Hamburger Schuhhaus startet systematische Investorensuche. Offenbar schon mehrere Interessenten. Umsatz und Ertrag gestiegen. Zur Suche nach neuen Investoren stützt sich Görtz auf die professionelle Unterstützung.

Hamburg. Der Traum einer Hamburger Hochzeit im Einzelhandel ist geplatzt. Der Versandkonzern Otto zeigt offenbar kein Interesse mehr an einer Beteiligung an der Schuhhandelskette Görtz. Das Schuhhaus hat unterdessen in dieser Woche seine systematische Suche nach Investoren offiziell gestartet. Doch der Hamburger Otto-Konzern „ist nicht Bestandteil des fortlaufenden Investorenprozesses“, wie das Unternehmen seinen Mitarbeitern in einer Information mitteilte, die dem Abendblatt vorliegt. Vielmehr würden nun mit verschiedenen anderen potenziellen Partnern Gespräche geführt. Weder die Otto Group noch Görtz wollten sich am Donnerstag dazu äußern.

Die Schuhhandelskette hatte bereits im Juni bekannt gegeben, dass sie neue Investoren suche. Das traditionsreiche Familienunternehmen, das den Brüdern Ludwig, Friedrich und Thomas Görtz gehört, schreibt seit 2011 rote Zahlen und soll mit einem Sanierungsprogramm möglichst noch in diesem Jahr wieder in die Gewinnzone geführt werden. Bereits im vergangenen Jahr wurde die Zahl der Mitarbeiter um rund 100 auf insgesamt 3700 reduziert und 16 unrentable Geschäfte geschlossen. Die Schuhkette umfasst heute noch etwa 240 Filialen.

Nach Abendblatt-Informationen hatten die Unternehmen Otto und Görtz Anfang August Gespräche über einen möglichen Einstieg geführt, zudem wurden auch die Daten des Unternehmens geprüft. Die Übernahme soll am Ende jedoch an den unterschiedlichen Auffassungen über die Neuausrichtung des Schuhhauses gescheitert sein, wie aus Finanzkreisen verlautete.

Zur Suche nach neuen Investoren stützt sich Görtz auf die professionelle Unterstützung der Unternehmensberatungen Leonardo in Frankfurt und Ziegenhagen in Berlin. „Wir erfahren bereits eine große Resonanz“, sagt Michael Jacobs, Unternehmenssprecher von Görtz. Alle eingehenden Interessensbekundungen sollen in Ruhe geprüft werden, um die bestmögliche Entscheidung für die Zukunft des Unternehmens zu treffen. Ziel sei es, den Gesellschafterkreis zu öffnen, neues Kapital für eine Restrukturierung zu erhalten. Dabei ist die Firmenspitze an einer langfristigen Regelung interessiert, damit das Unternehmen im Sinne seiner fast 140-jährigen Tradition und Kultur fortgeführt werden kann.

Geschäftlich verlief das erste Halbjahr erfolgreich, sagte Jacobs: „Görtz entwickelte sich besser als der gesamte Schuhmarkt.“ Während die Branche in den ersten sechs Monaten ein Umsatzminus von drei Prozent einfuhr, konnte Görtz seinen Umsatz und Ertrag im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sogar steigern. Im operativen Geschäft sei ein deutlicher Ergebnissprung erzielt worden. Damit dürfte das angestrebte Ziel erfüllt werden, noch in diesem Jahr wieder die Gewinnzone zu erreichen, so Jacobs. Genaue Zahlen nannte er jedoch nicht.

Konkreter wird das Unternehmen unterdessen gegenüber seinen Mitarbeitern. Laut Information soll der Umsatz im August sogar um elf Prozent gestiegen sein. Insgesamt bewertete die Geschäftsführung dies als einen „sehr guten Saisonstart“.