet werden kann.

Kluch und Komplizen sollen mit Mord und Verstümmelung gedroht haben

So soll Kluch, der seit Mai in Untersuchungshaft sitzt, im Zuge der Universum-Übernahme dem Stallgründer und Hamburger Großgastronomen Klaus-Peter Kohl, 69, in der Zeit von Oktober 2012 bis Mai 2013 telefonisch und per SMS Gewalt angedroht haben. Man werde ihm ein Ohr und eine Hand abschneiden, wenn er seinen Antrag auf Zwangsvollstreckung und Versteigerung des Trainingsgeländes in Lohbrügge nicht zurückziehe. Zudem sei Kohl, dem Kluch aus der Geschäftsübernahme im Sommer 2011 noch rund 1,5 Millionen Euro schuldete, ein Kopfschuss angedroht worden, sollte er die Polizei einschalten.

Zur selben Zeit sollen Kluch und die beiden Mitangeklagten dem konkurrierenden Boxmanager Gagik Khachatryan, 44, im Streit um den russischen Schwergewichtler Denis Boytsov, 27, mehrfach mit Gewaltanwendung und Mord gedroht haben. Boytsov, der mittlerweile für das Berliner Sauerland-Team kämpft und als nächster Herausforderer von Weltmeister Wladimir Klitschko gehandelt wird, galt für Kluch als letztes Zugpferd, um die Insolvenz abwenden zu können. Weil er im Vertragsstreit mit dem abwanderungswilligen Boxer und dessen Manager gefälschte Unterlagen vor Gericht präsentiert haben soll, ist Kluch auch wegen Urkundenfälschung angeklagt.

Der Vorsitzende Richter Bernd Steinmetz, der vor einem Jahr den spektakulären Prozess gegen zehn somalische Seeräuber geleitet hatte, hat zunächst bis 8.Januar zwölf Verhandlungstage angesetzt, auch Kohl, Khachatryan und Boytsov werden als Zeugen gehört. An diesem Donnerstag wird zunächst der mit den Ermittlungen beauftragte Kriminalbeamte aussagen. Kluchs Rechtsanwälte kündigten an, dass sich ihr Mandant zu den Vorwürfen nicht äußern werde.

Universum galt lange als der führende deutsche Boxstall. Neben den Klitschko-Brüdern stand auch der mehrfache Halbschwergewichtsweltmeister Dariusz Michalczewski unter Vertrag.